Seuchen und Epidemien II

Krätze-Fälle steigen im Kreis Recklinghausen - Hautkontakt mit Milben

Die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie haben die Ausbreitung vieler Infektionskrankheiten verhindert. Diese flammen nun wieder auf – auch die Krätze.
Die Krätze, fachsprachlich Skabies, ist im Kreis Recklinghausen auf dem Vormarsch. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest bei ihren Versicherten hervor. Demnach wurden 2023 insgesamt 1286 Fälle verzeichnet, 17,8 Prozent mehr als 2022 (1092 Fälle). „Damit war zu rechnen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock. „Denn die Infektion mit der ansteckenden Krankheit geschieht meist durch engen Hautkontakt.“
Ausgelöst wird die Krätze durch Parasiten, die sogenannten Krätzmilben. Die kaum einen halben Millimeter großen Weibchen bohren sich in die Haut und legen in Milbengängen Kotballen und Eier ab. Die Absonderungen führen zu einer Schädigung der Haut. Typische Symptome sind starker Juckreiz und eine schuppig-krustige Haut mit kleinen Knötchen. Infolge des Juckreizes ist die Haut oft mit blutigen Kratzspuren übersät. Wenn Milben die Haut besiedeln, wird diese geschädigt, dadurch reagiert das Immunsystem und es kommt zu entzündlichen Prozessen. Schon eine einzige Milbe reicht aus, um Krätze zu verursachen.

Es ist nicht klar definiert, was ein größerer Ausbruch ist

Eine Meldepflicht für Krätze-Fälle gibt es nicht, daher kann das Kreisgesundheitsamt keine detaillierten Zahlen nennen. Lediglich bei „größeren Ausbrüchen“ in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Heimen, Obdachlosen- oder Flüchtlingsunterkünften muss das Amt benachrichtigt werden – wobei nicht definiert sei, was ein „größerer Ausbruch“ ist. „Kreisweit gab es in diesem Jahr bislang etwa eine Handvoll Fälle“, weiß Behördensprecherin Svenja Küchmeister. Aus Datenschutzgründen macht sie keine Angaben zur Art und Ort der Einrichtungen.

Verstärkte Nachfragen von besorgten Angehörigen

Dass die Krätze auf dem Vormarsch sei, lasse sich auch daran erkennen, dass es zuletzt verstärkt Nachfragen von besorgten Angehörigen oder Einrichtungsleitungen gegeben habe, ob Betroffene nach der Behandlung mit Skabiziden (Cremes, Salben oder auch Tabletten) „gesundgeschrieben“ werden müssten. Dies sei jedoch nicht der Fall. „Nach einer erfolgreichen Behandlung bzw. 24 Stunden nach Einnahme der Tabletten sind Erkrankte in der Regel nicht mehr ansteckend“, so Svenja Küchmeister. Direkt von Mensch zu Mensch ist die gewöhnliche Krätze nur übertragbar, wenn ein enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Minuten besteht. Folglich sind Handschütteln, Umarmungen oder eine Untersuchung der Haut von Patienten mit gewöhnlicher Skabies ohne Risiko. Jedoch ist auch eine Übertragung über Kleidung, Handtücher oder Bettwäsche möglich.

Textilien waschen oder „einfrieren“

Neben der medikamentösen Therapie gibt es einige Handlungsempfehlungen. „Hygiene und ein gestärktes Immunsystem spielen für den Verlauf eine große Rolle“, sagt AOK-Sprecher Jörg Kock. Häufiges Duschen oder Baden und ein guter Immunstatus erschweren die Vermehrung der Milben. Sinnvoll ist es, Kleidung, Handtücher und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen. Geht dies nicht, hilft es, die Sachen für mindestens zwei Stunden bei mindestens minus 25 Grad in den Gefrierschrank zu legen. Nicht waschbares Spielzeug sollte zwei Wochen lang luftdicht verpackt werden. Außerdem sollten Polstermöbel und Matratzen täglich abgesaugt werden.


Quelle: RN (DZ) vom 30. Oktober 2024

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