Siedlung in Altendorf-Ulfkotte für Vertriebene aus Ostpreußen
W. St. – Die Wohnsiedlung „Rote Erde“ wurde 1965 im Ortsteil Ulfkotte errichtet. Namensgeber ist die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft „Rote Erde“ in Münster, die auch Erbauerin der Siedlung war. Der Erdbach trennte früher diesen Ortsteil von Altendorf, heute ist es ein kleiner Bindestrich im Namen Altendorf-Ulfkotte. Bis Anfang 1960 und der Planung der Siedlung bestand dort noch eine Bauerschaft, während jenseits des Erdbachs es schon eine Tankstelle und ein Lebensmittelgeschäft gab. Altendorf-Ulfkotte gehörte damals noch als selbstständige Dorfgemeinde zu Marl und kam erst 1975 als Stadtteil zu Dorsten. Mit der Siedlung sollte Wohnraum für Flüchtlinge und Vertriebene geschaffen werden. Der Baugrund umfasste 1.000 Quadratmeter, auf denen drei unterschiedliche Haustypen mit jeweils zwei Wohnungen und einem kleinen Stall gebaut wurden. Die Parzellen-Vergabe entschied das Los. Beim Bauen war Eigenleistung gefragt.
Einheimische nannten die Siedler anfangs „Porree-Piepen“
Die meisten Siedler im ländlichen Ulfkotte kamen aus Ostpreußen. Arbeit fanden sie in der nahen Industrie in Marl und Gelsenkirchen-Scholven. Schon 1966 konnten die Zugezogenen in der nahen Gaststätte Erwig ihre Einstände und den Karneval feiern. Von den Einheimischen Altendorf-Ulfkottern wurden die Siedler anfangs naserümpfend betrachtet und „Porree-Piepen“ genannt. Denn in ihren Gärten an den Häusern pflanzten sie Salate und Porree zur Selbstversorgung an. Inzwischen sind aus den Gemüsebeeten Rasenflächen geworden und in den Ställen, so sie überhaupt noch stehen, gackern keine Hühner mehr. Jetzt sind dort Fahrräder und Gartengeräte untergebracht. Die „Rote-Erde“-Siedler integrierten sich nur allmählich in die eingesessene Dorfgemeinschaft, in der es heute keine Unterschiede der Herkunft mehr gibt – wie man dort sagt. In den 1980er-Jahren gab es Ärger mit dem Trockenmörtelwerk jenseits der Altendorfer Straße, das bis in die Nacht hinein Transportfahrzeuge belud, die mit laufenden Motoren Krach machten und die Luft verpesteten. Doch dieses Problem wurde dann auch noch gelöst. Auch protestierten die Hausbesitzer der Siedlung „Rote Erde“ 2012, weil 34 Anlieger der Straßen Am Erdbach und Am Ehrenmal für die Sanierung der Straßen 160.000 Euro aufbringen sollten. Dies würde jeden von ihnen mit Kosten zwischen 4.500 und 6.000 Euro treffen. Notwendig wurde die Sanierung durch Bergbauschäden. Den Bergbau als Verursacher belastete die Stadt lediglich mit 30.000 Euro. Nicht bürgerfreundlich, so die Anwohner, und äußerst ungerecht. die Anwohner ungerecht. Wie die WAZ berichtete, konnte die Verwaltung (Tiefbauamt) „den Unmut der Anlieger nicht so ganz verstehen“. Denn die Stadt habe die Anwohner der Siedlung rechtzeitig informiert, zweitens sei nach dem Kommunalen Abgabegesetz alles rechtens. Ratenzahlung und Stundung, so die Stadt Dorsten, seien in Härtefällen möglich.