Basketball, Fußball, Tennis: Gehälter Männern und Frauen unterschiedlich
Durch neue TV-Deals und Tarifverträge dringen zwar manche Frauensportarten langsam in neue Sphären vor und entwickeln professionellere Strukturen. Allerdings bleiben die Unterschiede enorm.
Was war das für ein Erfolg für Leonie Fiebich und Nyara Sabally: Die beiden deutschen Basketballspielerinnen haben mit den New York Liberty im November 2024 die Meisterschaft in der US-Liga WNBA gefeiert. Die beiden Nationalspielerinnen befanden sich damit sportlich auf dem Basketball-Olymp. Auch finanziell standen Fiebich und Sabally ordentlich da. Über das Gehalt der beiden WNBA-Champions können allerdings die Männer, die in der amerikanischen Basketball-Liga NBA aktiv sind, nur müde lächeln. Denn der Gender Pay Gap, der Abstand zwischen dem Einkommen von Männern und Frauen, ist nicht nur im Basketball riesengroß. Doch es gibt auch Ausnahmen. Zudem sorgen Verbände und geänderte Tarifverträge dafür, dass sich der Frauensport finanziell weiter professionalisiert. Ein Überblick über die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen im Leistungssport.
Basketball: Die Gehaltsverträge im US-Spitzenbasketball sind transparent einsehbar. Leonie Fiebich zum Beispiel, die 2024 ihre erste Saison in der WNBA spielte, verdient als sogenannter Rookie (Neuling) rund 67 000 US-Dollar (63 000 Euro) im Jahr. Nyara Sabally steht bei rund 73 000 US-Dollar (68 500 Euro). Zum Vergleich: NBA-Champion Jayson Tatum von den Boston Celtic bekommt derzeit pro Jahr rund 63 Millionen US-Dollar (59,3 Millionen Euro).
Die WNBA-Gewinnerinnen Fiebich und Sabally verdienen also etwa ein Tausendstel von dem, was Tatum bekommt. Der US-Amerikaner gehört zu den absoluten Topverdienern in der NBA. Immerhin: Die Spitzenverdienerin in der WNBA, Jackie Young, erhält 250 000 US-Dollar jährlich (236 000 Euro). Das entspricht 0,4 Prozent und damit ein Zweihundertfünfzigstel von Tatums Jahresgehalt. Fiebich sagte in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Als Rookie in der WNBA verdient man aktuell wirklich wenig. Wir leisten dieselbe harte Arbeit wie die Männer, aber am Ende kommt für uns viel weniger dabei heraus.“ Auch deshalb hat die Spielerinnen-Gewerkschaft den Tarifvertrag mit der Liga kürzlich gekündigt. Die Forderung: Ein größerer Anteil an den Einnahmen (zum Beispiel TV-Erlöse, Verkauf von Tickets) der WNBA soll an die Spielerinnen fließen. In der NBA bekommen die Profis rund 50 Prozent der Einnahmen, in der WNBA sind es nur 9 Prozent. „Mit einem neuen Vertrag hoffen wir, dass die Bedingungen deutlich verbessert werden“, erklärte Fiebich.
Fußball: Im US-Fußball gilt jetzt ein neuer Tarifvertrag zwischen den Profispielerinnen und der National Women’s Soccer League (NWSL). Dank diesem steigt der Mindestlohn für jede Fußballerin von 38 000 auf 48 000 US-Dollar (45 000 Euro) pro Jahr. Bis zum Jahr 2030, wenn der Vertrag ausläuft, steigt der Mindestlohn auf 82 500 US-Dollar (77 300 Euro). Eine Gehaltsobergrenze gibt es nicht. Die frühere deutsche Nationaltorfrau Almuth Schult, die in der US-Liga für Kansas City Current spielt, äußerte sich im RND-Podcast „Almuths Pausen-T“ erfreut. „Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagte sie und ergänzte: „Davon sind wir in den europäischen Ligen bei den Frauen noch sehr weit entfernt. Die Männer lachen darüber.“
Der für die Fußballerinnen lukrative Tarifvertrag kam unter anderem zustande, weil die NWSL erst kürzlich einen neuen TV-Vertrag abgeschlossen hat. Die Vereinbarung beschert der Liga 240 Millionen US-Dollar (225 Millionen Euro) in vier Jahren. Der vorherige Dreijahresvertrag hatte der Liga lediglich 4,5 Millionen US-Dollar (4,2 Millionen Euro) eingebracht. Zum Vergleich: In der Bundesliga fallen die Medienerlöse für die Profifußballerinnen schmal aus. Der aktuelle TV-Vertrag des DFB bringt den Klubs jährlich 5,17 Millionen Euro. In England, in der Women´s Super League, belaufen sich die TV-Einnahmen laut übereinstimmenden Medienberichten auf etwa 18 Millionen Euro im Jahr.
Wie im Basketball spielt mit Blick auf die Gehälter auch im globalen Fußball eine große Rolle, dass das Interesse von TV-Sendern und damit auch von Zuschauerinnen und Zuschauern bei den Männern deutlich höher liegt als bei den Frauen. Den am höchsten dotierten Vertrag hat laut der auf Fußballfinanzen spezialisierten Plattform „Capology“ der Portugiese Cristiano Ronaldo abgeschlossen. Der Superstar soll in der saudi-arabischen Pro League bei Al Nassr im Jahr rund 200 Millionen Euro Gehalt einnehmen.
Zu den Topverdienerinnen bei den Frauen gehört mit rund 535 000 US-Dollar (500 000 Euro) jährlich laut übereinstimmenden Medienberichten die Australierin Sam Kerr, die für den FC Chelsea in England spielt. Ronaldo verdient damit 400-mal so viel wie Kerr. Und das, obwohl die Zuschauerzahlen in den Stadien in Saudi-Arabien (8000 im Schnitt) nur knapp höher liegen als in der englischen Liga (7000). Finanziert wird Ronaldos Geld somit weniger durch die Zuschauer. Vielmehr steht hinter dem hohen Gehalt der saudische Staat, der durch die Personalie Ronaldo wohl das unter anderem durch Menschenrechtsverletzungen beschädigte Image des Landes aufpolieren will.
Mit dem Blick nach Deutschland werden ebenfalls große Gehaltsunterschiede deutlich. Während in der Frauen-Bundesliga einige Spielerinnen allein von ihrem Fußball-Gehalt nicht leben können, gehen die Jahresentgelte bei den Männern über die 20 Millionen Euro hinaus. Die „Sportschau“ berichtete kürzlich, dass 27 Prozent der Bundesligaspielerinnen 2000 bis 3000 Euro im Monat verdienen. Weitere 35 Prozent bekommen weniger als 2000 Euro.
In einer 2022 erschienen Studie, die in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht nachzulesen war, wurden die Gehälter der Spieler der deutschen Nationalmannschaft der Männer und die der Frauen verglichen. Im Schnitt verdiente jeder Nationalspieler rund 10 Millionen Euro, jede Nationalspielerin 43 000 Euro im Jahr. Damit bekamen die DFB-Frauen durchschnittlich nicht mal 0,5 Prozent der Männer-Einnahmen.
Tennis: Im Tennis geht es weniger um Gehälter, da die Topspieler nicht bei Vereinen angestellt sind. Vielmehr spielen Preisgelder beim Jahreseinkommen die Hauptrolle. Anders als im Fußball und im Basketball ist die Diskrepanz der Einnahmen dadurch deutlich geringer. Der Weltranglistenerste Jannik Sinner zum Beispiel nahm dieses Jahr bisher 16,6 Millionen Euro an Preisgeldern ein. Die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka verdiente bisher 9,20 Millionen Euro. Der vergleichsweise geringe Unterschied rührt daher, dass bei den vier großen Grand-Slam-Turnieren die Preisgelder bei Männern und Frauen identisch sind. Auch bei den Masters-Turnieren (in Rom zum Beispiel erhielt der Sieger eine Million Euro, die Siegerin 700 000 Euro) ist der Gender Pay Gap nicht so groß wie in anderen Sportarten.
Beschwerden gibt es dennoch. Sabalenka sagte nach ihrem Sieg bei den Cincinnati Open im August, durch den sie 470 000 Euro einstrich (Sinner erhielt eine Siegprämie in Höhe von 940 000 Euro): „Natürlich werden Männer physisch immer stärker sein als Frauen, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht so hart arbeiten wie sie. Frauen verdienen es, den gleichen Betrag zu erhalten wie Männer.“
In diesem Jahr hat die Männer-Spielervereinigung ATP zudem ein Grundeinkommen für die 250 bestplatzierten Tennisspieler der Welt eingeführt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass mehr Profis von ihrem Sport dauerhaft leben können. Denn die anfallenden Kosten für Reisen oder Trainer sind hoch. Auch Spieler, die durch Verletzungen Turniere verpassen, sollen dadurch entlastet werden. Sollte ein Spieler also einen bestimmten Betrag nicht durch Preisgelder einspielen, wird er durch die ATP unterstützt. Ein Top-100-Spieler hat somit ein sicheres Grundeinkommen von rund 277 000 Euro im Jahr sicher. Spieler auf den Rängen 101 bis 175 bekommen 138 000 Euro, alle weiteren 70 000 Euro bis zum Platz 250. Frauen gehen dabei leer aus. Die Spielerinnenvereinigung WTA hat ein ähnliches Projekt bisher nicht ins Leben gerufen.
Siehe auch: Sportstätten (Artikelübersicht)
Siehe auch: Sportvereine (Artikelübersicht)
Siehe auch: Sportler (Artikelübersicht)
Siehe auch: Fußballerinnen – Mindestgehalt
Quelle: RN (DZ) vom 24. November 2024