Räuber wollten 1782 die Erbschaft des Holsterhausener Pastors stehlen
Der Verfasser der Schilderung, wie eine Räuberbande im Februar 1782 die Pfarrei St. Antonius in Holsterhausen überfallen hatte, ist nicht bekannt. Hier seine überlieferte Schilderung im Originaltext:
„In der Nacht zum 6. Februar wurde Pfarrer Peters von einer Räuberbande überfallen, welche, nachdem sie die eine Magd gebunden, die andere aber, weil sie sich auf dem Kaffböhnen versteckt hatte, nicht hatten finden können, sich sogleich drahn gaben, die Thüre des Schlafzimmers des Pastors zu sprengen; als aber die zu feste Thüre allen Stößen widerstand, und der Herr Pastor auf ihre Aufforderung und Drohung die Thür nicht öffnen wollte, suchten sie dieselbe mitteln einem Beile zu zerhauen.
Der Herr Pastor wies die Räuber erst mit derben Worten ab, und als diese schon ein ziemliches Loch in die Thüre eingehauen hatten, legte er erst sein Gewehr und hernach seine Pistolen an, um durch die Öffnung der Thüre zu schießen.Aber die Gewehre versagten alle, und als er sah, daß die Räuber bald die ganze Thür zerhauen und seiner habhaft werden würden, flüchtete er sich auf einer in einem verborgenen Behälter des Zimmers stehenden Leiter, um nach dem Dachboden zu kommen. Unglücklicherweise fand er aber die Luke so mit Stroh beschwert, daß er, keinen anderen Ausweg sehend, den Herrn um seine Hilfe anrief. Sogleich rannten die Räuber aus dem Haus. Herr Pastor, welcher dies vernahm, machte sich sogleich herunter von der Leiter, schlich sich still aus dem Haus, und suchte auf einem Umwege, das Dorf zu erreichen. Glücklich kam er hier barfuß durch den tiefen Schnee, im Hemd bloß und mit einer Hose angethan, an.
Er machte bei dem Dorfbewohner Burbaum Alarm. Aber dieser, aufgeweckt durch das Klopfen und Poltern, sprang auf und würde den Herrn Pastor misshandelt haben, wenn die Hausfrau ihren Mann nicht auf die Stimme des Herrn Pastors, der es sey, aufmerksam gemacht hätte. Hierauf öffnete man die Kirche und läutete die Nothglocke.
Unterdessen waren die Räuber, welche vorher durch den Nachbarn, von Herrn Pastor Dieckhoff, welcher mit Wagen und Pferden da vorbeygekommen, aber nichts von dem, was in der Pastorat vorging, gewahr geworden war, verscheucht worden waren, nun wieder ins Haus des Herrn Pastor gekommen, als dieselben aber das Läuten der Glocke gehört hatten, haben sie das Beste vom Mobilar mitgenommen und sind davon gelaufen.
Bey der Rückkehr des Herrn Pastors mit seinen Dorfeingesessenen ins Haus fand er dasselbe leer und seinen Verlust auf einige 80 Thaler.Die Veranlassung zu diesem Überfall gab ein Gespräch des Postmeisters Burbaum im Emmelenkamp, der im Scherz ausgesagt hatte, der Herr Pastor habe eine reiche Erbschaft gethan. Er hatte nehmlich ein Kistchen per Post erhalten, worin ihm sein Bruder, ein Kapuziner, einige Kleinigkeiten zum Geschenk überschickte.“