Nach dem Aus von Taxi Heethey gibt es nur noch zwei Taxiunternehmen
Nach mehr als 25 Jahren in Dorsten fuhren die Fahrerinnen und Fahrer von „Taxi Heethey“ Ende 2022 ihre vorerst letzten Schichten. Nach dem Tod des Chefs Georg Heethey hatte die langjährige Mitarbeiterin Anke Hinz das Unternehmen im Sommer übernommen und es eigentlich weiterführen wollen, doch das sei irgendwann nicht mehr möglich gewesen, hieß es. Acht ehemalige Beschäftigte von Taxi Heethey sind aber weiterhin auf Dorstens Straßen unterwegs. Sie fahren jetzt für den früheren Konkurrenten „Taxi Dorsten“. Neben Beschäftigten hat „Taxi Dorsten“ auch Fahrzeuge übernommen, die für Heethey bestimmt waren, wegen der Geschäftsaufgabe aber nicht mehr ausgeliefert werden konnten. Drei davon fahren in Dorsten, zwei gingen nach Gladbeck zu Taxi Saka. Die Flotte von „Taxi Dorsten“ wächst damit auf 13 Fahrzeuge. Neben „Taxi Dorsten“ gibt es in Dorsten noch „Taxi E“ aus Wulfen. Das Heidener Unternehmen „Taxi Dankbar“ bedient auch Kunden im Dorstener Norden. Dorthin blickt aber auch Ömer Saka und kündigt an: „Wir werden uns demnächst nach Deuten und Wulfen vergrößern.“
Taxitarife im Kreis Recklinghausen: 20-prozentige Erhöhung im Jahr 2022
Der Kreis Recklinghausen hat die Taxi-Tarife überprüft: Taxifahren ist kein preiswertes Vergnügen. Fahrgäste zahlen für diese Dienstleistung im Kreis Recklinghausen heute rund 20 Prozent mehr als noch vor gut einem Jahr. Allerdings werden die Tarife 2023 nicht noch einmal angehoben. Der Kreis Recklinghausen (Verwaltung und Kreistag) legt die Höhe der Beförderungsentgelte fest. In dem Verfahren werden die Taxiunternehmen (rund 50 im Vest), die kreisangehörigen Städte, darunter Dorsten, und die Industrie- und Handelskammer vom Kreis angehört. Die letzte, im Mai 2022 vom Kreistag beschlossene Tariferhöhung wurde in zwei Stufen (zum 1. August 2022 und zum 1. April 2023) umgesetzt. Seitdem gilt im Tagtarif der Grundpreis von 4,40 Euro und ein Kilometerpreis von 2,20 Euro. Im Nachttarif muss der Kunde 4,60 Euro (Grundpreis) und 2,40 Euro je Kilometer bezahlen. Damit hätte für die nächsten drei bis dreieinhalb Jahre eigentlich Ruhe herrschen sollen an der Taxitarif-Front. Dass sich die Kreisverwaltung in diesem Sommer noch einmal mit der Thematik beschäftigt hat, ist der Taxibranche geschuldet, die die Erhöhung um 20 Prozent im Frühjahr letzten Jahres als nicht auskömmlich eingestuft hatte. Vor allem die explodierenden Dieselpreise bereiteten den Taxiunternehmern zu dem Zeitpunkt große Sorgen. Der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen (VSPV e.V.) hatte deshalb eine zweistufige Tarifanpassung mit einem Volumen von insgesamt 29 Prozent angeregt.
Dieselpreise um 25 Prozent gesunken
Der Kreis hält eine erneute Erhöhung des Taxentarifs momentan für nicht angezeigt und begründet das vor allem mit der Entwicklung der Dieselpreise. Im Vergleich zum März 2022 sei der Sprit in diesem Sommer (Stand Juni 2023) um 25 Prozent billiger. Auch die Erhöhung des Mindestlohns sei im derzeitigen Taxitarif bereits berücksichtigt. Die Kreisverwaltung räumt allerdings ein, dass die Kosten für Wartung und Reparatur von Fahrzeugen laut Preisindex um mehr als 13 Prozent gestiegen sind. Der Kreis will nach eigenen Angaben die Entwicklung des Marktes weiter beobachten und den Taxentarif Mitte 2024 erneut überprüfen. Bis dahin kostet zum Beispiel eine zehn Kilometer lange Fahrt von Dorsten nach Barkenberg 26,40 Euro im Tagtarif sowie 28,60 Euro im Nachttarif (22 bis 6 Uhr). An Sonn- und Feiertagen wird der Nachttarif auch tagsüber berechnet.
„Taxi Heethey“ schloss zum Jahresende 2022 seinen Betrieb
Das traditionsreiches Dorstener Taxi-Unternehmen „Taxi Heethey“ stellte zum Jahresende 2022 den Betrieb ein. Nachdem im August 2022 der Taxi-Chef Georg Heethey mit 58 Jahren gestorben war, übernahm die seit 25 Jahren für Heethey tätige Anke Hinz die Leitung des Betriebs, da die Erben das nicht taten. Allerdings fand sie nicht die notwendige Unterstützung, so dass sie den Betrieb nicht weiterleiten konnte. Das Familienunternehmen „Taxi Heethey“ gab es in Dorsten seit 1996. Damals gab es noch weitere Taxi-Unternehmen in Dorsten. Besonders die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für Taxi-Unternehmen schwierig, da wegen der Corona-Pandemie Kneipen und Restaurants schließen mussten und keine Veranstaltungen mehr stattfanden, verloren Taxi-Firmen wichtige Einnahmequellen. Nach dem Aus von „Taxi Heethey“ verblieben in Dorsten noch die Unternehmen „Taxi Dorsten“ und „Taxi E“ in Wulfen sowie „Taxi Dankbar“, die alle im Dorstener Norden fahren.
Zur Geschichte:
Vor 130 Jahren das erste Taxiunternehmen in Deutschland gegründet
Neben Gesuchen für Milchlieferanten und Vertretern für Lumpen sorgte im September 1893 eine Anzeige im „Anhaltischen Staats-Anzeiger“ für Aufsehen: „Motorwagen-Fahr-Verkehr“ kündigte regelmäßige Fahrten von Dessau ins rund 15 km entfernte Wörlitz an. Der Fahrpreis damals: Eine Mark. Das erste Taxiunternehmen Deutschlands war geboren. Vorher fuhren Postkutschen und Fuhrwerke. Die Behörden hatten damals viele Bedenken gehabt, als der Dessauer Schlosser Friedrich Lutzmann bei der Polizeiverwaltung den Antrag stellte, mit dem Auto Auftragsfahrten für Personen zu unternehmen. Die Behörden hatten mit hohen Auflagen reagiert: Nur Lutzmann selbst oder sein Kompagnon durften das Auto fahren. Er musste für alle Schäden haften, die möglicherweise durch sein Gefährt verursacht würden, bei Eintritt der Dunkelheit mussten zwei Wagenlaternen angeschaltet und bei Schnee geläutet werden. So wurde vor 130 Jahren Friedrich Lutzmann in Dessau zum ersten Taxiunternehmer. Es kamen die ersten motorisierten Gefährte auf den Markt, so entstanden auch in anderen Orten Personen-Auftragsfahrten. Vermutlich ist allerdings schon nach wenigen Monaten Schluss gewesen mit dem motorisierten Taxiunternehmen. Die Fahrten waren auch sehr teuer gewesen. Laut Umrechnung der Bundesbank entspricht eine Mark von 1893 heute knapp acht Euro.
Sechs Jahre nach den ersten Fahrten in Dessau erkannten die Gebrüder Opel, die damals Nähmaschinen und Fahrräder herstellen, das Potenzial des Autos und kaufen die Dessauer Motorwagenfabrik von Lutzmann im Jahr 1899. Der „Lutzmann“ war schließlich das erste Auto von Opel, das in Rüsselsheim produziert wurde. Lutzmann allerdings schied nach nur zwei Jahren bei Opel aus dem Unternehmen aus. „Er hat als Techniker gedacht, nicht als Kaufmann“, erklärt Historiker Kreißler. Weil er sich vertraglich nicht mehr mit Autos beschäftigen durfte, versuchte Lutzmann sich in verschiedenen Bereichen, verarmte, lebte zeitweise in Brasilien und der Schweiz. Heute erinnert ein Grabstein in seiner Heimatstadt Dessau an den „Pionier des deutschen Kraftwagenbaus“. Und während es 1893 nur einzelne Fahrgäste gab, schätzt der Bundesverband der Taxiunternehmen, dass kurz vor der Coronapandemie jährlich etwa 445 Millionen Mal Menschen in Deutschland Taxi gefahren sind. Im Jahr 2018 gab es laut Statistischem Bundesamt einen Höchststand von Taxiunternehmen in Deutschland: Mehr als 25.200 Unternehmen waren demnach registriert. Allerdings sank die Zahl anschließend deutlich. Im Jahr 2020 verzeichnete das Statistikamt rund 20.900 Taxiunternehmen, was ungefähr dem Niveau des Jahres 2014 entspricht.
Siehe auch: TaxiBus
Quellen: Manuela Hollstegge in DZ vom 16. Juli 2019; rwo in DZ vom 18. Jan. 2023, nib in DZ vom 29. Dez. 2022. – Michael Wallkötter in DZ vom 13. Sept. 2023. – DZ vom 16. Sept. 2023 (nach Angaben des Historikers Kreißler).