Streppelhoff, Dr. Robin

Sportwissenschaftler untersuchte das Verhältnis Sport und Politik mit Israel

W. St. – Geboren 1981 in Münster, aufgewachsen in Gütersloh; Wissenschaftler im Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn und Autor vieler Fachbücher und Artikel in Zeitschriften. – Der Name Streppelhoff ist in Dorsten allgemein bekannt, vor allem auch durch den Wassersportler Thomas Streppelhoff, der allerdings mit dem Sportwissenschaftler Robin Streppelhoff nicht direkt verwandt ist. Die Beziehungen Robin Streppelhoffs zu Dorsten sind minimal. Er war als Kind des Öfteren in Dorsten, wenn seine Eltern in Dorsten Verwandte besuchten. Denn seine Eltern Winfried und Merle Schneeweis sind gebürtige Dorstener und wohnten in der Innenstadt. Seine Eltern machten in Dorsten Anfang der 1970er-Jahre das Abitur und verzogen danach zum Studium nach Münster, wo 1981 ihr Sohn Robin geboren wurde. Wenige Monate nach dessen Geburt verzog die Familie nach Gütersloh, wo der Vater bis zu seiner Pensionierung am Städtischen Gymnasium unterrichtete. Die Mutter war als selbstständige Geschäftsfrau mit dem Versandhandel Bridgeland sowie ihrem Lehrangebot im Bridgecolleg und dem Lernsystem BieT (Bridge in einem Tag) erfolgreich. Robin Streppelhoff, der in Gütersloh Abitur machte, erinnert sich, dass ihn seine Eltern oft mit nach Dorsten genommen hatten, wenn sie Verwandte besuchten. „Aus meiner Kindheit habe ich viele gute Erinnerungen an Dorsten, wo ich u. a. am Schölzbach, in der Hermannstraße und in der Katharinenstraße mit meinen Cousinen und Cousins gespielt habe. Mittlerweile bin ich nur noch selten in Dorsten.“ Nach dem Abitur studierte Robin Streppelhoff von 2002 bis 2006 an der Deutschen Sporthochschule Köln Sportwissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Sportpolitik und Sportgeschichte. 2006 ging er an die University of Brighton, wo er das Studium 2007 als Master of Arts (Sport, Culture and Society) abschloss. Zurück in Köln war Streppelhoff für sechs Monate als Wissenschaftliche Hilfskraft tätig, promovierte, und arbeitete dann bis 2012 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sporthochschule und befasste sich vor allem mit dem Thema Sportpolitik und bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.

Der Sport war der Brückenschlag zur deutsch-israelischen Annäherung

1970 vermeldete die westdeutsche Botschaft in Tel Aviv, dass die von der Bundesrepublik Deutschland gestartete Imagekampagne für die Olympischen Spiele von 1972 Früchte trage. Die Erfahrungen der letzten Jahre, so der Botschafter, hätten bestätigt, dass Sportveranstaltungen besonders dazu beitrügen, einer breiteren israelischen Öffentlichkeit das Bild eines „neuen, gewandelten Deutschlands“ näherzubringen. Diesem „Brückenschlag“, der dem Sport zwischen den beiden Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg gelang, widmet sich Robin Streppelhoff in seiner an der Deutschen Sporthochschule in Köln angenommenen Dissertation, die in der Reihe „Studien zur Sportgeschichte“ erschienen ist. Seit 2012 ist Robin Streppelhoff als Fachgebietsleiter für Informationsdienstleistungen am Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in Bonn tätig. Er beschäftigt sich aber nicht nur in der Theorie mit Sport – auch in der Praxis. Er ist seit 2016 Fußball-Trainer beim SC Brühl 06 und seit 2020 als stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des Stadtverbandes.

Sein Buch ist eine hervorragende Grundlage für weiterführende Studien

In seinem 2012 erschienen Buch „Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen“, das international Furore machte, informiert und deutet  Streppelhoff das westdeutsch-israelische Sportverhältnis in neun Kapiteln. Robin Streppelhoff hat nach umfangreichen Recherchen in Archiven der Politik und des Sports sowie durch Auswertung von Presseberichten und Zeitzeugeninterviews in beiden Ländern eine erste systematische Darstellung der Rolle des Sports in der Frühphase der deutsch-israelischen Beziehungen vorgelegt. Dabei wird deutlich, wie Initiativen Einzelner, die Zusammenarbeit von Sportverbänden und -vereinen, staatlich geförderte Programme des Jugendaustauschs und Städtepartnerschaften ein einzigartiges Feld der Begegnung schufen und eine politische Wirkung entfalteten, die im öffentlichen Bewusstsein beider Länder bisher kaum wahrgenommen wurde. Dazu Eva Maria Gajek vom Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität in Gießen:

„Nach einer Einführung und einem kontextualisierenden Kapitel zu den offiziellen diplomatischen Beziehungen sowie einem Exkurs zum Kulturkontakt vor 1945 widmet er sich dem jüdischen Sport in der Bundesrepublik nach der Shoah. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Wiederbegründung jüdischer Sportvereine eine starke gemeinschaftsstiftende Wirkung innerhalb der jüdischen Gemeinden besaß. Führende Gemeindemitglieder waren sowohl als Funktionäre wie auch als Sportler engagiert. Dies förderte die ersten Kontakte zwischen dem jüdischen und dem deutschen Sport bei Wettkämpfen innerhalb der Makkabi-Bewegung. Für die 1950er-Jahre betont Streppelhoff den Einfluss der ,Wiedergutmachung’ auch für den Sport. Sie führte schließlich zu einer intensiven Korrespondenz, in der Willi Daume, der Präsident des Deutschen Sportbunds (DSB), eine wichtige Vermittlerrolle einnahm. ….  Insgesamt liefert die Studie eine gute und wichtige Grundlage zur geschichtswissenschaftlichen Erfassung der bis dahin kaum untersuchten Aufnahme und Normalisierung der Sportbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel…“

Streppelhoffs „Gelungener Brückenschlag“ ist eine hervorragende Grundlage für weiterführende Studien – nicht nur im Hinblick auf das Verhältnis von Sport und Politik, sondern auch im richtungweisenden Sinne einer „Internationalen Geschichte“.

Weitere Veröffentlichungen Robin Streppelhoffs (Fachbücher und Artikel)

„E-Sport und Serious Games – Videospiele im Sportkontext“, Bibliographie, 2018. – „Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen“, Academia, 2012. – „Jüdischer Sport und Jüdische Gesellschaft (Jewish Sport and Jewish Community). – „Sportbetrug. Eine Bibliographie anlässlich des bundesdeutschen Gesetzes zur 51. Änderung des Strafgesetzbuches – Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation“, 2017. – „Korruption im Fußball“, Bibliographie, 2015. – „Jüdischer Sport in Köln 1933-1938, 2015. – „Siegen für den Führer. Der Kölner Sport in der NS-Zeit“, 2015. – „Forschungs- und Betreuungsprojekte im deutschen Schwimmsport“, Bibliographie – Teil I: Schwimmen (mit J. Tuppi) BISp, 2015. – „Avery Brundage und der Mythos vom unpolitischen Sport –  eine ideengeschichtliche Spurensuche“, Stadion 40 (1), 2014. – „Zur Verbesserung der Beziehungen – deutsche Sportler in Israel 1966-1971, Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 41, 2013. – „Im Schatten von München – die XXI. Weltspiele der Gelähmten in Heidelberg 1972 (mit D. Westermann) SportZeiten (2), 2012. – „The Relationship between North Korea and the Socialist Bloc in the Olympic Movement” (mit K Mi-Suk) Journal of Olympic History, 2011. – „Competition Through Gritted Teeth – Sporting Encounters between Israel and the GDR”, Stadion 36 (1), 2011. – „Konferenzschaltung – Sport- und Medienstadt“, Sport für Köln – gestern, morgen, heute, 2009. – „Zwei Deutsche in England – Die Fußballkarrieren von Bernd Trautmann und Alois Eisenträger“, 2009. – „Tennis als Leistungssport in der DDR“, 2007. – „Nachhaltige Bewegung mit bewegenden Momenten in Deutschland“ (mit A. Pohlmann),2007. – „Bewegende Emotionen für Deutschland: Sportgroßveranstaltungen aus unterschiedlichen Perspektiven“ (mit A. Pohlmann) 2007. – „Innovation auf bewährtem Fundament: Informationsdienstleistungen des BISp“, 2007.


Quellen: Schriftliche Informationen von Dr. Streppelhoff, Gespräch W. Stegemann mit Dr. Streppelhoff (2021). –  Sportinformationsportal SURF (Aufruf 2021). – Eva Maria Gajek: Rezension zu: Streppelhoff, Robin: Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen. St. Augustin bei Bonn 2012, in: H-Soz-u-Kult, 27. 6. 2013. – Hans Joachim Teichler, Verzögertes Erinnern. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im bundesdeutschen Sport, in: Zeitgeschichte-online, Dezember 2012. – Stefan Hübner: Robin Streppelhoffs Gelungener Brückenschlag, Sehepunkte 13 (2013). – Xing / Dr. Robin Streppelhoff (Aufruf 202). – Homepage SC Brühl 06/45 e.V. (Aufruf 2021).

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