Blick auf 2022: Er wurde im Kreis Recklinghausen finanziell ausgebremst
Der Kreis Recklinghausen gehört in dem Bundesprogramm „Sozialer Arbeitsmarkt“ zu den fünf erfolgreichsten Regionen. Doch für neue Stellen dürfte 2022 das Geld fehlen. Auch die Kunden des Jobcenters profitieren von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt, der im Kreis Recklinghausen im November 2021 wieder das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreicht hat. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die als erwerbsfähig gelten, wird vom Jobcenter aktuell mit 48.000 angegeben. 2017 waren es noch 55.000. Der Rückgang geht auch auf die Einrichtung des 2019 bundesweit eingeführten „Sozialen Arbeitsmarktes“ zurück. Neben Hamburg, Köln, Hannover und Essen gehört der Kreis Recklinghausen zu den fünf Regionen, die dieses Modell der öffentlich geförderten Beschäftigung am erfolgreichsten umgesetzt haben. 1040 Männer und Frauen haben auf diesem Weg im Vest einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz gefunden und damit auch die kommunalen Haushalte entlastet. Geplant war, den Sozialen Arbeitsmarkt 2022 im Kreis Recklinghausen weiter auszubauen, doch dazu fehlten die finanziellen Mittel. Dass weniger Menschen im Vest auf Hartz IV angewiesen sind – die Zahl der Bedarfsgemeinschaften (Familien) verringerte sich seit 2017 von 39.500 auf 34.400 –, führt dazu, dass der Bund den Rotstift ansetzte. Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sollen 2022 noch 64 Millionen Euro an das Jobcenter Kreis Recklinghausen überwiesen werden – fünf Millionen Euro weniger als im laufenden Jahr. Und aus diesem Topf wird das Jobcenter weitere 2,9 Millionen Euro in den Verwaltungshaushalt umschichten müssen, um für die mehr als 1000 Beschäftigten die von den Sozialpartnern beschlossene Tarifsteigerung von 1,8 Prozent auffangen zu können. 36,5 Stellen sollen im Jobcenter kreisweit abgebaut werden.
2021 konnte 170 neue Arbeitsverträge unterschrieben werden
Doch auch bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wird gespart. Das trifft vor allem den Sozialen Arbeitsmarkt. Die Bundesregierung hatte 2019 mit dem neu in das Sozialgesetzbuch II (SGB II) aufgenommenen Paragrafen 16i („Teilhabe am Arbeitsmarkt“) die Grundlage für die öffentlich geförderte Beschäftigung geschaffen, die von den Arbeitsmarkt-Akteuren in der Emscher-Lippe-Region bereits Jahre zuvor gefordert worden war, um der Langzeitarbeitslosigkeit in der vom Zechensterben gebeutelten Region Herr zu werden. Das Angebot des „16i“ gilt für Jobcenter-Kunden, die mindestens sechs Jahre Hartz IV bezogen haben. Die überwiegend nach Tariflohn bezahlten Stellen, die von Wohlfahrtsverbänden, Kommunen und privaten Arbeitgebern angeboten werden, können bis zu fünf Jahre gefördert werden. Nachdem in 2021 bereits 170 neue Arbeitsverträge im Sozialen Arbeitsmarkt unterschrieben werden konnten, wird das Neugeschäft im kommenden Jahr – bis auf einzelne Ausnahmen – wohl zum Erliegen kommen. Die zur Verfügung stehenden 14,2 Millionen Euro reichen gerade aus, um die laufenden Fälle zu finanzieren.
Sachstand 2021: 72 Prozent werden nach Tariflohn bezahlt
1040 Männer und Frauen sind im Kreis Recklinghausen seit 2019 vom Jobcenter in den Sozialen Arbeitsmarkt vermittelt worden. 72 Prozent von ihnen werden nach Tariflohn bezahlt, 28 Prozent erhalten den Mindestlohn. 61 Prozent gehen einer Vollzeitbeschäftigung nach, 39 Prozent haben einen Teilzeitjob. Mancher Beschäftigte auf dem Sozialen Arbeitsmarkt hat bereits während der fünfjährigen Förderphase den Sprung in eine reguläre Beschäftigung geschafft. Auf der anderen gibt es aber auch Männer und Frauen, die nicht durchgehalten haben. Die Abbrecherquote beziffert das Jobcenter auf zwölf Prozent.
- Arbeitslosenquote 2023. In Dorsten sank die Arbeitslosenquote laut Auskunft der Agentur für Arbeit im September 2023 auf 6,4 Prozent. Vor einem Jahr betrug die Quote 6,3 Prozent. Im September waren demnach in Dorsten 2.556 Menschen arbeitslos gemeldet gegenüber 2.613 im Vormonat und 2.468 im September 2022. Darunter waren 1.347 Männer und 1.209 Frauen. Die Zahl der Ausländer ohne Job lag bei 698, im September 2022 lag sie bei 699.
Quelle: Michael Wallkötter in der DZ vom 9. Nov. 2021