Sie wurden im Zweiten Weltkrieg gefeier – auch der Friseurs Oskar Penkert
Die Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurden, gebürtige Dorstener oder in Dorsten wohnhaft bzw. stationiert waren oder im Kriegslazarett Maria Lindenhof lagen, durften sich in das Goldene Buch der Stadt Dorsten eintragen. Waren die Ausgezeichneten Dorstener Bürger, dann erfuhren sie auch von der Stadt Vergünstigungen, wie Oskar Penkert (1913 in Wulfen bis 1962 in Dorsten) vom 3. Panzer-Grenadier-Regiment 108, der sogar ein Grundstück geschenkt bekam, wie Bürgermeister Dr. Gronover am 31. März 1944 mitteilte:
„Der Bürger der Stadt Dorsten Oskar Penkert, z. Zt. Feldwebel bei der Wehrmacht, hat sich durch Tapferkeit und Einsatzbereitschaft vor dem Feinde in solch außergewöhnlicher Weise bewährt, dass ihm durch den Führer und Obersten Befehlshaber Adolf Hitler das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen worden ist. Die Stadt Dorsten würdigt die vom Führer selbst anerkannte hohe Leistung des Mitbürgers Oskar Penkert, indem sie ihm als Ehrengabe ein Grundstück übereignet, das ihm später als Bauplatz zur Errichtung eines eigenen Heimes dienen möge oder als Stätte, an der er seinen Beruf ausüben kann. Oskar Penkert hat sich das Anrecht erworben, dauernd einen sicheren Platz in seiner Heimatstadt Dorsten zu besitzen“ (Stempel, Unterschrift Dr. Gronover).
Penkert war der 23. Ritterkreuzträger im Kreis Recklinghausen
Oskar Penkert bekam tatsächlich das Grundstück. Es befand sich an der Glück-Auf-Straße in Hervest. Nach dem Krieg tauschte er es für ein Grundstück am Söltener Landweg in Holsterhausen ein, baute dort ein Haus, in dem sich auch sein Friseursalon befand. Nicht nur die Stadt Dorsten beschenkte den inzwischen zum Holsterhausener gewordenen Oskar Penkert, dem 23. Ritterkreuzträger im Kreis Recklinghausen, auch der Landrat, NSDAP-Kreisleiter Auras, und der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Holsterhausen, Schwarz, überreichten ihm Ehrengeschenke. Seine Heimatgemeinde Wulfen, damals noch selbstständig, ehrte ihn und seine Eltern mit einem Festakt im Saal Humbert, zu dem der NSDAP-Ortsgruppenleiter Lippik eingeladen hatte. Ortsbürgermeister Rose sagte in seiner Rede, dass „die Tapferkeit der Söhne Wulfens in der Geschichte der Gemeinde Wulfen bewiesen ist“. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter würdigte den Feldwebel, indem er ihm eine Führerbüste mit den Worten überreicht, dass ihm nicht besseres eingefallen sei, als ihm das Bildnis dessen zu schenken, der heute die Geschicke des Großdeutschen Reiches leite. Auch der Obermeister der Friseure – Penkert war von Beruf Friseur – fand Worte des Stolzes, denn Penkert war der zweite Friseur mit Ritterkreuz in der gesamten Reichsfriseurinnung. Als Geschenk bekam er ein Ölgemälde. Oskar Penkert dankte mit den Worten: „Der Festakt hat bewiesen, dass die Heimat fest zur Front steht und der Krieg so zu einem siegreichen Ende geführt werden kann.“
Rektor Nölles Devise: „Gelobt sei, was hart macht!“
Auch die Holsterhausener Heinrich-Lersch-Schule (Bonifatiusschule) ehrte den neuen Ritterkreuzträger in der mit Blumen und Führerbild festlich geschmückten Turnhalle. Oskar Penkert war einst Schüler der Antoniusschule, die im Dritten Reich in Otto-von-Weddigen-Schule umbenannt worden war. Im offenen Wagen würde der Friseur mit seinen Eltern von Rektor Nölle und Rektor Kellner zum Festsaal gefahren. Rektor Nölle endete seine Begrüßungsansprache im Namen aller Volksschulen mit dem Satz: „Gelobt sei, was hart macht!!“ Nölle überreichte dem Ritterkreuzträger ein eigens angefertigtes Ölbild seines Geburtshauses in Wulfen. Mit der Führerehrung durch NSDAP-Ortsgruppenleiter Schwarz und der Nationalhymne endete die Schulfeier in Holsterhausen.
Weritere Ritterkreuzträger in Dorsten: Am höchsten dekoriert wurde mit Ritterkreuz, Eichenlaub und Schwertern der Dorstener Heinrich Nordmann (siehe dort). Außerdem erhielten das Ritterkreuz Unteroffizier Emil Richter (1919 bis 1980, war bei der Ruhrgas beschäftigt), Feldwebel Friedrich Schäfer (1919 bis 1992; seit 1940 in Dorsten, 1945 unbekannt verzogen), Oberleutnant Karl Gerlach (seit 1937 in Dorsten, von 1956 bis 1970 bei der Bundeswehr, danach Hannover), Leutnant Herbert Käseberg (im Dorstener Lazarett I/614 am 2. März 1945 verstorben, postum verliehen am 14. April 1945), Oberfeldwebel bei der Luftwaffe Rudi Zwesken (verliehen am 31. März 1945). Ein Oberleutnant aus Deuten, Kerner, soll ebenfalls Ritterkreuzträger gewesen sein wie der Anstreicher Hans Hund, der sich 1950 in Suizidabsicht in Dorsten vor den Zug warf und starb. Beide Auszeichnungen lassen sich nicht verifizieren.
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Zur Sache: Das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ist eine Stufe des Eisernen Kreuzes, das am 1. September 1939, anlässlich des Polenfeldzuges von Adolf Hitler neu gestiftet wurde. Das Ritterkreuz wurde 7.318 Mal verliehen, darüber hinaus wurden im Laufe des Krieges zusätzliche Stufen eingeführt. Im letzten Krieg galten Ritterkreuzträger als große Helden und genossen ein durch die NS-Propaganda erzeugtes Höchstmaß an Ansehen und Popularität, nicht selten besaßen sie eigene Autogrammkarten. Sie besuchten Schulen und hielten Vorträge; ihre öffentlichen Auftritte waren stets von großen Ehrungen begleitet. Neben Fliegerassen und U-Bootfahrern dienten die Ritterkreuzträger in der Propaganda für Heranwachsende als heroische Vorbilder. Das Bild der „Ritterkreuzträger“ wurde bis in die 1990er-Jahre hinein durch die einschlägigen Publikationen aus dem Umfeld der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger (OdR) bestimmt, die zudem über gute Kontakte zur Bundeswehr verfügte. Einer, der das Ritterkreuz bei gesellschaftlichen oder politischen Anlässen noch Jahrzehnte nach dem Krieg trug, war der FDP-Politiker Erich Mende. Im Jahre 2004 gab es noch 500 lebende Ritterkreuzträger.