1652 gegründet – Schützenverein gehört zum Dorf wie der Kirchturm
Das Gründungsjahr und die Gründungsmitglieder des Allgemeinen Bürgerschützenvereins 1652 Altendorf-Ulfkotte e.V. sind nicht bekannt. Es steht jedoch fest, dass bereits im Jahr 1652 für das Kerspel (Kirchspiel) Dorsten – d. i. der heutige Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte – eine Schützenvereinigung bestand, die höchstwahrscheinlich auch schon längere Zeit zuvor gegründet worden war. Belegt wird das durch eine Plakette der Königskette. Belegt wird das auch durch ein Bittschreiben sämtlicher Hofesleute des Kirchspiels Dorsten von 1626 an den Vestischen Stadthalter und ferner durch ein Dekret des Kurfürsten Ferdinand aus dem Jahre 1633 und auch durch das Sendprotokoll des Pastors Barkhof von 1649. War es im Mittelalter zunächst die Hauptaufgabe der Altendorf-Ulfkotter Schützengemeinschaft, Land und Leute gegen Feinde von außen und innen zu schützen, so zeigt doch die Plakette der alten Schützenkönigskette aus dem Jahre 1652, dass man sich spätestens in diesem Jahre auch schon die Pflege und die Förderung von Sitten und Gebräuchen und damit der Gemeinschaft in Form geselliger Feiern von Schützenfesten zum Vereinszweck gemacht hatte.
Die beiden Schützenfahnen stammen aus dem Jahr 1895
Die ältesten noch vorhandenen urkundlichen Unterlagen über gefeierte Schützenfeste sowie die beiden Schützenfahnen des Bürgerschützenvereins Altendorf-Ulfkotte stammen aus dem Jahre 1885. Vorhandene Tageszeitungsaufrufe als Einladung zu diesem Schützenfest belegen, dass das Schützenfest auch schon damals an drei Tagen gefeiert wurde und an allen drei Tagen stündlicher Omnibusverkehr von Dorstener Marktplatz zum Schützenfestplatz in Altendorf-Ulfkotte erfolgte. Die ältesten Mitgliederlisten stammen aus den Jahren 1906 und 1912. Letztgenannte Liste weist eine Mitgliederzahl von 147 aus und lässt damit den Schluss zu, dass auch schon damals praktisch die gesamte männliche Bevölkerung von Altendorf-Ulfkotte Mitglied des örtlichen Schützenvereins war. Heute gibt es in Altendorf weit über 300 Schützen. Das letzte Schützenfest vor dem 2. Weltkrieg wurde im Jahre 1935 gefeiert. Danach, bis zum Ausbruch des Krieges ausweislich der vorhandenen Sitzungsprotokolle kein weiteres Fest, was auf eine Auseinandersetzung mit der NSDAP schließen lässt. Die Schützenfeste wurden seit jeher nur in Abständen von mehreren Jahren gefeiert und seit der Wiederbegründung 1951 mit dem ersten Schützenfest nach Ende des Krieges erstmals mit einem Feuerwerk, damals noch eine Seltenheit. Nach 1945 in festgelegten Abständen von drei Jahren.
Altendorfer Königskette mit historischen Plaketten und die Generäle
Die älteste und wichtigste Plakette der Königskette trägt die Aufschrift „Kerspel Dorsten 1652“ und zeigt den damaligen Kurfürsten Maximilian. Die auf dieser Plakette eingravierte Jahreszahl 1652 gilt als offizielles Gründungsjahr des Schützenvereins. Ab dem Schützenfest 1892 wurde die Kette jeweils um eine Plakette erweitert, so dass sie inzwischen aus insgesamt 24 Plaketten besteht. Zum Schützenfest 1952 stiftete der damalige Vorsitzende Johann Rump eine neue Kette, die vom Juwelier Ernst Bellendorf aus Dorsten geliefert wurde. Er lieferte auch die meisten Plaketten, die seit dieser Zeit neu angebracht werden. Die Altendorf-Ulkotter wurden und werden nicht von einem Oberst befehligt, wie die meisten anderen Schützenvereine, sondern seit 1927 von einem General mit preußisch rot-goldenen Epauletten. Erster in Generalsuniform war Heinrich Jörgens, 1937 rückte Johann Börmann zum General auf, ihm folgte 1951 Franz Rump, danach 1970 Heinrich Terboven und 1978 setzte sich Alfred Grümer aufs Generalsross und von 1985 bis 2000 steckte Heinrich Reinders in Generalsuniform. Ab 2001 bekleidet Wilhelm Kleine-Besten sen. den Generalsposten und steckte somit über 60 Jahre lang in einer Offiziersuniform der Altendorfer Schützen.
Schützenfest 2022: Steffen Schulz neuer König, Emilie Besten die Königin
Die Altendorfer Schützen waren vor vier Jahren das letzte Mal an der Vogelstange zusammengetreten, als Dirk Grünheit und Nadine Winkel als Königspaar aus dem Schießen hervorgingen. Anfang August 2022 feierten die Schützen nun nach der Corona-Pandemie das erste Schützenfest. Dabei gelang es dem ersten Vorsitzenden Dirk Schulz, den Apfel bereits beim 4. Schuss herunterzuschießen. Beim 26. Schuss folgte die Krone, die Gerd Berning mit nach Hause nehmen konnte. Beim 65. Schuss, abgefeuert von Friedhelm Aschenbrenner, war dann das Zepter fällig. Nach der Umstellung auf Schrot konnte Andreas Vortmann beim 164. Schuss den linken Flügel zu Boden befördern. Beim 216. Schuss schoss Robert Kleine-Besten den Rest des rechten Flügels herunter, von dem Patrick Klas-Hagemann beim 169. Schuss den größten Teil heruntergeschossen hatte. Um 14.05 Uhr ließ Steffen Schulz, der Sohn des ersten Vorsitzenden Dirk Schulz, die Schützen beim entscheidenden Treffer jubeln. Die Freude kannte anschließend kein Ende. Der neue Schützenkönig holte sich Emilie Besten zu seiner Königin.
2023 neue Vorstand der Altendorf-Ulfkotter Schützen gewählt
Auf der Jahresversammlung des Schützenverein Altendorf-Ulfkotte, an der 160 Mitglieder teilnahmen, standen im März 2023 Neuwahlen an. Franz Rump, Oberst seit 19 Jahren, stand nicht mehr zur Verfügung. Jörg Reibrich wurde als sein Nachfolger gewählt. Neu im Vorstandsteam ist auch Andreas Terboven, der als Beisitzer gewählt wurde. Alle weiteren Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt.
Siehe auch: Schützenwesen (Essay)
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