Ungebrochener Höhenrekord im Segelfliegen
1914 in Hervest-Dorsten bis 1999 in Dorsten; Luftfahrtpionier. – Die Frage, ob es ohne ihn einen so guten Neustart des Segelflugplatzes nach 1945 in Dorsten gegeben hätte, könnte nur spekulativ beantwortet werden. Fakt ist, dass er es war, der das Segelfliegen in Dorsten wieder spannend und salonfähig machte, die Wiedereinrichtung durch persönliches Einsatz und Vorbildhaftigkeit beförderte.
Otto Thybussek wuchs in der schlechten Zeit der Weimarer Republik auf, lernte auf der Zeche Fürst Leopold Maschinenschlosserei. Nebenbei bastelte er unter Anleitung von Lehrer Herpers am ersten Dorstener Segelflugzeug aus Holz mit dem Namen „Herrlichkeit Lembeck“. 1935 wurde Thybussek Pilot bei der Luftwaffe und stieg zur damals höchsten Qualifikation auf: Er wurde Blindfluglehrer (Flug nach Instrumenten). In tausenden von Flugstunden lehrte er den jungen Piloten, mit Stoppuhr und Wendezeiger ein Flugzeug ohne Radar durch Nacht, Wolken und Unwetter zu fliegen. Im krieg verlor Otto Thybussek ein Bein, als er mit einer von den Franzosen erbeuteten Maschine bei Königsberg gegen einen Schornstein flog.
Otto Thybusseks Flugzeug war während des Flugs völlig vereist
Nach dem Krieg wurde der Segelflug seine Passion. Sein Engagement für andere war aber stets auch gepaart mit eigenem Ehrgeiz. So gelang es ihm auch, über den Borkenbergen einen Traum wahr zu machen und den Brillanten für das Goldene Segelflugabzeichen zu erwerben. Dafür musste er in einer Gewitterwolke einen Höhenflug von 5.000 Meter absolvieren. Er sagte dazu dem WDR-Reporter Hajo Jahn 1981: Mein Flugzeug war völlig vereist und sah aus wie eine kandierte Frucht. Neben den Brillanten bekam Otto Thybussek von Egon Graf Westerholt noch das „Blaue Band der Borkenberge“, das zuvor nur den Jagdflieger-General Adolf Galland erhalten hatte. Am Boden setzte sich Thybussek mit seinen Freunden für die Errichtung des Flugplatzes zwischen am Kanal ein. Otto Thybussek starb 1999. – Inzwischen trägt ein Flugzeug des Luftsportvereins Dorsten seinen Namen. Das Flugzeug ging allerdings bei einem Schulungsflug zu Bruch. Wenn das Gebäude der Flugleitung auf dem Segelflugplatz fertig renoviert ist, soll es „Otto-Thybussek-Haus“ genannt werden.
Quelle:
Text nach Jo Gernoth „Der mit dem Donner tanzte“ in Stadtspiegel-Exklusive vom 9. November 2012.