Wolfsgebiet Schermbeck

Ein Wolf hat im Oktober 2024 einen hohen Elektrozaun übersprungen

Der Wolf ist am 7. Oktober 2024 im Schermbecker Wolfsgebiet über einen 140 Zentimeter hohen Zaun gesprungen, der unter Strom stand. Erst jetzt veröffentlichte die betroffene Familie Sümpelmann, auf deren Gelände das passierte, das Video in HD-Qualität (mit Nachtsicht und Wärmebildkamera), weil das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen das Material vorab sichten und auswerten wollte.
Nur durch Zufall fand Landwirtin Silke Sümpelmann den Beweis, dass ein Wolf mit Leichtigkeit über ihren Zaun gesprungen ist. Sie entdeckte am nächsten Morgen drei Meter lange Kratzspuren am Boden, woraufhin sie sich das Videomaterial ansah. Der Wolf sei systematisch vorgegangen, sagt sie. Zunächst habe er das Wohnhaus dreimal umrundet.
Die Aufnahme zeigt deutlich, wie der Wolf zweimal eine längere Spur in den Boden kratzt, dabei vor- und zurückläuft, seine Umgebung genau im Blick behält, wie auch den Zaun vor ihm – und dann springt. Etwa 1,80 Meter Höhe und fünf Meter weit, schätzen Silke und Ehemann Markus Sümpelmann.„Es war kein Akt für ihn, es war ganz easy“, erklärt Silke Sümpelmann. „Die Kratzspur war eine Start- und Landebahn, er springt ganz bewusst über diesen Zaun und gibt seine Erfahrung an den Nachwuchs weiter.“ Er müsse durch irgendetwas gestört worden sein, glaubt die Schermbeckerin, denn nur kurz darauf sprang das Raubtier wieder zurück – und das ebenso leichtfüßig.

Im August erklärten viele Landwirte den Herdenschutz für gescheitert

Der Zaun sei so vom Land NRW empfohlen worden und wurde zu einem Drittel durch öffentliche Gelder gefördert, heißt es im  Gahlener Bürgerforum. Es ist eine von drei Kameras, die nach dem letzten Riss von Claus Stamm und seiner Firma CS Sicherheit und Service installiert wurde und eine Aufnahme in selten hoher Qualität zeigt. „Claus Stamm ist uns sehr entgegengekommen“, sagt Silke Sümpelmann dankbar. Anders als die Politik, von der sich die Halter wünschen, dass sie „endlich handelt“. Noch im August erklärten viele Landwirte den Herdenschutz im Kreis Wesel für gescheitert. „Wenn es einen Problemwolf gibt, muss er entnommen werden“, meint Markus Sümpelmann. Bei Hofkatzen sei das auch kein Problem, sie schnell zu sterilisieren, damit sie sich nicht verbreiten. Die unkontrollierte Vermehrung sei das Problem, so Silke Sümpelmann. Auch wenn sie versteht, dass der Wolf Hunger habe und vielleicht Junge versorgen müsse. Diesmal sprang der Wolf „nur“ über den Zaun, anders als es im April und August, als Tiere gerissen wurden.

Viele Landwirte stellen die Weidetierhaltung ein

Mittlerweile höre in Schermbeck ein Schafhalter nach dem anderen auf, wovon in den Medien kaum die Rede sei, sagt das Ehepaar. Viele Landwirte stellen den Betrieb im Stillen ein. Silke Sümpelmann ist überzeugte Weidetierhalterin von Kühen, Rindern und Schafen. Die Schafe halten die Obststreuwiesen sauber. Ihre Rinder lässt die Familie nur noch auf die Hofweide, auch wenn die Familie noch andere Wiesen hat. Gern würde Silke Sümpelmann die Tiere auch auf der Weide abkalben lassen, so wird der Geburtsvorgang von Kälbern bezeichnet. Aber das rieche der Wolf kilometerweit. Aktuell weiß die Familie Sümpelmann nicht, wie sie ihre Tiere im kommenden Frühjahr schützen soll.


Quelle: DZ vom 17. Oktober 2024

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