Trautner, Peter

Vom abgebrochenen Petrinum-Schüler zum geachteten Künstler

Von Wolf Stegemann – 1951 in Essen bis 2017 in Fröndenberg; bildender Künstler, Maler, Zeichner Skulpteur. – Er  schlug einen Lebensweg ein, den man in einer solchen Quirligkeit nicht allzu häufig bei Petrinum-Abgängern findet. Nach der Volksschule in Essen besuchte er das Gymnasium Petrinum in Dorsten bis zur Obertertia (9. Klasse). In dieser Zeit wohnte der Internatsschüler in dem bis 1975 bestehenden Konvikt St. Peter des Franziskanerklosters. Dann ging er ab, machte in Essen eine Lehre als Maschinenschlosser und absolvierte nebenher die Abendschule mit Fachabitur. Danach studierte er in Siegen Sozialarbeit, brach das Studium ab und jobbte als Werkzeugmacher, LKW-Fahrer, Postbote Antiquitätenhändler und in der Saison im Tierpark Dortmund. Während all dieser existenzsichernden Tätigkeiten entdeckte Peter Trautner sein Interesse und Talent, sich künstlerisch zu betätigen und bildete sich autodidaktisch aus. Er malte und zeichnete und stelle in Cafés und Kneipen aus, dort wo er sich gerade aufhielt.

Zahlreiche Ausstellungen im Ruhrgebiet, in Westfalen, Sachsen und Italien

Ruinenausblick , Acryl

Künstlerisches Interesse, zwar nicht auf dem bildnerischen Sektor, brachte er aus seiner Kindheit mit in sein Erwachsenenleben. Die Großmutter hatte in Essen einen Musikalienhandel, der Großvater trat als Kunstpfeiffer in Kabaretts auf. Die Mutter und zwei Tanten hatten Musik studiert. So wurde aus Peter Trautner auch ein Künstler, einer mit Papier und Pinsel, Leinwand und Farbe, Metall und Holz. Seit 1990 hatte er dann in Fröndenberg seinen Beruf als freiberuflicher Zeichner, Maler und Skulpteur gefunden. Als Auftragsarbeiten bemalte er Fassaden, malte Wandbilder und gab Kunstkurse bei der VHS. Zudem war er bis zu seinem Tod Vorsitzender des Fröndenberger Kunstvereins. Er war auch politisch aktiv. Im Jahr 2000 kandidierte er bei der Landtagswahl im Wahlkreis Unna I für die „Partei des Demokratischen Sozialismus“. Erfolglos, denn er konnte lediglich 0,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Da war er in der Kunst schon erfolgreicher. Er hatte zahlreiche Ausstellungen zwischen dem Siegerland und Sachsen, vor allem im Ruhrgebiet und im westfälischen  Raum, aber auch mehrmals in Italien und den Niederlanden. Bedacht wurde er mit zwei Stipendien und mehreren Kunstpreisen. In Fröndenberg hatte Peter Trautner den Weg für den Aufbau des Kunstvereins bereitet, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod im Jahr 2017 war. Im Nachruf zitierte die Westfälische Rundschau einen künstlerischen Wegbegleiter des Verstorbenen: „Ich habe einen richtigen Bohemien kennengelernt, ein Urvieh, einen Typen, der er war.“ Die Vielseitigkeit habe ihn immer beeindruckt. „Er konnte mit Ton arbeiten, er hat mit Stahl gearbeitet, mit Glas, mit Gläsern, mit Bronze.“

Er sah Religion als Weltreligion gemeinsamen Ursprungs

“Narrenschiff”, Acryl 2013

In Dorsten war der Schüler Peter Trautner in klösterlicher Obhut der Franziskaner. Für den erwachsenen Peter Trautner spielte Religion eine Rolle als Weltreligion, indem er sämtliche Religionen unter einem gemeinsamen ursprünglichen Wunsch der Menschen nach dem Verständnis ihres Seins betrachtete und das auch sehr pragmatisch immer wieder in Kunst verwandelte. Zur Ausstellung im Wallfahrtsort Telgte mit dem Titel „aufkreuzen“ schuf er eine Kreuzbrot-Backform mit einem Brot, das in seiner Zusammensetzung einem sonntäglichen süßen Brot der Hebräer vor 2000 Jahren entsprechen könnte. Es ist jetzt im Museum Heimathaus Münsterland zu sehen. – Auf dem hier veröffentlichten Bild „Narrenschiff“ ist der Narr nicht der Antreibende, sondern der im Schwimmring treibend die Lineatur am Rumpf begutachtet. Eine Botschaft?


Quellen: Westfälische Rundschau vom 26. März 2017. – Wikipedia-Eintrag (Aufruf 2018). – Homepage Peter Trautner (Aufruf 2018).  

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