Vorgeschichte

Jungsteinzeit – „Goldenes Zeitalter“ mit Töpferei und Viehzucht

Etwa um 10.000 bis 8.000 v. Chr. haben die ersten Menschen in der Späteiszeit das Sandgebiet der Hardt und der Hohen Mark sowie die Lippeauen betreten, was Bodenfunde, Moorkunde und Pollenforschung ergeben haben. Bogenschaber, Faust- und Halbkeile aus Feuerstein belegen die Anwesenheit der Menschen in dem mit Birken- und Kiefernwäldern durchsetzten Tundra-Gebiet, wo im wärmsten Monat 10 Grad Celsius, ansonsten eine nasskalte Witterung vorherrschte.

Einträchtig!

Einträchtig! Aufgefunbdene Skelette aus der Vorgeschichte

Mammute, Nashörner, Höhlenbären, Rene und Riesenhirsche waren vorhanden. Beim Ausheben des Lippe-Seitenkanals und in den Lippeauen wurden ein Mammutschädel und das Geweih eines Riesenhirsches gefunden. In der Hochwärmezeit (7.000 bis 6.000 v. Chr.) stieg die Temperatur auf 20 Grad Celsius an, in den Augustmonaten sogar bis auf 40 Grad. Flora und Fauna folgten dem Wandel schnell: Reste der Tundra verschwanden, die Kiefern verdrängten die Birken, es entstanden Eichenmischwälder mit Ulmen, Linden, Eschen, Erlen und Ahorn. Das Mesolithikum (Mittelsteinsteinzeit) ist ausgezeichnet durch die von den Menschen in dieser Zeit geschaffenen Fein- und Kernsteingeräte, manche kleiner als ein Fingernagel: Fischspeere, Harpunen, Klingen, die an Schäften befestigt waren.

Jungsteinzeit galt als das „goldene Zeitalter“ in der Vorgeschichte

Vorgeschichtliche Pfeilspitzen; Sammlung Stegemann

Vorgeschichtliche Pfeilspitzen; Sammlung Stegemann

Im Vest finden sich auch Hinterlassenschaften von Menschen der Kirchberger und Boberger Stufe. Von Haltern bis Dorsten gibt es beiderseits der Lippe etwa 15 wichtige Fundstellen. Die Menschen des Mesolithikum haben die kulturelle Grundlage für die Entwicklung der folgenden 2.000 Jahre geschaffen. Es ist die Jungsteinzeit, die als das „goldene Zeitalter“ (Neolithikum 6.000 bis 3.100 v. Chr.) mit Ackerbau, Viehzucht und Töpferei gilt. Es gab feste Häuser, Siedlungen mit sozialer Ordnung und Bestattungsformen (Brandgräber, Hügelgräber, Urnen). Aus Jägern und Sammlern wurden Viehzüchter und Bauern sowie Händler. Immer wieder werden Urnengräber und Reste von Tieren entdeckt und ausgegraben, wie 1992 bei Bauarbeiten für das Pumpwerk Holsterhausen 20 Knochen aus der Eiszeit (20.000 bis 50.000 Jahre alt).

Frühe Siedlingspuren auf der Hardt entdeckt und ausgegraben

In Vorbereitung auf eine geplante Bebauung haben im April  Ausgrabungen der Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Dorsten-Hardt begonnen. Dort gab es bereits 2014 Voruntersuchungen. Untersucht werden rund 9500 der insgesamt 35.000 Quadratmeter. Die Archäologen sind auf den Spuren einer eisenzeitlichen, frühmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Besiedelung. Gefunden wurden neben Resten von Grubenhäusern auch zahlreiche Pfostenlöcher, die auf größere Bauten schließen lassen. Darüber hinaus kamen auch viele Keramikscherben zum Vorschein. Der Landschaftsverband hofft, weitere Aufschlüsse zu gewinnen, wie Menschen in der Vergangenheit an der Stelle des heutigen Stadtteils Hardt gelebt haben. Die Grabungen werden voraussichtlich bis Ende 2017 dauern. Mit der Vermarktung der Bauflächen könnte die stadteigene Gesellschaft Windor im Verlauf des Jahres 2018 beginnen. 28.000 Quadratmeter sollen als Bauland für rund 50 Einfamilienhäuser und 70 Wohneinheiten in Eigentumswohnungen sowie Mehrfamilienhäusern ausgewiesen werden.


Quellen:
Dr. Franz Ringleb „Aus der frühen Vorgeschichte im Vest“ in VK 1983.

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