Landgerichtsdirektor in Trier und Gründer der Stiftung
1771 in Dorsten bis 1864 in Düsseldorf; Landgerichtsdirektor und Ehrenbürger. – Auch er war Jurist, wie es sich für einen Rive gehörte, der nicht Priester werden wollte. Die Stadt Dorsten machte den hochverdienten Juristen zu seinem 50. Dienstjubiläum 1846 zum Ehrenbürger und die Universität Bonn verlieh ihm den Ehrendoktortitel; 1851 wurde er mit dem Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub geehrt.
Trier war „eine besondere Zelle oppositioneller Haltung“
Er gehörte dem Ignazschen Hauptast der Rives an. Seine Eltern waren Ignaz Rive und Maria Antoinette de Weldige-Cremer. Der Vater war Kurfürstlich-kölnischer Postmeister und 1762/73 Bürgermeister in Dorsten. Er hatte noch vier Brüder. Der älteste gründete testamentarisch 1831 die „Ignatz Rive’sche Familienstiftung (siehe dort). Joseph Rive studierte Rechtswissenschaft in Bonn (1791), in Jena (1794) und in Göttingen (1795) und wurde 1806 Kürfürstlich-kölnischer Hof- und Regierungsrat in Dorsten, 1822 Königlich-preußischer Appelationsrat in Köln und danach Geheimer Oberjustizrat und Landgerichtspräsident in Trier. Einer seiner Richter am Landgericht Trier war von 1828 bis 1835 Friedrich Schillers jüngster Sohn Ernst Schiller, der über die rheinische Gerichtsbarkeit schrieb: „Welch himmelweiter Unterschied zwischen sächsischem und französischen Gerichtswesen! Hier ist noch Menschenverstand und reiner Geschäftsgang; liberale und schnelle Justiz.“ Vielleicht lag es an der Fortgeltung des freiheitlichen französischen Rechts, dass zeitweilig das Landgericht Trier als „eine besondere Zelle oppositioneller Haltung gegen die preußische Regierung“ angesehen wurde und der Dorstener Dr. Joseph Rive sicherlich seinen Anteil daran hatte.
Er publizierte Bücher über Rechts- und Heimatgeschichte
Ihm gehörte der Hof Eppe in der Bauerschaft Frentrop (Marl). Der hochgeehrte Jurist heiratete dreimal – und wurde dreimal Witwer. Seine erste Frau Josepha Averkamp aus Bruchsal starb 1803 in Dorsten, seine zweite Frau Alexandrina 1817. Im Jahre 1824 ehelichte er Eleonora Hüger aus Münster, die 1837 in Köln starb. Danach blieb der neunfache Vater Witwer und starb 1864 in Düsseldorf. Ein Jahr vor seinem Tod wurde die von ihm gegründete „Joseph Rive’sche Familien-Stipendien-Stiftung“ genehmigt. Er war zwar nah mit Ignatz Rive verwandt, gehörte aber nicht zu den Begünstigten dessen älteren Stiftung. Joseph Rive erwarb mit seinem nicht unbeträchtlichen Vermögen Immobilien, Zechenanteile (u. a. Kuxe der Zeche „Helene Amalie“ in Berge-Borbeck) und Wertpapiere durch Immobilien. Die Stiftung existiert noch (siehe Rive, Familie; Rive-Stiftungen). Joseph Rive veröffentlichte zwei Schriften: „Über die Aufhebung der Fideicommisse als Folge der Einführung des Französischen Civil-Gesetzbuchs. Eine juridische Untersuchung“, Köln, Bachem 1822, 132 Seiten. – „Beiträge zur Deutschen Rechtsgeschichte und zum Deutschen Privatrecht. 1. Teil. Über das Bauerngüterwesen in den Grafschaften Mark, Recklinghausen, Dortmund und Hohen-Limburg, in dem vormaligen Stift Essen, Herzogthum, Cleve (an östl. Rheinseite) und in den Herrschaften Broich und Wertherbruch“, Paderborn, Wesener 1827.