Schiffe von Menschen oder Tieren auf den Wegen am Fluss gezogen
Das Treideln gehörte zu einer Form der Fortbewegung von Schiffen auf der Lippe. Flussabwärts bildete die Strömung eine natürliche Triebkraft. Die durchschnittliche Geschwindigkeit eines getreidelten Schiffes betrug bergab mit Unterstützung der Strömung und der Zugkraft von Pferden oder Menschen, den „Schiffsziehern“, etwa 5 km/h. Der „Treidelpfad“ oder „Leinpfad“ war ein künstlich angelegter Weg entlang am Flusslauf. Getreidelt wurde, indem vom Ufer aus entweder von Menschen oder Pferden gezogen wurde. Gefürchtet waren Stromschnellen. Eine gab es bei Hervest und eine weitere zwischen Dorsten und Gahlen. Bei der Bergfahrt musste an diesen Stellen mit einer Art Flaschenzug das Schiff vorangebracht werden. Kleinere Lippeschiffe bis etwa 70 Tonnen Tragfähigkeit waren mit vier Mann, größere mit sechs Mann besetzt. Solche Schiffe wurden bei voller Ladung von mehr als einem Dutzend Pferden gezogen. Die Schiffsführer hießen im Volksmund „Schieberbas“ und seine Schiffer „Schiffsknechte“. Lippeabwärts liegt das idyllisch gelegene Krudenburg, das als „Treidelschifferdorf“ bekannt ist.
„Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen dort die Schiffer und Flößer vor Anker. Pferdebauern übernachteten ebenfalls in dem damals bedeutenden Ort. Mit Hilfe ihrer Pferde zogen sie die Frachtkähne vom Ufer aus flussaufwärts“ (Naturpark Hohe Mark).
Kilometerstein 147 nahe Hasselbecke
Nach langer Suche fand der Dorstener Heimatforscher Walter Biermann im Jahre 2011 den Kilometerstein 147 am damaligen Treidelpfad in der Nähe des Naturparks Hasselbecke, wo die Lippe im 18. Jahrhundert verlief. Der Stein wurde restauriert, wieder aufgestellt und durch eine Informationstafel ergänzt. Die Kilometersteine waren Orientierungspunkte einerseits für die Schiffsführer und andererseits für die Schiffzieher bei der Abrechnung ihres Lohnes.