Entsorgung von 110.000 Kubikmetern Schutt in der Stadt
Nach der fast totalen Zerstörung der Stadt (heutige Altstadt) wollte man zuerst die Trümmer einebnen und die Stadt Dorsten an anderer Stelle wieder errichten, was an fehlenden Freiflächen scheiterte. Der Wiederaufbau wurde nach dem von Bauamtsleiter Ludwig Maduschka, der dieses Amt von 1947 bis 1950 versah, vorgelegten Neuordnungsplan von 1947 unter Einhaltung der mittelalterlichen Strukturen betrieben. Vorher mussten allerdings allein in der Altstadt 110.000 cbm Schutt weggeräumt werden (insgesamt 187.000 cbm). 80 Prozent aller Häuser waren zerstört, 700 Familien obdachlos. Es gab keine Straßen mehr, die Gas- und Elektroleitungen sowie die Kanalisation waren teilweise zerstört. Zu Beginn der Aufbaujahre musste immer wieder an die Dorstener Bevölkerung appelliert werden, die um ein Jahr verzögerte Enttrümmerung voranzutreiben.
Als erstes Geschäft eröffnete das Kaufhaus Kempa
Die Essener Straße mit Blickrichtung Marktplatz, daneben die Lippestraße; unten: Kinder als Steinepicker, daneben das Alte RathausBei der Planung zum Wiederaufbau gab es etliche Auseinandersetzungen des nicht-Dorsteners Ludwig Maduschka mit den einheimischen Haus- bzw. Grundstückbesitzern, die sich dem Wiederaufbauplänen immer dann widersetzten, wenn Änderungen ihrer Grundstücksgröße vorgenommen werden mussten, wobei es manchmal nur um Zentimeter ging. Erst durch die mit Minister-Erlass vom Mai 1948 ergangene Ermächtigung, Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung des Neuordnungsplanes anwenden zu können, wurde vorerst vereinzelt gebaut. Zuerst eröffneten das Kaufhaus Kempa und das Geschäft Siebel in der Lippestraße erste Läden, gleichzeitig begannen die Bordstein-Ausbauarbeiten an der Essener Straße.
Die Währungsreform brachte einen Aufschwung in die Bautätigkeit, so dass zur 700-Jahrfeier 1951 bei einem Wohnungsbedarf von 1.500 bereits 400 Wohnungen fertig gestellt waren und mit dem Bau von weiteren 160 Häusern begonnen werden konnte. 1956 waren 6,3 km Straßen und ein moderner Busbahnhof an der Vestischen Allee gebaut worden. Die zehn zerstörten Gemeindebrücken über Schölzbach, Hammbach und Wienbach standen wieder und von fünf zerstörten Eisenbahnbrücken vier. Bundeskanzler Konrad Adenauer schrieb zum 700. Stadtjubiläum 1951 an die Stadt:
„Mit ungebrochener Energie hat die Bevölkerung den Wiederaufbau in die Hand genommen, um nach Möglichkeit die Wunde, die der Krieg geschlagen hat, zu heilen.“
Quellen/Literatur:
Ernst Pötsch in „700 Jahre Stadt Dorsten“, Dorsten 1951. – Ludwig Maduschka: „Der Wiederaufbau der Innenstadt“, Dorsten 1948. – Frank Gläßner in „Dorsten nach dem Hakenkreuz“, Dorsten 1986. – Ders. in „Neues Leben blüht aus Ruinen“, 1993. – Wolf Stegemann in „Dorsten nach dem Hakenkreuz“, Dorsten 1986. – Dr. W. Banke „Eine statistische Bilanz über Leid und Leistung im Amtsbezirk Hervest-Dorsten“ im HK 1957. – Festrede Dr. Schuknecht zum 725. Stadtjubiläum 1976 (Manuskript).