Sie war durch und durch eine politisch konsequente Basisarbeiterin
1950 in Kreuztal-Kredenbach/Siegen bis 1984 in Dorsten; Ratsfrau. – Die sozial engagierte SPD-Politikerin, Tochter eines Lehrerehepaars, studierte Romanistik, Soziologie und Pädagogik in Bochum. Während des Studiums arbeitete sie bereits für die Arbeiterwohlfahrt in sozialen Brennpunkten und nahm sich besonders der Obdachlosen an. 1973 heiratete sie den Psychologen Hans-Udo Schneider, damals Mitglied des Drei-Gruppen-Pfarramtes in Wulfen; das Ehepaar hatte drei Kinder: Katja, Tillmann und Anna.
Mit 24 Jahren stürzte sie sich in die Kommunalpolitik und stand bereits vor wichtigen Problemen: Die Kraftwerk-Entscheidung, bei der die umweltbewusste Angela Schneider mit weiteren Fraktionskollegen im Rat der Stadt mit einem Nein stimmte. Von da an rückten die Neinsager in der SPD-Fraktion – später als „Nordlichter“ bezeichnet – politisch näher zusammen. Ermahnungen mit dem Hinweis auf Fraktionsdisziplin konnten Angela Schneider nicht beeindrucken, auch nicht, als man sie wegen angeblicher Zusammenarbeit mit Kommunisten aus der Partei ausschließen und sie von der Ratsarbeit suspendieren wollte.
Mit großem Engagement linke Ratsarbeit geleistet
All das bewirkte bei Angela Schneider und den anderen, darunter auch Dirk Hartwich, das Gegenteil: Wie saurer Regen prasselten ihre Vorstellungen und Anregungen zur Kommunalpolitik auf die eigene Partei und den Rat. Es blieb nicht nur beim Nein zum Kraftwerk, zum Kaufhaus in der Innenstadt und zur Bergehalde in Altendorf-Ulfkotte, sie lehnte auch Militärmanöver, Rekrutenvereidigung auf dem Marktplatz und Gettoisierung der Obdachlosen mit dem gleichen Engagement ab, wie sie für die Friedensbewegung eintrat. Angela Schneider war eine durch und durch politische Basisarbeiterin. In ihrer Fraktion vertrat sie die Partei-Minderheit. Mit Ausdauer und Fleiß hielt sie stand gegen alle Frustrationen, die Minderheitenarbeit mit sich bringt. Anfang 1981 ließ sich die Studienrätin vom Schuldienst befreien, um sich der kommunalpolitischen Arbeit vornehmlich im nördlichen Stadtteil Wulfen besser widmen zu können.
Mit 33 Jahren tödlich verunglückt
Nach zwei Legislaturperioden wollte sie ihre Ratstätigkeit beenden, weil sie zur Vorsitzenden des großen SPD-Ortsvereins Wulfen gewählt werden sollte. Dazu kam es nicht. Die 33-jährige Kommunalpolitikerin verunglückte bei einem Verkehrsunfall tödlich. Ihre achtjährige Tochter Katja erlag vier Wochen später ihren schweren Verletzungen. Die beiden anderen Kinder, Anna (3) und Tillmann (4) überlebten verletzt. Eine weitere mitfahrende Verwandte, Marlies Klein (64), starb sieben Tage später an dern Verletzungen. – Freunde und Familie gründeten nach ihrem Tod den Angela-Schneider-Fonds, der im Sinne der Verstorbenen Menschen, Vereine und Gruppen jahrelang unterstützte, die sich sozial engagierten und für strukturelle Veränderungen eintraten, um zu einer humaneren Gesellschaft zu gelangen. 2005 wurde der Fonds aufgelöst.