Stets sattelfest auf seinem Drahtesel durch die Gegend
1934 in Dorsten bis 2012 ebenda; Chemie-Ingenieur und Heimatkenner. – „Wer kennt ihn nicht?“ fragte Anke Klapsing in ihrer Laudatio in der „Dorstener Zeitung“, als Walter Schulte 1994 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam. Und sie erläuterte die Frage mit der Feststellung, dass er zu „Dorsten gehört wie die Klingel auf dem Fahrradlenker“. Denn so kannte man ihn: Auf dem mit zahllosen Aufklebern versehenen Fahrrad, mit dem er seit Jahrzehnten Tourismusgeschichte geschrieben hat. Denn den Tourismus brachte er so richtig ins Rollen, was wiederum mit seinem Rad zu tun hatte.
40 Jahre lang war der Ingenieur bei der Ruhrgas in Dorsten beschäftigt
Als Zwölfjähriger verlor er durch eine Fliegerbombe seinen Vater, der Markscheider auf Fürst Leopold war. Walter Schulte studierte im Allgäu und wurde Chemie-Ingenieur. Ab 1955 arbeitete er bei der Steinkohlegas AG in Dorsten, doch er behielt seine Vorliebe für das Allgäu. Der Dorstener Verkehrsverein, dessen Vorsitzender Walter Schulte von 1983 bis 2000 war, bot Jahr für Jahr Reisen in das Allgäu an. Eine andere Vorliebe führte ihn ins Emsland, wo er beruflich Gas aus den Sauergasfeldern zu analysieren hatte, das dem Dorstener Koksgas zugemengt wurde. Der Dorstener Ruhrgas AG gehörte Schulte über 40 Jahre lang an. Als ein von der Natur begeisterter Fahrradfahrer führte er unzählige Touren in die nahe und weitere Umgebung Dorstens an. Er bemühte sich mit eifrigem Einsatz, nicht nur den Fahrradtourismus anzukurbeln, er war persönlich auch überall dort vertreten, wo irgendetwas in der Stadt für das Allgemeinwohl im Bereich der Kulturarbeit geschah, an der er meist irgendwie beteiligt war. Wie viele Kilometer er auf dem Fahrrad zurückgelegt hatte, weiß niemand. Sicherlich radelte der begeisterte Fußball-Fan (BVH und Schalke 04) mehrfach um die Erdkugel und wusste an jeder Ecke, an jedem Stein und Baum, Geschichten zu erzählen.
Verdienste erwarb sich Schulte mit der Aufarbeitung des Archiv-Nachlasses des Dorstener Jagdschriftstellers Ferdinand von Raesfeld und der Errichtung des Raesfeldschen Jagdmuseums. Als Vorstandsmitglied des Fördervereins „Adler e.V.“ hatte er maßgeblich dazu beigetragen, Jugendliche an Gesang, Tanz und Theater heranzuführen. 1994 erhielt er für seine Verdienste um den Tourismus in der Stadt die silberne Stadtplakette und neben dem Bundesverdienstkreuz 1994 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland 2005. Walter Schulte starb 78-jährig im Jahr 2012.
Nach ihm wurde Ende 2013 ein kleiner Weg in Holsterhausen benannt, der von der Baldurstraße zur Lippe führt Denn der 2012 verstorbene Dorstener gilt als der „Geistiger Vater der Lippefähre“, mit der Spaziergänger und Radfahrer die Lippe überqueren können.
Siehe auch:
Raesfeld, Ferdinand von
Lippefähre „Baldur“
Verkehrsverein Dorsten e. V.
Quelle:
Ewald Setzer in HK 2004. – Anke Klapsing in DZ 2009