Von finsterer Burg im Sumpf zum barocken Schloss am Wasser und im Grünen

Das etwa zwei Kilometer vom alten Dorfkern entfernte Wasserschloss gehört zu den bedeutendsten frühbarocken Anlagen unter den westfälischen Wasserschlossbauten. Die markante Silhouettenbildung wird erzielt durch den herben Kontrast der massigen Baukörper zu den vorgezogenen Türmen mit ihren barocken (böhmischen) Hauben und Laternen. Das spätere Schloss war ursprünglich ein „festes Haus“ der Herren von Lembeck und wurde im 14. Jahrhundert zur wasserumwehrten Burganlage ausgebaut. Ab 1526 befand es sich durch Heirat im Besitz der Familie von Westerholt. Von 1670 bis 1692 erfolgte der Ausbau und die Erweiterung zur Dreiflügelanlage durch Dietrich Konrad Adolf von Westerholt zu Hackfurth. Baumaterial ist Sandstein aus der benachbarten Hohen Mark. Eine Besonderheit der Schlossanlage ist die Ostwest-Wegeachse, die sich beidseitig des Schlosses im Wald verliert und unter der Hauptburg hindurchführt. 1708 kam das Schloss durch Heirat in den Besitz der freiherrlichen Familie von Merveldt, die 1726 in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben wurde.

Bäuerliches Heimatmuseum, barocker Saal und Verkaufsausstellungen

Schweren Schaden erlitt das Schloss durch einen Großbrand 1887, bei dem der gesamte Nordflügel der Vorburg mit beiden Türmen zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg machten Bombenschäden das Haus teilweise unbewohnbar und zum Ende des Krieges zerschlugen kanadische Besatzungssoldaten wertvolles Inventar. 1954 widmete die Besitzerfamilie den größten Teil der Wohnräume zum Museum um. Sie richtete ein Hotel, ein Restaurant, die Gemäldegalerie H. H. Merveldt ein. Der Heimatverein Lembeck baute unter dem Dach ein ländliches Heimatmuseum auf. Sehenswert ist der Schlaunsche Festsaal, der Heinrich-Nottelmann-Park mit der Rhododendronblüte im Mai/Juni. Zum Schloss gehört die in der Bauerschaft Endeln liegende Michaeliskapelle. Seit 2004 wird jährlich die so genannte. „Landpartie“ im Schlosspark veranstaltet, ein gesellschaftliches Ereignis mit gehobener Gastronomie, Musik und Kultur. Rund 7.500 Gäste waren beim ersten Mal dabei. Zudem finden jährlich die Verkaufsausstellungen statt:

Kunstmarkt „FineArts“ zum 14. Mal im Schlosspark. Nach der Corona-Auszeit konnten 2021 im Schlosspark Lembeck wieder die jährlichen Veranstaltungen stattfinden. Zum 14. Mal fand im September der Kunstmarkt „FineArts“ statt. 165 Aussteller aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland versammeln sich für ein Wochenende im Schlosspark. Der besondere Flair des Kunstmarktes „FineArts“ hat sich weit über die Dorstener Grenzen herumgesprochen haben. Besucher nehmen auch Anfahrten über 100 Kilometer und mehr in Kauf, um im barocken Ambiente des Schlossparks einen bunten und abwechslungsreichen Querschnitt künstlerischen Schaffens zu erleben. – Im August 2022 fanden wieder die „FineArts“ statt. Diesmal sogar einen Tag länger als sonst. Zu sehen (und zu kaufen) waren Skulpturen aus Keramik, Eisen, Holz und Stahl, von höchster Stelle ausgezeichnetes Schmuck-Design sowie einzigartige Werke der bildenden Künste. Aus Dorsten waren Metallkünstler Carsten Krüger und Kugelbahn-Bauer Ernst Heye dabei. In der Parklandschaft des barocken Wasserschlosses wurde auch ein Rahmenprogramm mit Butler James und der Hutkünstlerin „Chapeau D’oro“ sowie kulinarischen Angeboten präsentiert: Elsässer Flammkuchen, Kaffee- und Kuchenspezialitäten, frisch gebackenes Brot aus einer historischen Bäckerei, Flammlachs und Sommerweine.

„Indian Summer“ im Herbst. Ebenfalls im September 2021 fand zum zweiten Mal im Schlosspark die Ausstellung „Indian Summer“ statt.  „Indian Summer“ bezeichnet im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch einen Zeitabschnitt im Spätsommer und Herbst, wenn sich die Blätter der Laubbäume von grün nach gelb bis orange und rot verfärben. Über 100 Aussteller mit Gartenobjekten, Pflanzen und Kräutern, Textil und Wohnaccessoires sowie ausgewählte Künstler und Manufakturen präsentieren an diesem Herbstwochenende ihre Produkte.

„Hubana“ 2021 lockte mit vielen Highlights. Anfang September zogen die „Hubana“-Erlebnistage als Open-Air-Event wieder viele Interessenten an. Über 70 Aussteller präsentierten drei Tage lang die Vielfalt der Jagd mit einem umfassendes Rahmenprogramm mit Vorträgen auf der Aktionsbühne, einer Greifvogelshow, mit einem Schießsimulator und Live-Cooking in der „Erlebniswelt Wildbret“.

„Landpartie 2022“ lockte viele Besucher in den Park von Schloss Lembeck. Im Juni 2022 fand im Park von Schloss Lembeck wieder die „Landpartie“ statt. Mehr als 150 Aussteller zeigten Produkte für die Bereiche Garten, Wohnen, Lebensart, Mode und Kulinarisches. Die Landpartie bot auch wieder einen idealen Platz für die Ausstellung von Freiluftkunst. Etwa 130 Skulpturen aus den unterschiedlichsten Materialien waren zu sehen und passen oft gut zu den Blumen im Umfeld. Sogar die Liebhaber von alten Autos kamen auf ihre Kosten. Jeden Tag fuhr eine neue Oldtimerriege in das Parkgelände und die fein polierten alten Schätzchen können bestaunt werden. Auch gab es zwischendurch kleine Konzerte.

Alle Pläne genehmigt: Exklusive Tagesklinik im Ex-Schlosshotel Lembeck

Ende 2016 hatte die damalige Pächterin das Restaurant und das Hotel im Schloss Lembeck geschlossen, doch im Oktober 2012 zog in diesen Gebäude-Trakt des Schlosses neues Leben ein: ein Tagesklinik für seelische Gesundheit. Einen entsprechenden Mietvertrag hatte die Besitzerfamilie von Schloss Lembeck mit dem künftigen Betreiber bereits geschlossen. Inzwischen hat die Stadt Dorsten den erforderlichen Antrag auf Nutzungsänderung genehmigt Auf Kreisebene wurde die notwendige Betriebserlaubnis erteilt. Behandlungsschwerpunkte der Tagesklinik sind Burnout, Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Schlafstörungen sowie Zwangs- und Anpassungsstörungen. Zur Behandlung unterbreitet die Tagesklinik ein speziell ausgerichtetes psychotherapeutisches Angebot. Die Patienten werden dazu von Montag bis Freitag jeweils bis zum Nachmittag an verschiedenen therapeutischen Interventionen (z.B. Ergo,- Musik- und Bewegungstherapie) teilnehmen. Übernachtungen sind in der Tagesklinik nicht vorgesehen. Das Behandlungsangebot richtet sich an Privatpatienten und Selbstzahler. Angestrebt wird eine Kapazität von 20 Behandlungsplätzen. Geschäftsführer der „Tagesklinik im Schloss Lembeck GmbH“ ist Timo Welling (Quelle: MK in DZ vom 5. Oktober 2023).

Literarische Eindrücke über Schloss Lembeck

Neben dem Dichter Graf Leopold zu Stolberg-Stolberg (siehe Dorsten in schöngeistiger Literatur) und anderen Autoren hatte auch der frühere Rektor August Schmalhausen (später Bad Godesberg) seine Eindrücke über Schloss Lembeck in einem Gedicht festgehalten:

Mondnachtzauber um Schloss Lembeck

Im Vollmondschein des Parkes Pracht
Verzaubert träumt im Silberlicht. –
Da schlägt’s vom Schlossturm Mitternacht,
und Hundekläff die Stille bricht.
Horch, knarrt da nicht das alte Tor?

Sieh, holde Jugend tritt hervor,
sich artig voreinander neiget
und schäkernd in die Gondeln steiget!
Hörst du der Laute zarten Klang,
des lust’gen Völkleins frohen Sang?

Rokoko! – Farb’ge Märchenpracht
Lebt wieder auf in dieser Nacht
Und zieht ums Schloss dreimal die Runde,
wie oft zur Zeit der Geistesstunde. –

Die Turmuhr schlägt. Ein Eulenschrei.
Der nächt’ge Zauber ist vorbei.
Der Mond taucht in die Wolkenwand.
Im Dunkel schlafen Schloss und Land.

Video

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Siehe auch:
Heimatmuseum Lembeck
Kunstmarkt Lembeck
Lembeck, Schlossmuseum
Merveldt, Hanns Hubertus Graf von
Merveldt, Josepha Gräfin von
Michaelisstift
Nottelmann-Park
Radfernweg „100-Schlösser-Route“
Schlaun, Joh. Conrad
Schlaunsche Festsaal
Standesamt Dorsten / „Ja, ich will!“