Smart Store

Sollen im ländlichen Bereich die früheren „Tante Emma“-Läden ersetzen

Die im Volksmund genannten „Tante-Emma“-Läden sind vielerorts verschwunden, denn die großen sich seit Jahrzehnten ziemlich überall niedergelassen Supermärkte nahmen ihnen – einfach gesagt – durch mehr Lebensmittel-Auswahl und niedere Preise die Kunden weg. Zum Vorteil der nahen und zum Nachteil der ländlichen Kunden. Um das wieder auszugleichen, wurden im ländlichen Raum „Tante Emma“-ähnliche Läden errichtet. Sie heißen Smart Stores und revolutionieren die Lebensmittelversorgung im ländlichen Raum. Kleine Läden, die mit wenig Personal auskommen.

„Die Versorgung auf dem Land ist schlechter geworden“

Sie beleben das Konzept der „Tante-Emma“-Läden, die noch vor einigen Jahrzehnten in praktisch jedem Dorf zu finden waren und dort die Versorgung mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs sicherstellte. „Solche Läden, aber auch Bäckereien und Metzger haben sich aus wirtschaftlichen Gründen im ländlichen Raum zurückgezogen“, sagt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn. „Die Versorgung auf dem Land ist schlechter geworden.“ Der Clou an dem neuen Konzept ist, dass nicht mehr „Tante Emma“ hinter der Ladentheke steht, sondern die meiste Zeit niemand. „Nur an wenigen Stunden am Tag sind Mitarbeiter im Laden, in dieser Zeit kann jeder einkaufen, die Einkaufstüren öffnen sich ganz normal“, erläutert Rüschen. Ihre eigentliche Stärke spielen die Geschäfte nach Ladenschluss aus. Dann lassen sich die Türen mit einer Kundenkarte öffnen. Die gibt es nach einer Registrierung kostenlos, und sie wird gleich mit dem Girokonto verknüpft. An der Kasse scannen die Kunden ihre Waren selbst und bezahlen mit dieser Kundenkarte. Das geht an sieben Tagen in der Woche, rund um die Uhr.
Smart Stores heißen diese Geschäfte, die laut Rüschen aktuell einen Wandel in der Lebensmittelversorgung auf dem Land markieren und eine Lösung für kleine Orte sein können. In Erinnerung an die Bezeichnung „Tante Emma“ nennen sie sich heute „Tante-Enso“, „Tante-M“ und „Teo“. Die ein ähnliches „Tante Emma“-Konzept verfolgen: wenig Personal, kleine Ladenflächen – dafür ausgedehnte Öffnungszeiten.

Genossenschaftsprinzip bindet Kunden

Bei „Tante-Enso“ kommt das Genossenschaftsprinzip hinzu, das Kunden binden soll. Bevor ein Laden eröffnet, müssen sich 300 bis 400 Menschen im Ort finden, die Teilhaber der Filiale werden und mindestens 100 Euro investieren. Wer Teilhaber ist, darf mitbestimmen, welche Produkte im Laden liegen oder zu welchen Zeiten Personal anwesend ist. Die Teilhaber kaufen zudem ein wenig günstiger ein. Damit Kunden auch ihren Wocheneinkauf im Ort erledigen, müssen sowohl Angebot als auch Preise stimmen. 3000 bis 4000 Produkte bietet Tante Enso pro Filiale an. Das Standardsortiment, welches über den Großhandel bezogen wird, hat ein vergleichbares Preisniveau zu großen Ketten wie Rewe oder Edeka. Laut Experte Rüschen sind die Produkte etwa zehn Prozent teurer. Probleme gibt es ab und an mit Diebstahl und Vandalismus. Trotzdem – Professor Rüschen glaubt an die Zukunftsfähigkeit der Smart Stores, zu denen er auch Automaten mit regionalen Produkten von Bauernhöfen und ähnliche Konzepte zählt. „Es werden in der Zukunft noch viel mehr solcher Läden aufmachen“, sagt der Experte. – Bleibt abzuwarten, wann im ländlichen Gebiet rund um Dorsten der erst Smart Store geplant, errichtet und eröffnet wird.


Quelle: Jennifer Dold in RN vom 23. August 2024

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