Witting, Alma

„Geh’ doch zur Alma!“ hieß es, wenn jemand in Not war

1900 in Gelsenkirchen bis 1970 in Dorsten; Kommunalpolitikerin. – Bürgermeister Hans Lampen und der stellvertretende Amtsbürgermeister Rehmann schrieben im Nachruf der über alle Parteigrenzen hinweg geachteten Holsterhausener Kommunalpolitikerin Alma Witting, die nach längerer und heimtückischer Krankheit am 28. November 1970 im 71. Lebensjahr gestorben war:

„Das Amt Hervest-Dorsten und die Stadt Dorsten verlieren ein Ratsmitglied, das allezeit aufopfernd, untadelig und selbstlos für die Gemeinschaft arbeitete. Mit den alten Menschen und den vielen Bürgern, die ihre Hilfe in Anspruch nahmen, bedauern wir ihren Tod. Sie wird unvergessen bleiben.“

w-witting-alma1Mit ihrem inzwischen ebenfalls verstorbenen Mann Eugen Witting, ihren Kindern und Enkelkindern trauerten vor allem die Bürger in Holsterhausen, denen Alma Witting Zeit ihres Lebens eng verbunden war. Vielen ist sie zu ihrer „Mutter“ geworden. Dies betonten auch Bürgermeister Hans Lampen und sein Stellvertreter Fritz Kiersch bei der Beerdigung am 2. Dezember 1970 im Waldfriedhof. Betrachtet man die Fotos, die in den „Ruhr-Nachrichten“ erschienen waren, bekommt man den Eindruck, als ob ganz Holsterhausen der Verstorbenen das letzte Geleit gegeben hatte. Alma Witting geborene Scheuch stammte aus Gelsenkirchen-Ückendorf. 1918 kam sie nach Holsterhausen. Ihr Mann Eugen fand eine Anstellung als Bergmann auf der Zeche Baldur. Schon bald widmete sich die Sozialdemokratin, die 1928 in die Partei eintrat, aufopfernd für die in Not geratenen Familien. Nach der Zechenschließung wurde Holsterhausen von der Regierung wegen der hohen Arbeitslosigkeit, der Hungersnot, der grassierenden Erkrankungen zum Notstandsgebiet erklärt. Alma Witting half, wo sie konnte, was oft über ihre Kräfte ging und warb unaufhörlich in der Gemeinschaft um Mithilfe.

Nach dem Krieg engagierte sie sich als Ratsfrau in der Kommunalpolitik und in der Arbeiterwohlfahrt, deren  langjährige Stadtverbandsvorsitzende sie war. Sie gehörte bereits dem ersten Rat der Amtsvertretung Hervest-Dorsten nach dem Zusammenbruch 1945 an und stritt bis zuletzt in der SPD-Fraktion für soziale Gerechtigkeit, was ihrem Wesen entsprach. Dem Rat der Stadt Dorsten gehörte die Holsterhausenerin von 1961 bis zu ihrem Tode an.

Jeder war ihrer Hilfsbereitschaft sicher

Was diese Frau besonders auszeichnete, war ihre stete Hilfsbereitschaft. „Geh’ doch zu Alma!“, hieß es in Holsterhausen, wenn jemand in Not war. „Die Verstorbene wusste immer einen Rat, sei es, dass bei einer Behörde etwas durchzufechten war oder wenn es um andere Schwierigkeiten ging“, schrieben 1970 die „Ruhr-Nachrichten“. An ihrem 70. Geburtstag, also ein halbes Jahr vor ihrem Tod, wurde sie von einem Reporter gefragt, was denn ihr schönstes Geburtstagsgeschenk sei. Sie antwortete: „Die Eröffnung der Holsterhausener Altenstube!“ Dies sollte ihr letzter großer Erfolg sein.


Quelle:
Wolf Stegemann in „Holsterhausener Geschichten“, Bd. 5, 2008.

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