Gestapo beschlagnahmte die Schreibmaschine des Hervester Pfarrers
1881 in Buer bis 1963 in Dorsten. – Er überstand Nationalsozialismus und Krieg und war von 1936 bis 1963 Pfarrer von St. Paulus in Hervest. Im Juni 1951 konnte er ein seltenes Doppeljubiläum feiern: sein goldenes Priesterjubiläum und sein silbernes Ortsjubiläum. Pfarrer Heinrich Westermann wurde 1881 in Buer-Bülse (heute zu Gelsenkirchen) geboren. Ihm folgten noch zehn Geschwister. Die Priesterweihe erhielt er 1911 in Münster. Danach war er Kaplan in Dorsten, Albersloh, Everswinkel und Stromberg. Heinrich Westermann war ein großer Marienverehrer.
1947 wurden wieder über 70 Jungen und Mädchen gefirmt
Bereits im ersten Jahr seiner Amtszeit in Hervest verboten ihm die Nationalsozialisten die Veröffentlichung des von ihm herausgegebenen Pfarrbriefs und beschlagnahmten seine Schreibmaschine sowie den Vervielfältigungsapparat. Im Zweiten Weltkrieg wurde Hervest mehrmals bombardiert, die Jugendherberge war mit einer Flakabteilung belegt und auf Bauernhöfen waren Ostarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht, aber auch deutsche Soldaten einquartiert, bis am 28. März 1945 amerikanische Soldaten in Hervest einmarschierten. Nach dem Krieg begann sich das Leben in Hervest allmählich wieder zu normalisieren. Die Jahre zuvor zur Gemeinschaftsschule erklärte Paulusschule wurde 1946 wieder katholisch. Im gleichen Jahr konnte auch die erste heilige Kommunion gefeiert und 1947 über 70 Jungen und Mädchen gefirmt werden. Die Einnahmen aus einem Jubiläumsfest der politischen Gemeinde anlässlich des 800-jährigen Bestehens des Dorfes Hervest kamen der Reparatur und dem neuen Anstrich der Kirche St. Paulus zugute. Dafür sorgte Pfarrer Heinrich Westermann. Ostern 1952 kehrte der Franziskanerpater Stanislaus Löns von seiner Chinamission zuurück und feierte in Hervest sein silbernes Priesterjubiläum. Aus China brachte er einen den Geistlichen Pater Hieronymus Tung mit nach Hervest, der hier in St. Paulus am 10. April 1954 seine Primiz feierte (siehe Foto; Bilderklärung unten). Durch den Bau der Ellerbruchsiedlung 1957 wuchs die katholische Gemeinde um 20 Prozent. 1960 verkaufte die Gemeinde den alten Pastoratshof mit fünf Morgen Land und ein Jahr später konnte Heinrich Westermann sein goldenes Priesterjubiläum feiern. Im September 1962 wurde der Pfarrer auf der Dorfstraße von einem Auto angefahren. Von diesem Unfall erholte er sich nicht mehr. Er starb im Mai 1963 im Krankenhaus.
Bilderklärung: Primiz Pater Hieronymus Tung (Mitte) vor dem alten Pastorat. Pater Lewing (r. vorne), ein chinesischer Gast (l. vorne), dahinter Pfarrer Westermann (r.) und Franziskanerpater Gerold Hesse.
Siehe auch: Pfr. Bernhard Grothues
Siehe auch: Pauluskirche
Siehe auch: Pfr. Johannes Heinrich Eming
Siehe auch: Pfr. Franz Schulte Tenderich
Siehe auch: Pfr. Johann Konrad Freyssem
Siehe auch: Pfr. Augustin Stegemann
Siehe auch: Pfr. Joseph und Heinrich Vissing
Siehe auch: Hervest
Siehe auch: Pater Stanislaus Löns
