Seine Orgelmusik machte ihn und seine Kirche berühmt
1910 in Dorsten bis 1971 in Berlin; Chor- und Kirchenmusiker. – In Dorsten wurde er als Paul Eduard Werner in eine musikalische Familie hineingeboren, später gab er sich zusätzlich den Namen Ingo. Er war Organist an der Auenkirche in Berlin-Wilmersdorf, die er durch seine Kirchenmusik berühmt machte. Sein Vater Fritz war Musiklehrer und seine Mutter Hedwig, eine geborene Hanne, machte sich schon in Dorsten besonders mit ihren Beethoven-Interpretationen als Konzertpianistin einen Namen und arbeitete nebenbei als Klavierlehrerin. Da war der kleine Werner im Kinderwagen stets dabei und kauerte, als er auf eigenen Beinen stehen konnte, unterm Klavier. Ab seinem vierten Lebensjahr setzte er sich dann zum Staunen und zur Freude seiner Mutter nach ihren Unterrichtsstunden – wie Wolfgang Amadeus Mozart – selbst ans Klavier, um das soeben Gehörte aus dem Gedächtnis nachzuspielen. Sein hervorragendes Ohr und musikalisches Talent waren für die Mutter offensichtlich. Leider konnte sie es aber nur heimlich fördern, da der bodenständige Vater keinen weiteren Künstler in der Familie dulden wollte.
Anstatt für das Lehramt zu studieren, spielte er lieber Orgel
Um 1925 verzog die Familie von Dorsten nach Höxter, wo Werner Schmidt ab 1928 bis zum Abitur 1931 das Realgymnasium besuchte. Sein Musiklehrer, Organist der katholischen Stadtkirche in Höxter, war so beeindruckt von ihm, dass er ihm regelmäßige Vertretungen anvertraute. Bei dieser Aushilfsarbeit entdeckte er immer mehr seine Liebe zur Kirchenmusik. Bald führte diese Leidenschaft sogar zu seinem Austritt aus der katholischen Kirche und zur Konvertierung zum Protestantismus. Denn die evangelische Kirche bot ihm aus seiner Sicht wesentlich vielseitigere musikalische Möglichkeiten. Diese zu verwirklichen, blieb allerdings lange ein Traum, da er sich den Wünschen seines despotischen Vaters unterordnete. Der eingefleischte Lehrer schickte ihn auf die Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin, wo er 1937 die Staatliche Prüfung für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen ablegte. Danach sah Werner seine Sohnespflicht als erfüllt an.
In Berlin mit Günter Weißemborn befreundet
Anstatt sich eine Schulanstellung zu suchen, übernahm er für seinen Studienfreund Günther Weißenborn, dem damaligen Organisten an der Auenkirche in Berlin-Wilmersdorf, Chorproben und Vertretungen. Aus seiner intensiven Freundschaft zu Günther Weißenborn, der sich „Ipso“ nannte, resultierte auch der Spitzname „Ingo“, den Werner sich dann auch offiziell als Vornamen zu Eigen machte. Fortan nannte er sich Werner Ingo Schmidt. Anders als Ingo Schmidt wollte „Ipso“ Weißenborn nicht bei der Kirchenmusik bleiben. Schon damals zog es ihn mehr zur Liedkunst. Später wurde er zum anerkannten Liedbegleiter von Gesangesgrößen wie Anneliese Rothenberger und Hermann Prey. Diese Entwicklung führte zur Kündigung durch Weißenborn und brachte Werner Ingo Schmidt 1937 die probeweise Anstellung als Weißenborns Nachfolger. Allerdings musste Schmidt die Organistenprüfung nachholen. Kurz darauf lernte er bei einer Chorprobe seine Frau kennen, die er an seinem 28. Geburtstag heiratete. Nicht lange danach stellte er sich der noch ausstehenden Organistenprüfung. Sein Prüfer war jedoch darüber indigniert, dass der Aspirant niemals Orgelunterricht gehabt hatte und ließ ihn durchfallen. Daraufhin nahm Werner Ingo einige Privatstunden bei einem anderen Professor der Hochschule, bei dem er dann Ende 1938 auch problemlos die A-Prüfung für Kirchenmusiker ablegte. Anfang 1939 wurde er dann endgültig als Organist der Auenkirche bestätigt.
Wöchentliche Orgelkonzert-Übertragung im Rundfunk
1941 erhielt Werner Ingo Schmidt die Einberufung zum Militärdienst bei der Marine. Die restlichen Kriegsjahre verbrachte er bei der Küstenflak in Holland und war dann gegen Kriegsende in Husum stationiert. Nach dem Krieg übernahm Werner Ingo Schmidt 1945 in Husum, wo ein Jahr später seine Tochter Angelika geboren wurde, die Leitung des Theodor-Storm-Chores. 1947 wurde Werner Ingo als Organist in Eckernförde engagiert und drei Jahre später rief ihn die Berliner Auenkirche wieder zurück. Ein Jahr danach erblickte sein Sohn Reinhard in Berlin das Licht der Welt. Schmidts Musikarbeit in der Gemeinde machte ihn und die Kirche schnell bekannt. Der Sender Freies Berlin (SFB) räumte ihm eine wöchentliche Orgelsendung ein. Auch im RIAS wurden Aufnahmen mit ihm gesendet. Das Barockorchester unter Konrad Latte und der Berliner Mozart-Chor nahmen Schallplatten mit Schmidt in der Kirche auf, dem 1959 der Titel Kantor verliehen und der 1968 zum Kirchenmusikdirektor ernannt wurde. – Werner Ingo Schmidt starb 1971 in Berlin.
Siehe auch:
Musiker (Artikelübersicht)
Quelle:
Angelika Wachholz, Tochter von Werner Ingo Schmidt, Berlin 2008.