Jüdin überlebte in Verstecken – nie wieder nach Deutschland
1892 in Klein Reken bis 1996 in Arnheim/Niederlande; jüdische Emigrantin. – Im Jüdischen wünscht man dem anderen, er möge 120 Jahre alt werden. Frieda Rosenbaum geborene Humberg war auf dem besten Wege dahin. Sie wurde 103 Jahre alt. Die 1892 in Klein Reken geborene Jüdin verbrachte die letzten Jahre ihres langen Lebens in einem jüdischen Altenheim in Arnheim. Frieda Rosenbaum konnte die Jahre der Angst und Flucht während der NS-Zeit nicht vergessen. Sohn Walter, Neffen, Nichten und andere Verwandte kamen in Konzentrationslagern um. „Ich kann sie nicht alle aufzählen“, sagte sie, die nach 1938 deutschen Boden nie wieder betrat.
Die Rosenbaums eröffneten am Ostwall ein Viehhandelsgeschäft
Frieda Humberg heiratete fast 50-jährig Max Rosenbaum aus Raesfeld, der drei Söhne aus erster Ehe mitbrachte: Walter, Max und Ernst. Ein Jahr später zog die Familie nach Dorsten und eröffnete am Ostwall 20 ein Viehhandelsgeschäft und belieferte hauptsächlich das Dorstener Krankenhaus mit Fleisch. Nachdem ihr Mann 1935 verstorben war, er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Dorsten bestattet, zogen die Söhne 1937 illegal von Dorsten in das holländische Westendorp. Die Mutter folgte ein Jahr später. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Holland holte sie die Vergangenheit ein. Die Familie konnte sich in Kornfeldern, unter Büschen und in Wäldern verstecken. 1942 gab die Mutter mit ihren Söhnen die mobilen Verstecke auf. Mitglieder des holländischen Widerstands brachten sie in ein festes Versteck auf einem Bauernhof. Für zweieinhalb Jahre sollte der enge Dachboden die verborgene Welt der Rosenbaums sein. Sohn Walter konnte die entwürdigenden Verhältnisse nicht ertragen. Er verließ das Versteck, wurde aufgegriffen und im Konzentrationslager Sobibor ermordet. -Das Foto zeigt Frieda Humberg (Rosenbaum) als jüdische Krankenschwester im Ersten Weltrkrieg.
Im Alter von 104 Jahren in Arnheim gestorben
Während die Mutter mit ihren beiden verbliebenen Söhnen Max und Ernst auf dem Dachboden lebte, quartierten sich im Haus deutsche Soldaten ein. Obwohl die Gefahr der täglichen Entdeckung groß war, boten die deutschen Soldaten der versteckten Familie Rosenbaum unwissentlich besten Schutz vor Hausdurchsuchungen der Polizei und Gestapo. Betreut wurden die Flüchtlinge von der holländischen Widerstandsbewegung. Häufig mussten die Rosenbaums das enge Versteck mit anderen Juden und Widerstandskämpfern teilen. – Frieda Rosenbaum war, bei angegriffener Gesundheit bereits hundertjährig, immer noch an einem interessiert: am Fußball. Sie kannte jeden Verein zwischen Italien und Amsterdam – und die Bundesliga sowieso.