Reichsautobahnen im Vest

Querautobahnen nach Osten dienten dem geplanten Krieg

Reichsautobahn im Vest

Reichsautobahn im Vest

Schon in der Weimarer Republik wurde ein Verkehrsnetz von Reichsautobahnen geplant, dass die Nationalsozialisten ab 1933 zum Teil realisierten und neue Autobahnen nach den damals noch geheim gehaltenen Kriegsbedürfnissen planten und bauten. Bis heute hat sich vor allem bei älteren Menschen die Legende gehalten, dass der Autobahnbau ein Werk des Führers gewesen sei, eine als positiv zu bewertende Leistung. Der Autobahnbau, größtenteils finanziert durch die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung und unter der Verantwortung des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen Dr. Fritz Todt wurde als Beitrag zur Verringerung der Arbeitslosigkeit propagiert, doch dieses Ziel wurde nur bedingt erreicht. Die höchste Beschäftigungszahl gab es im Jahr 1936, als rund 120.000 Arbeiter an den Trassen eingesetzt waren. Auch die beteiligten Zulieferbetriebe brachten nicht den arbeitspolitischen Effekt, den die NS-Propaganda versprochen hatte. Ab 1935 wurden kleinere Autobahnteilstücke fertig gestellt, das erste im Mai von Frankfurt nach Darmstadt. Von den geplanten 6.900 km waren bis 1945 rund 3.800 km gebaut.

Erste RAB-Raststätte Recklinghausen-Stuckenbusch – berühmte Gäste

In der Dorstener Umgebung und im Vest wurden damals folgende Autobahnen eingerichtet: Oberhausen – Recklinghausen (heute A 2) 1937; die 1939 gebaute RAB-Tankstelle Stuckenbusch wurde 1955 in Hohenhorst umbenannt und 2005 geschlossen. Recklinghausen – Gütersloh Nr. 5 (heute A 2) 1939. Köln – Münster war als diagonale Linie (über Gladbeck, Dorsten) geplant und Köln – Kassel (über Gladbeck, Buer, Recklinghausen, Castrop, Henrichenburg, Lippramsdorf, Haltern) in Betrieb genommen.

Als erste Raststätte im Bereich Westfalens wurde am 29. Juni.1939 die Raststätte „Stuckenbusch“ in Recklinghausen eröffnet, die 1955 in „Hohenhorst“umbenannt und 2005 geschlossen wurde. Der Parkplatz „Stuckenbusch“ erinnert an jene Raststätte. Als Besonderheit gilt, dass diese Raststätte in den frühen Jahren der Bundesrepublik ein bekannter Prominententreffpunkt war, wie das Gästebuch der damaligen Pächterfamilie Kersten belegt. Da findet man die Namen des Bundespräsidenten Theodor Heuss und von Jakob Kaiser, von Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer, von Willi Brandt und Herbert Wehner, aber auch der sowjetische Außenminister Andrei Andrejewitsch Gromyko hat sich in das Gästebuch eingetragen wie berühmte Sportler und Künstler auch, darunter Zarah Leander, Grete Weiser, Marika Rökk, Will Quadflieg, Mathias Wiemann, Max Schmeling, Fritz Walter. Der Schauspieler Hans Albers schrieb sich mit einem angebrannten Streichholz ins Gästebuch ein, weil sein Füllfederhalter streikte.

Kurzkommentar

Als Wolf Stegemann von der Forschungsgruppe „Dorsten unterm Hakenkreuz“ öffentliche Vorträge über die Zeit es Nationalsozialismus in Dorsten hielt, wurde die anschließende Diskussion fast immer nach einem peinlich anmutenden Schweigen mit zwei kritischen Fragen von älteren Zuhörern eröffnet: „Wie alt sind Sie?“ und „Wissen Sie auch, dass Hitler die Autobahnen gebaut hatte?“ Hitler hatte weder als erster die Idee zu den Autobahnen, noch hat er sie als erster gebaut. Die vorhandenen Strecken und die Vorarbeiten während der Weimarer Republik ermöglichten es ihm, in kurzer Zeit ein Projekt aufzubauen und propagandistisch auszuwerten, wie es für Diktaturen typisch ist. So nützlich die Autobahnen sich heute erweisen, für die damalige Wirtschaftslage und Motorisierungsdichte in Deutschland waren sie ein Luxus, für den der Normalverbraucher und schließlich bei der Währungsreform 1948 der Sparer zu zahlen hatte. Im Übrigen gibt es an der technischren Leistung des Autobahnbaus nichts zu verkleinern. Die Autobahnen sind nicht deshalb „schlecht“, weil Hitler sie gebaut hat. Aber Hitler ist nicht deshalb „gut“, weil er auch Autobahnen gebaut hat!

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