Lieber Dirigent eines kleinen Orchesters als Zweiter in einem großen
1917 in Holsterhausen bis 2004 ebenda; Leitender Stadtverwaltungsdirektor. – Ein Jahr vor dem Ende des Ersten Weltkriegs kam er in Holsterhausen auf die Welt, die damals grausam war. Gerade drei Jahre alt, holten Freikorpssoldaten seinen Vater aus dem Bett, verschleppt und erschossen ihn. Diese Kindheitserinnerungen, deren Schrecken sich noch mit den Krisenjahren der Weimarer Republik, mit Inflation, belgischer Besatzung, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Notzeit fortsetzten, schmälerten Willi Salamons Optimismus nicht. Den behielt er sein ganzes Leben lang bis zu seinem Tod 2004 in Holsterhausen. Sein Vater war Bergmann und stammte aus Loslau in Oberschlesien, wirkte nach dem Krieg als Arbeiter- und Soldatenrat, was schließlich 1920 zu seiner Ermordung führte. Willi Salamon sagte einmal: „Es war die größte Beerdigung, die es in Holsterhausen je gab.“ Willi Salamons Mutter Gertrud, gerade 24 Jahre alt, brachte ihre drei Kinder, das jüngste noch ein Säugling, tapfer durch diese Notzeit. Die Geschwister halfen, das Familieneinkommen zu verbessern, indem sie im Wald Pilze und auf den abgeernteten Äckern Kartoffeln suchten und verkauften. So wuchs Willi Salamon trotz der schlimmen Ereignisse in seiner Kindheit in ein „wunderbares soziales Gefüge“ an der Borkener Straße hinein, wie er es einmal formulierte. Neun Jahre lang besuchte er die Antoniusschule, arbeitete zwei Jahre lang als Aushilfsangestellter bei der Stadtverwaltung und anschließend in der Rentei des Reichsgrafen von Metternich auf Haus Beck in Kirchhellen. 1937 legte er seine Kaufmannsgehilfenprüfung als bester im IHK-Bezirk Münster ab und bekam dafür Hitlers „Mein Kampf“ mit Widmung geschenkt. Arbeitsdienste im Emsland und in Köln schlossen sich an. Im Krieg war er in Frankreich und Russland. Geheiratet hat er 1947 seine Frau Maria Jaroni. Jürgen, Claudia und Ulrike heißen die Kinder.
Willi Salomon war für seine Ratschläge bekannt
Viele der Dorstener kennen noch den Spruch „Geht dir der Rat aus, geh’ ins Rathaus – und dann zu Salamon!“ Rat wusste Salamon immer. Sein Herz schlug für die kleinen Leute, die mit ihren Sorgen und Nöten gerne zu ihm kamen. Willi Salamon war in der damaligen Struktur der Verwaltung der ständige Vertreter des Amtsbürgermeisters und des Stadtdirektors. Diese Funktion wurde später durch die Beigeordneten ersetzt.
Ein absoluter Familien- und Gartenmensch
Seine Verwaltungslaufbahn begann nach dem Arbeitsdienst 1938 im Dorstener Rathaus. 1980 wurde er Leitender Stadtverwaltungsdirektor und beschloss seine Dienstzeit zwei Jahre später. Hinter ihm lagen 21 Schritte seiner beruflichen Karriere. Natürlich wollte Salamon irgendwann mal weg vom Dorstener Rathaus, um anderswo Gemeindedirektor zu werden, denn es lag ihm mehr, der „Dirigent eines kleinen Orchesters zu sein, als der zweite in einem großen Orchester“. Doch das klappte nicht – und bodenständig war er auch. Seinen geliebten BVH wollte er auch nicht verlassen. Und so blieb Willi Salamon in Dorsten-Holsterhausen. Er sei ein absoluter Familien- und Gartenmensch, sagte er einmal und wies nicht ohne Stolz auf seinen gepflegten Garten an der Mühlenstraße hin. Und in der Betrachtung seines Lebens meinte er, dass er wie ein Tropfen Öl auf der Wasserfläche durch sein Leben geschwommen wäre. Willi Salamon starb 2004 im Alter von 87 Jahren.