Schulbus: Eskalation 2024

Schüler drückten den Halteknopf, stiegen aber nicht aus – Fahrer reagierte

Kurz vor ihrer eigentlichen Haltestelle endete die Fahrt für einige Schülerinnen und Schüler aus Haltern am Morgen des 14. Novembers 2024. Der Busfahrer hat sie rund zwei Kilometer von ihrer Schule entfernt in Dorsten vor die Tür gesetzt. Im Dunkeln mussten die Schülerinnen und Schüler den Weg zu Fuß über die B 58 zur Gesamtschule Wulfen und zur Montessori-Reformschule antreten. Doch es soll einen Auslöser gegeben haben. Die Folge: verärgerte Eltern, verärgerte Schüler und eine verpasste Klassenarbeit. „Ich war geschockt“, erklärt Mutter Uta K. Ihr Sohn wollte mit dem Bus zur Montessori-Schule fahren. An der Haltestelle „Schürmann“ auf Höhe des Levi Strauß-Logistikzentrums soll der Busfahrer alle Schüler aus dem Bus geworfen haben. „Vier Kinder haben mit dem Fahrer diskutiert und durften dann weiterfahren“, erklärt die Mutter. Der Rest sei währenddessen schon auf dem Weg zu den Schulen gewesen. Zuvor musste der Fahrer mehrmals halten, weil Kinder den Stopp-Knopf immer wieder gedrückt hatten. Ausgestiegen sei jedoch niemand. Der 15-Jährige geht von circa 45 Kindern aus, die gelaufen sind. Auch Fünf- und Sechstklässler seien dabei gewesen. Daher haben die Älteren entschieden, über Barkenberg weiterzulaufen, da es an der Bundesstraße zu gefährlich war, erklärt Uta K.

Fehlverhalten des Fahrers – er hat eine Beförderungspflicht

Die Vestische räumt auf Nachfrage der Dorstener Zeitung den Fehler ein: „Der Fall ist uns bekannt“, erklärt Pressesprecher Jan Große-Geldermann. „Fakt ist: Das darf der Fahrer nicht machen. Er hat eine Beförderungspflicht.“ Minderjährige dürfen nicht einfach des Busses verwiesen werden. Zudem gebe es Alternativen: Der Fahrer kann sich zu jeder Zeit bei der Leitstelle melden und um Hilfe bitten. Im Notfall kann er auch die Polizei kontaktieren. Doch das ist nicht geschehen. Nach Aussagen des Busfahrers habe er eine Gruppe von fünf Schülern aufgefordert, den Bus zu verlassen, nachdem sie mehrmals den Halteknopf gedrückt, den Busfahrer ausgelacht und beleidigt haben, so Große-Geldermann. Daraufhin seien einige weitere Schülerinnen und Schüler freiwillig ausgestiegen. Nach eigenen Aussagen habe er daher nicht alle Schüler des Busses verwiesen. „Der Fahrer hat in einer emotionalen Situation eine falsche Entscheidung getroffen. Das darf nicht passieren. Wir können nur um Entschuldigung bitten“, erklärt er weiter. Denn: Der Fahrer ist kein Angestellter der Vestischen, sondern eines Subunternehmens, das im Auftrag der Vestischen fährt. Wie das externe Unternehmen auf das Fehlverhalten reagiert, obliegt der Firma. Darauf habe die Vestische keinen Einfluss. „Wir erwarten, dass alle Fahrer sich an die gesetzlichen Vorschriften halten“, versucht die Vestische beim Subunternehmer deutlich zu machen.

Zunehmend problematische Verhaltensweisen in den Bussen

Trotzdem betont Jan Große-Geldermann, dass die Fahrten in Schulbussen nicht einfach sind. „Wir beobachten leider allgemein im Schülerverkehr zunehmend problematische Verhaltensweisen in unseren Bussen“, erklärt Große-Geldermann. Dabei gehe es beispielsweise um extreme Lautstärke, das Klettern über Sitze und Haltestangen, das Werfen von Gegenständen sowie absichtlich falsch geäußerte Haltewünsche. „Dieses Verhalten bedeutet für unsere Fahrerinnen und Fahrer einen enormen Stress und im schlimmsten Fall eine Ablenkung, die im Straßenverkehr gefährlich werden kann“, sagt er.

Schulen bestätigten den Vorfall

Eine Nachfrage der Lokalzeitung bei den Schulen bestätigte, dass einige Schülerinnen und Schüler tatsächlich mit dem Bus an der Schule angekommen waren. Ein Großteil musste jedoch laufen oder wurde von den Eltern gebracht. „Wir haben eine Beschwerde bei der Vestischen eingereicht“, erklärte Vanessa Jagusch vom Sekretariat der Montessori-Reformschule. „Ich weiß, dass einige Schüler unsere Schule fußläufig erreicht haben. Es waren aber definitiv nicht alle“, bestätigte Markus J., stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule. Was genau im Bus vorgefallen war, lässt sich nicht konkret rekonstruieren. Die Busse des Subunternehmers seien nicht alle mit Kameras ausgestattet, so Jan Große-Geldermann. Wie viele Schülerinnen und Schüler schlussendlich den Bus verlassen mussten, ist daher nicht geklärt.


Quelle: DZ vom 19. November 2024

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