Im Jahr 2017 vom Deutschen Tierschutzbund mit Plakette ausgezeichnet
1959 wurde der Tierschutzverein für Dorsten und die Herrlichkeit Lembeck von Obersteiger Blaschke gegründet. Schon ein Jahr später hatte der Verein 192 Mitglieder, die im Ellerbruch in Hervest-Dorsten ein Tierheim errichteten. Die Eröffnung fand am 1960 statt, bei der auch der Verbandsvorsitzende Dr. Roth-Brüser (Gladbeck) und Dorstens Bürgermeister Paul Schürholz sprachen. Der MGV 1948 Hervest-Dorsten und die Bergmannskapelle von Fürst Leopold sorgten für die musikalische Umrahmung. Die Attraktion für Kinder war damals ein Äffchen, ein Fuchs und mehrere Meerschweinchen sowie ein Waschbär. Im Jahr 2000 musste sich mehrmals die Stadtverwaltung um Vorkommnisse im Tierheim kümmern, als Klagen über alkoholisiertes Personal nicht abrissen. 2011 forderte die Tierheimleitung wiederholt die Kastration von Katzen. Im Januar 2011 hatte das Katzenhaus des Tierheims eine Überbelegung von 50 Tieren, von denen nur 35 weitervermittelt werden konnten.
Tierheim auch Begegnungsstätte „Soziale Stadt Hervest“
Die Gebäude sind stark sanierungsbedürftig oder abbruchreif, die Unterbringung der Tiere entsprach daher nicht der Norm. Im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt Hervest“ legte im Jahre 2011 der Tierschutzverein als Träger des Heims ein neues Konzept vor. Die Mitgliederzahl des Tierschutzvereins war inzwischen von 27 auf 70 gestiegen (Stand 2011). Zentraler Bestandteil des neuen Konzepts sind ein Café mit Wintergarten und ein Schulungsraum sowie die Einbindung verschiedener Seniorengruppen, die sich um die Tiere kümmern. Das Tierheim soll so in eine Begegnungsstätte mit Funktionen für die Jugend-, Senioren- und Vereinsarbeit umgewandelt werden. Dieses Konzept wurde in Dorsten als sinnvoller Baustein der „Sozialen Stadt“ angesehen. Die Bezirksregierung und das Land teilten diese Auffassung nicht und lehnten den Förderantrag Ende 2011 ab. Bei aller Sympathie für das Konzept entspräche es nicht den Anforderungen der Förder-Systematik.
Tierschutzverein bekommt ab 2013 eine höhere finanzielle Förderung
Für 2012 hat die Verwaltung noch 50.000 Euro überwiesen. Ein zum 1. April 2013 zwischen der Stadt und dem Tierschutzverein abgeschlossener 15-seitiger Vertrag regelt den Erhalt des Tierheims und die zukünftige Arbeit. Die Stadt zahlt einen jährlich Zuschuss in Höhe von 80.000 Euro. Davon werden eine hauptamtliche Ganztagskraft und Teilzeitbeschäftigte bezahlt. Vom verbliebenen Geld müssen Gerätschaften, Futter, Gebäudekosten, Ausstattung, Strom-, Wasser- und Heizkosten, Müllabfuhr und vieles mehr bezahlt werden, wofür der Betrag nicht ausreichen dürfte. Der Verein benötigt im Jahr noch etwa 30.000 Euro Spenden, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Schließlich wäre die ordnungsgemäße Unterbringung von Fundtieren eine Pflichtaufgabe der Stadt, würde sie diese nicht an den Tierschutzverein delegieren. – Ein neues Tierheim, das in nächster Zeit fällig werden wird, kostet bis zu 500.000 Euro. Die Stadt hat im Haushalt aber nur 200.000 Euro vorgesehen. Durch Eigenleistungen und Sponsorengelder soll die Restsumme aufgebracht werden. Eigentümer des Geländes ist die Stadt, die es an den Tierschutzverein verpachtet hat. Der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats hat im November 2015 einen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro bewilligt. Inzwischen summierte sich das Gesamtvorhaben Tierheim auf rund 500.000 Euro, das sind rund 100.000 Euro mehr als kalkuliert. Die Planungsfehler können allerdings nicht dem Tierschutzverein angelastet werden, stellte der Stadtrat fest. Der Tierschutzverein hat selbst 85.000 Euro am Spenden für den Umbau gesammelt.
Trotz höherem Zuschuss der Stadt: Minus für 2023 noch 70.000 Euro
Zwischen dem „Tierschutzverein Dorsten und Herrlichkeit Lembeck“ und der Stadt Dorsten gab es im Dezember 2022 eine Auseinandersetzung über die Finanzierung des Tierheims in Hervest. Es ging um 75.000 Euro, die dem Verein nach eigenen Berechnungen für das Jahr 2023 noch fehlen. Dabei hatte der Haupt- und Finanzausschuss vor wenigen Tagen erst entschieden, den jährlichen Zuschuss trotz der Finanzkrise fast zu verdoppeln: von 120.000 Euro auf 225.000 Euro, das sind sogar 15.000 Euro mehr als ursprünglich geplant. „Das ist unser Beitrag zu einem Kompromiss, so die Stadt Dorsten. Die Eheleute Noel und Marina Hinz, die das Tierheim betreiben, machen eine andere Rechnung auf – und indirekt auch Druck auf die Verwaltung: „Die Betreuung von Fundtieren ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Wir sind dem Wohl des Vereins verpflichtet und haben die Verantwortung, jeglichen Schaden vom Tierschutzverein abzuwenden.“ Für die finanzielle Not des Tierschutzvereins macht das Vorstands-Paar mehrere Faktoren verantwortlich: höhere Energiekosten, höhere Tierarztkosten und höhere Personalkosten. Außerdem gebe es deutlich weniger Spenden als früher, Einnahmen aus Festen und Verkaufsaktionen seien in der Corona-Pandemie eingebrochen. „Wir haben der Stadt schon im September signalisiert, dass wir ohne eine vollständige Kostenübernahme die Aufnahme von Fundtieren aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen können.“
Die Stadt hat die Zeit bis zur politischen Entscheidung im Dezember 2022 indes für eigene Recherchen genutzt. Und kam zu anderen Einschätzungen und Berechnungen: Der neue Zuschuss würde das Budget des Tierschutzvereins eigentlich fast vollständig decken, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Aufnahme von Fundtieren sei schließlich auch in der Satzung verankert.
Zu viel Personal, meint Dorsten Bürgermeister
Im Tierheim sind trotz großen ehrenamtlichen Engagements fünf Vollzeitkräfte beschäftigt, außerdem zwei Auszubildende. „Zu viele“, sagte Bürgermeister Tobias Stockhoff nach Rücksprache mit dem Kreisveterinäramt. Das hält vier Vollzeitstellen und einen Azubi für ausreichend. Marina Hinz akzeptiert dies nicht, weil damit die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit an 365 Tagen im Jahr nicht gewährleistet wäre. Der Verein hofft, sich mit der Stadt verständigen zu können. Oder es findet sich überraschend ein Geldgeber, denen das Wohl von Hunden, Katzen und vielen weiteren Klein- und Großtieren auch finanziell am Herzen liegt.
Mehrere Einbrüche und Verwüstung
Unbekannte Täter brachen im Februar 2014 gleich mehrmals hintereinander in das Tierheim ein und verwüsteten den Büroraum, knackten den Tresor und richteten einen Gesamtschaden von rund 4.000 Euro an. Auch in den Pferdestall wurde eingebrochen, aber nichts gestohlen und den Pferd kein Leid zugefügt.
Tierheim nach fünf Jahren Umbauzeit wiedereröffnet
Nach einem umfassenden Umbau, der rund 1 Million Euro kostete, wurde das Tierheim im April 2017 mit einem Frühlingsfest neu eröffnet. Den Umbau förderten die Stadt Dorsten, die zuständigen Behörden, die ortsansässige Volksbank und Sparkasse Vest sowie Bürger mit Spenden und tatkräftiger Hilfe. Dazu Jürgen Plinz vom Präsidium des Deutschen Tierschutzbundes: „Dass innerhalb von fünf Jahren aus einem abrissreifen Tierheim so etwas Vorbildliches geworden ist, das habe ich noch nirgendwo in Deutschland erlebt!“ (zitiert nach DZ). Über dieses Lob freute sich besonders die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Heike Unkel (Foto). Im September 2017 wurde das Tierheim vom Deutsche Tierschutzbund mit der Plakette ausgezeichnet, die besagt, das dass Tierheim nach den Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes arbeitet. Übrigens hat das Tierheim In diesem Jahr 176 Katzen und 84 Hunde aufgenommen, dazu viele Kleintiere wie Nager oder Vögel. Fast alle Tiere konnten vermittelt werden.
Heike Unkel mit goldener Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet
Die Vorsitzende Heike Unkel wurde für ihre ehrenamtliche Tätigkeit Ende 2017 von der Stadt mit der „Goldenen Ehrennadel“ ausgezeichnet. Heike Unkel ist seit 2012 Vorsitzende des Tierschutzvereins und war zuvor bereits über mehrere Jahre Mitglied. Mit dem Neubau des Tierheims habe sie der Unterkunft für Fundtiere eine neue Ausrichtung gegeben und maßgeblich dazu beigetragen, dass das für den Verein gewaltige Projekt erfolgreich beendet werden konnte. Bemerkenswert sei hierbei, dass sie für ihren Verein eine enorm hohe Summe zur Mitfinanzierung der Baumaßnahme aufbringen konnte.
Mit Heike Niemann stellte der Tierschutzverein Dorsten 2018 erstmalig eine hauptamtliche Leiterin für das Tierheim ein. Zuvor war sie in Hamm und in Münster und ist IHK-Prüferin für angehende Tierpfleger.
Seit Mitte 2019 Noel Hinz neuer Vorsitzender
Der Tierschutzverein wählte Mitte 2019 einen neuen Vorstand. Heike Unkel, die sich im vergangenen Jahr aus dem Vorstand zurückgezogen hatte, wurde auf Vorschlag des Vorstandes die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Zum Nachfolger als ersten Vorsitzenden des Tierschutzvereins wurde der bisherige Geschäftsführer Noel Hinz gewählt. Ihm folgt als neuer Geschäftsführer sein bisheriger Stellvertreter Jörg Kempfert. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Spende von Torsten Sträter
Der inzwischen bundesweit bekannte Kleinkunst-Star Torsten Sträter verzichtete im Juni 2020 bei seinem Auftritt bei der „Dorstener Comedy-Night“ im Autokino Dorsten auf seine Gage und spendete die 600 Euro komplett an das Tierheim in Dorsten. Nicht zum ersten Mal hat Torsten Sträter den Dorstener Tierschutzverein unterstützt.
Ausgemusterte Legehennen vor der Schlachtung bewahrt
Der Tierschutzverein Dorsten und Herrlichkeit Lembeck hatte im September 2020 am vergangenen Samstag 16 Hennen bei sich aufgenommen. Sie stammen aus Freilandhaltung und wurden mit 195 anderen Hühnern und zwei Hähnen gerettet. Mit drei Monaten werden Hennen an die Legebetriebe ausgeliefert. Sieben Eier müssen die Hennen wöchentlich produzieren. Zum Vergleich: Eigentlich legt ein Huhn einmal im Jahr ein Gelege mit etwa fünf Eiern. Nach spätestens einem Jahr gelten die Tiere als unrentabel und werden ersetzt. Die aussortierten Hennen werden für gewöhnlich geschlachtet. Der Verein „Stark für Tiere“ kooperiert mit Landwirten, damit die ihre Nutztiere nicht zum Schlachter geben, sondern den Tierschützern überlassen. „Stark für Tiere“ gibt die Legehennen dann in liebevolle Hände, wo sie der Schlachtung entgehen und ein artgerechtes Leben führen können. 15 Monate sind die braungefiederten Hennen erst jung. Bei guter Haltung können Hühner gut zehn Jahre alt werden. Doch die hochgezüchteten Vögel sind anfällig für Krankheiten. So haben die Tiere mit den Spätfolgen zu kämpfen – Verklebungen der Eierstöcke seien nicht selten. Die 16 Neuankömmlinge im Dorstener Tierheim leben vorerst separiert und werden aufgepäppelt. Bald dürfen sie aber auf dem Gelände in Hervest nach Herzenslust scharren, picken und flattern. Denn: Die Hühner sollen nicht in die Vermittlung gehen, sondern auf dem Gelände möglichst frei und mit „viel Luft und Licht“ leben können. Hochleistungsfutter zur Eierproduktion bekommen sie nun nicht mehr und die Menge der gelegten Eier entscheidet nicht mehr über Leben und Tod.
Tiere suchen ein Zuhause: Ein ganzer WDR-Drehtag im Tierheim
„Tiere suchen ein Zuhause“ – diese im WDR seit Jahrzehnten gesendeten Folgen vermittelt Tiere aus Tierheimen an private Halter. Am 22. Mai 2023 aus dem Tierheim Dorsten. Zu diesem Zweck war das WDR-Fernsehteam mit der Moderatorin Simone Sombeck einen ganzen Tag lang im Tierheim Dorsten und drehte für die Sendung die notwendigen Szenen. Zu Wort kam dabei Marina Hinz, die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins. Mit dabei waren auch das Tierheim Marl und Barbara Klobusch von der Schildkrötenauffangstation, die in die Kamera eine Schildkröte hielt und erklärte, warum durch falsche Tierhaltung der Panzer des Tieres verformt wurde. Auf einem Strohballen ihr gegenüber saß die Moderatorin Simone Sombeck.
Die Tiere, die vom Tierheim Dorsten ihren großen Auftritt hatten, waren Hunde und Katzen. Border-Collie-Mischling Blacky kannte das Prozedere schon. Der Rüde ist zehn Jahre alt, lebt seit 2015 im Tierheim und wurde in der Sendung schon mehrfach vorgestellt. Zweimal wurde er auch vermittelt – und kam doch zurück. Nun hoffen alle darauf, dass er mithilfe der Sendung ein dauerhaftes Zuhause findet. Während der Filmaufnahmen kam es auch zu einem Aufnahmestopp, weil die Hühner wohl vor Aufregung über das ungewohnte Hin und Her zu laut gackerten. Doch sie wurden dann mit Futter stillgehalten, über das sie sich hergemacht hatten. In der Sendung wurden dann auch Aufnahmen über die Dorstener Schildkrötenauffangstation gezeigt sowie auch über Tierheime in Heinsberg, Koblenz und Marl informiert, Letzteres mit dem Tierheim Dorsten eng zusammenarbeitet.
Übrigens: Die WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ wurde jahrelang von der Journalistin Hella Sinnhuber moderiert, die heute mit dem Dorstener Künstler Bernd Dietrich verheiratet in Gahlen wohnt.
Frühlingsfest am Tierheim: Viele Initiativen kümmern sich um Tiere in Not
Schon seit 1959 gibt es den Dorstener Tierschutzverein, der das Tierheim an der Ellerbruchstraße in Hervest unterhält. Daneben gibt es noch etliche Vereine, die sich mit bestimmten Tierarten befassen. Jährlich lädt das Tierheim zu einem Frühlingsfest an der Ellerbruchstraße ein. Das Frühlingsfest am Tierheim ist jedes Jahr wieder ein Forum zum Austausch über Probleme mit Haustieren oder Wildtieren. Hier findet sich für fast jedes Problem eine Fachkraft, die beraten kann. Beim Fest im Juni 2022 stellten sich auch wieder etliche Gruppen vor, die sich mit bestimmten Tierarten befassen wie zum beispielsweise die Initiative für Streunerkatzen, die Papageienhilfe NRW, die Dorstener Schildkrötenauffangstation, die Hamsterhilfe, die „Notmeris Ruhrgebiet“, die sich um Meerschweinchen kümmert. Der Verein „Wat ne Feder“ päppelt Wildvögel auf und entlässt sie wieder in die Freiheit. „Schokuhminza“ retten ehemalige Milchkühe vor dem Schlachthaus. „Graues Gold“ ist auch ein Verein, der unter anderem mit Hunden die Bewohner von Seniorenheimen besucht. Bekanntlich betreibt die Gruppe auch das vegane und vegetarische Restaurant „Cookies’s Veggies“ in Hervest. Das Dorstener Tierheim selbst fährt zweigleisig mit kleinen Haustieren wie Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen und verschiedene Vögel. Die werden auch weiter vermittelt. Parallel dazu betreibt das Tierheim auch einen Gnadenhof. Diese Tiere werden nicht mehr abgegeben, sondern verbringen hier ihren Lebensabend. Dazu gehören Schafe, Ziegen, Hängebauchschweine, Pfauen, Hühner und Gänse. Viele von ihnen wurden aus schlechten Haltungsbedingungen übernommen. Es sind auch ehemalige Legehennen dabei, die vorher nur ihre Batteriebox kannten. Mit Stadt von Juni 2022 versorgt das Tierheim 160 Tiere. Damit ist der Verein am Limit.
Tierheim Dorsten unterschreibt Brandbrief an Bundesregierung
Deutschlandweit sind die Tierheime maßlos überfüllt. Auch das Tierheim Dorsten klagt über große Probleme. Noch nie war das Tierheim in der Ellerbruchstraße so überfüllt wie Mitte des Jahres 2023. Als einer von 47 Erstunterzeichnern wandte sich das Tierheim Dorsten mit einem Brandbrief an Cem Özdemir, Landwirtschaftsminister der Bundesregierung. Das Schreiben wurde vom Bündnis Schattenhunde aufgesetzt und beinhaltet insgesamt neun Forderungen an die Bundesregierung. Unter anderem wird das unkontrollierte Züchten thematisiert. Außerdem geht es im Brandbrief um einen verbesserten Auslandstierschutz, der den Tiermarkt im Ausland regulieren soll, sowie die finanzielle Unterstützung der Tierheime. Erst Ende des Jahres 2022 hatte das Tierheim Dorsten einen Finanzstreit mit der Stadt. Geändert habe sich an der damaligen Situation laut Tierheimverwaltung aber nichts. Die Gespräche seien jedoch weiter im Gange. Das Tierheim Dorsten erhofft sich von dem Brief eine verbesserte Wahrnehmung des Tierschutzes. „Wir sind mit unseren Kapazitäten am Ende. Dieses Jahr ist die Situation echt extrem“, betont Tierheimleiterin Annika Niemann. Weitere Aufnahmen kann sich das Tierheim Dorsten kaum leisten. Anfragen gibt es aber massenhaft, die aus ganz Nordrhein-Westfalen kommen.
2023 Rekordjahr: Noch nie so viele Tiere aufgenommen
Für die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer des Dorstener Tierheims war 2023 so anstrengend wie selten ein Jahr zuvor. Dafür gesorgt hatte auch die Rekordzahl von 530 neu aufgenommenen Tieren. Vom Wellensittich bis zur Ziege war alles dabei. Es hätten auch mehr sein können, doch das Tierheim stieß an sein Kapazitätsgrenze. Damit das Team mit den zahlreichen ehrenamtlichen Kräften diese Liste künftig etwas besser abarbeiten kann, nimmt es 2024 ein großes Projekt in Angriff. Zwei alte Gebäude sollen für die Unterbringung der Tiere hergerichtet werden. Unter anderem müssten Schäden ausgebessert werden, was Geld kostet. Dazu ist der Tierschutzverein auf Spenden angewiesen.
2024 Sparkasse Vest: Unterstützung für tierische Großfamilie
Vest Future, die Spendenaktion der Sparkasse Vest Recklinghausen, startet in die neue Saison. Auch der Tierschutzverein Dorsten ist dabei. Der Tierschutzverein Dorsten und die Herrlichkeit Lembeck versorgen neben den klassischen Tierheimtieren (Hunde, Katzen usw.) auf dem vereinseigenen Lebenshof auch noch eine Vielzahl weiterer Tiere wie Ziegen, Schafe, Hängebauchschweine, Gänse, Hühner und Pfauen. Die Tiere werden auf Lebenszeit betreut und versorgt. Der Unterhalt und die tierärztliche Versorgung werden ausschließlich aus Spenden und Patenschaften finanziert. Die Unterkünfte der Tiere sind in die Jahre gekommen. Derzeit werden dringend neue Türen für die Ställe benötigt. Die Hühner müssen eine Teilüberdachung in ihrem Auslauf haben und auch die Teichanlage für die Gänsefamilie soll ökologisch umgestaltet werden. Viele Arbeiten werden in Eigenregie von den engagierten Ehrenamtlichen übernommen, manche müssen von Fachfirmen durchgeführt werden. Vest Future, die Spendenaktion der Sparkasse Vest Recklinghausen für Vereine und gemeinnützige Organisationen, startet in die neue Saison. Unter www.vestfuture.de hat das Wettrennen um die vordersten Ränge und die höchste Spendensumme begonnen.
Fundtiere und viele verhaltensauffällige Problem-Hunde
Vor allem bei den Katzen und Hunden stößt das Tierheim an seine Grenzen. 72 Katzen beherbergt das Tierheim Dorsten derzeit – Platz gibt es eigentlich aber nur für 60. Auf die 15 vorhandenen Hundezwinger verteilen sich jetzt schon 17 Hunde. Doch auch bei den Kleintieren sieht die Lage nicht viel besser aus. Erst kürzlich musste das Tierheim neun ausgesetzte Riesenwidderkaninchen aufnehmen. Zur Aufnahme von Fundtieren ist das Tierheim verpflichtet. Immer mehr Tiere müssen aus Tierschutzgründen eingezogen werden. Gründe für die steigende Anzahl der Problem-Hunde seien das sogenannte „Animal Hording“ – das krankhafte Sammeln von Tieren – sowie die Vernachlässigung oder Überforderung der Besitzer.
Eine der vielen Ursachen für Überfüllung der Tierheime steht auch im Zusammenhang mit der vergangenen Corona-Epidemie. Viele Menschen, die sich in der Coronazeit Haustiere zugelegt haben, haben jetzt nicht mehr die Zeit, sich um das Tier zu kümmern. Andere Ursache für die aktuellen Probleme der Tierheime ist auch die unkontrollierte Vermehrung der Hunde durch Hobbyzüchter. Dagegen will das Tierheim Dorsten zusammen mit den anderen Tierheimen deutschlandweit mit dem Brandbrief an die Bundesregierung vorgehen. Außerdem geht es um einen verbesserten Auslandstierschutz, der den Tiermarkt im Ausland regulieren soll, sowie die finanzielle Unterstützung der Tierheime.
2024: „Dramatische“ Lage in Tierheimen – Unterstützung gefordert
Deutsche Tierheime sind in einer desaströsen Situation. Die Lage der Tierheime in Deutschland ist dramatisch und ihre akute Überlastung ist eines der dringlichsten Tierschutzprobleme. In rund zwei Dritteln der Tierheime gibt es laut Deutschem Tierschutzbund einen Aufnahmestopp, denn die Einrichtungen seien unterfinanziert und überfüllt. Insbesondere die Spontankäufe von Tieren durch Menschen ohne besonderes Wissen über das Tier sind ein Hauptproblem, sagte Kari. Das habe sich während der Corona-Pandemie nochmals deutlich verschärft. Spontan wurden Hunde gekauft, ohne dass sich etliche Käufer darüber Gedanken machten, wo das Tier zum Beispiel im Urlaub bleibt oder wer die Tierarztkosten zahlt. Wenn solche Fragen dann akut wurden, landeten die Hunde viel zu häufig im Tierheim. Diese Lage entspannte sich kaum. Daher brauchen die Tierheime neben einer schnellen finanziellen Entlastung verbindliche Regelungen zum Thema Online-Heimtierhandel. Auch eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen könnte helfen. „Bevor ein Tier einzieht, sollte man sicherstellen, dass das Tier für immer bleiben kann“, zitierte die Dorstener Zeitung die Sprecherin des Tierschutzbundes Lea Schmitz. Außerdem solle man nicht im Internet Tiere „shoppen“, sondern sich im Tierheim umschauen.
Siehe auch: Hella Sinnhuber
Quellen (Tiere suchen ein Zuhause): Marie-Therese Gewert in DZ vom 14. Mai 2022. – Sabine Bornemann in DZ vom 8. Juni 2022. – Sebastian Jentsch in DZ vom 5. Aug. 2023. – dpa in der DZ vom 31. März 2024.