Niedergang des Bergbaus – Neue Aufgabenbereiche vorgesehen
Zwei vormals in Dorsten tätige und zur Verwaltungsspitze gehörende Kommunalpolitiker führten den überregionalen Regionalverband Ruhr mit Sitz in Essen, ein früher starker und mächtiger Verband. Gerd Willamowski (siehe dort) führte ihn von 1995 bis 2004 und Heinz-Dieter Klink (siehe dort) von 2005 bis 2011 (beide SPD).
Gesetzesvorlage für RVR in der Kritik des LWL
Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist ein gesetzlicher Zweckverband (Pflichtverband) als übergreifende kommunale Organisation der kreisfreien Städte des Ruhrgebiets und der sie umgebenden Kreise mit rund 5,1 Millionen Einwohnern. Dorsten gehört dem Verband über den Kreis Recklinghausen an. Wegen des Niedergangs des einst mächtigen Bergbaus und seiner Lobby büßte der RVR in den letzten Jahren an Einfluss ein. Daher legte die NRW-Regierung im Jahre …. Ein Gesetz vor, das den Regionalverband Ruhr mit Zueignung anderer Aufgaben wieder stärken und ihm eine Klammerfunktion für das gesamte Ruhrgebiet geben sollte. Dagegen machte der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) im Mai 2014 Front, weil nach Ansicht des LWL dadurch der RVR einseitig bessergestellt sein würde. Der LWL und der LWR (Rheinland) übten diese Klammerfunktion bereits seit 60 Jahren erfolgreich aus. Die Landschaftsverbände Westfalen und Rheinland übernehmen als Kommunalverbände in ihren Gebieten Stadtgrenzen überschreitende Aufgaben im sozialen und kulturellen Bereich (Krankenhäuser, Museen). Zudem sei der LWL auch Planungsbehörde für ruhrgebietsweite Infrastrukturprojekte und regionale Wirtschaftsförderung zuständig. Der in der Kritik stehende Gesetzentwurf für den Regionalverband Ruhr lockert das formale Korsett, das dem RVR in seiner Organisation und in seinen Aufgaben bisher fesselt, wenn dies die beteiligten Kommunen überhaupt wollen. Das Gesetz soll den Revierkommunen die Möglichkeit geben, freiwillige Aufgaben in Zukunft auf den RVR zu übertragen. Als mögliche Felder nennt der Gesetzentwurf ausdrücklich Klimaschutz, Energie und Verkehr. Die politische Debatte ist darüber noch im Gang (Stand Mai 2014). Die RVR-Verwaltung ist in Essen (Foto).
1920 gegründet, um den Versailler Vertrag zu erfüllen
Gegründet wurde der Regionalverband Ruhr als Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) 1920 als Zusammenschluss der Gemeinden und Kreise des Ruhrgebiets, um die Reparationsforderungen aus dem Versailler Vertrag erfüllen zu können. Etwa 150.000 Bergleute und etwa 600.000 weitere Menschen sollten im Ruhrgebiet zusätzlich angesiedelt werden, um den Ruhrbergbau zu unterstützen. Die Planung sollte vom Verband zentral gelenkt werden. Der Essener Beigeordnete Robert Schmidt (1869–1934) war der geistige Vater und bis 1932 erster Verbandsdirektor des SVR. Im Auftrag des Düsseldorfer Regierungspräsidenten und von Revier-Kommunen entwarf er 1912 einen Generalsiedlungsplan für die Region zwischen Emscher und Ruhr. Der Plan war politisch nicht mehrheitsfähig, bildete aber die geistige Grundlage der ersten überörtlichen Ruhrgebiets-Organisation. Am 5. Mai 1920 gaben die Reichsregierung, die preußische Landesversammlung und die beteiligten Ruhrgebietsstädte grünes Licht für die Gründung des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk.
Grünzüge im Bergbauballungsgebiet werden erhalten
Ein Ziel des SVR war es, eine Zersiedlung zu verhindern, damit unverzichtbare Grün- und Freiflächen erhalten werden konnten. Dazu wurden mehrere regionale Grünzüge definiert, deren Nord-Süd-Verlauf bis heute zwischen den Städten im Ballungsraum des Ruhrgebietes erhalten ist. Bereits in der Gründungsphase des SVR wurden Projekte wie der Ruhrschnellweg, eine Regionalschnellbahn und die Revierparks vorgedacht. Durch den Bau von Verbandsstraßen und die 1925 eingeführte einheitliche Ortsbeschilderung sollte das Ruhrgebiet auch verkehrstechnisch zusammenwachsen. Im Jahr 1933 während des Nationalsozialismus wurde die Organisation gleichgeschaltet, unter anderem, um auch der Wirtschaft mehr Einfluss zu sichern. In den 1950er-Jahren entwickelte der SVR Städtebauprojekte wie beispielsweise die Neue Stadt Wulfen. Nachhaltigen Einfluss hatte der SVR vor allem in den 1960er-Jahren. Eines der größten Projekte war zu dieser Zeit die Planung und Organisation der städteübergreifenden Abfallentsorgung. Die Aufgaben des Verbandes bei der Raumordnung und beim Städtebau wurden 1962 im Landesplanungsgesetz des Landes NRW, 1975 jedoch eingeschränkt und 1979 mit dem Gesetz über den Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) für weitere 25 Jahre geregelt.
Vom Kommunalverband Ruhrgebiet zum Regionalverband Ruhr (RVR)
Zum 1. Oktober 2004 wurde der Kommunalverband Ruhrgebiet mit der Änderung des Verbandsgesetzes durch den Landtag Nordrhein-Westfalen in Regionalverband Ruhr umbenannt. Dabei erhielt er erweiterte Zuständigkeiten in der regionalen Selbstverwaltung. Auf Initiative des damaligen Dortmunder Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer (SPD) bekannten sich zahlreiche Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets 2008 zu einem Grundsatzpapier „Städtebund Ruhr – für eine neue Kultur der Kooperation in der Metropole Ruhr gegen neue Bürokratie“. Eine Gründung eines „Städtebundes Ruhr“ nach Langemeyers Vision wurde von verschiedenen Seiten heftig kritisiert, so unter anderem vom damaligen RVR-Vorsitzenden Heinz-Dieter Klink (SPD, vormals Dorstener Stadtkämmerer) und damaligen Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reinigers (CDU).
Marketing-Aufgaben wie Route der Industriekultur
Der Verband hat folgende Pflichtaufgaben: Marketing des Ruhrgebiets sowie Umwelt- und Freizeitförderung, wie der Emscher Landschaftspark oder die Route der Industriekultur, Masterpläne für die Raumordnung und Erfassung kartografische Daten. 2009 übernahm der RVR die staatliche Regionalplanung für das Ruhrgebiet. Größte RVR-Tochtergesellschaft ist die AGR Unternehmensgruppe. Eine weitere Tochtergesellschaft ist die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH. Des Weiteren kann der Verband Aufgaben als Dienstleister übernehmen.
Verbandsstruktur und Mitglieder
Der Regionaldirektor ist gesetzlicher Vertreter des RVR. Er wird von der Verbandsversammlung auf sechs Jahre gewählt. Der Verbandsversammlung mit derzeit 71 stimmberechtigten Mitgliedern („Ruhrparlament“) gehören auf fünf Jahre gewählte Vertreter der Stadträte beziehungsweise Kreistage und seit der letzten Änderung des Verbandsgesetzes auch die Oberbürgermeister und Landräte an. Als Mitglieder gehören dem RVR an: Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Ennepe-Ruhr-Kreis (mit den Städten Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Herdecke, Schwelm, Sprockhövel, Wetter/Ruhr und Witten), Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Kreis Recklinghausen (mit den Städten Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern am See, Herten Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop), Kreis Unna (mit den Städten Bergkamen, Bönen, Fröndenberg, Holzwickede, Kamen, Lünen, Schwerte, Selm, Unna und Werne), Kreis Wesel (mit den Gemeinden/Städten Alpen, Dinslaken, Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Schermbeck, Sonsbeck, Voerde/Niederrhein, Wesel und Xanten). Im Kreis Wesel und in Hagen gab es Bestrebungen, den RVR zu verlassen. Der Kreistag des Kreises Wesel verfehlte die Zweidrittelmehrheit im September 2008 knapp. Auch im Rat der Stadt Hagen wurde die hierfür benötigte Zweidrittelmehrheit im Oktober 2008 knapp verfehlt. Beide Gremien können frühestens nach zehn Jahren wieder damit befasst werden, ob sie den RVR verlassen oder nicht. – Foto: Heinz Klink, er war ebenfalls vorher in Dorsten.
RVR-Industriepark südlich vom „Schwatten Jans“ soll erweitert werden
Die Ruhrparlament hatte im Sommer 2023 beschlossen, 24 Standorte im Ruhrgebiet als künftige Gewerbeflächen zu sichern. Darunter ein grenzüberschreitendes Areal auf Marler und Dorstener Gebiet – und zwar im Verkehrsstraßen-Dreieck Autobahn 52/Schnellstraße L 608/Dorstener Straße B 225 gelegen. „Südlich Schwatten Jans“ heißt bislang der Arbeitstitel für die Fläche, auf der künftig auf gut 30 Hektar Unternehmensansiedlungen möglich sein sollen. Dieser Name dürfte bald der Vergangenheit angehören. Denn der seit vielen Jahren auf der anderen Seite der B 225 existierende „Industriepark Dorsten/Marl“ soll um die vom RVR ins Auge gefassten Grundstücke formell erweitert werden. Dafür soll die Dorstener Politik auf Vorschlag der Stadt demnächst grünes Licht geben. Bei der geplanten Fläche „Schwatten Jans“ handelt es sich ausdrücklich auch um einen im Regionalplan Ruhr festgelegten regionalen Kooperationsstandort. „Hierbei kann der Zweckverband zu Synergieeffekten und Arbeitserleichterungen in der interkommunalen Abstimmung führen“, so die Stadt – zum Beispiel bei der beabsichtigten Beantragung von Fördermitteln. Gesamtziel sei, „eine Flächenentwicklung mit Strahlkraft für die Region entstehen zu lassen“ – was die Zahl der Arbeitsplätze als auch „innovative und nachhaltige Ausrichtung der Betriebe angeht“. Die geplanten Flächen südlich vom „Schwatten Jans“ gehören zum großen Teil zu Marl. Nur 6,6 Hektar davon befinden sich auf Dorstener Stadtgebiet und zwar in Altendorf-Ulfkotte. Eigentümer ist ein Landwirt.
Im Jahr 2024 unterstützt der RVR 16 Kulturprojekte mit 135.000 Euro
Der Regionalverband Ruhr (RVR) unterstützt 16 Kulturprojekte in der Metropole Ruhr – und zwar mit insgesamt 135.000 Euro. Der Dortmunder Verein Labor 519 bekommt zum Beispiel 6000 Euro für sein Programm „Zu Tage – Musik und Tanz an klingenden Orten“ in Dortmund, Waltrop und Duisburg im Oktober. Ebenfalls unterstützt werden das Festival „Mord am Hellweg“ mit 7000 Euro und der Ausbau von „Hellweg – ein Lichtweg“ mit 10.000 Euro. Dieselbe Summe fließt für das Live-Film-Theater-Projekt „Hyperfromance“, beteiligt ist das Dortmunder Theater im Depot. Vierstellige Summen gehen unter anderem an die Konzertreihe „Fine Art Jazz“ und das New-Colours Festival (beide auch in Marl/Dorsten), die Filmfestival „Doxs“ und „Blicke“ sowie das Literatur-Event „Heimspiel Ruhr“.
Siehe auch: Ruhrparlament
Quellen: Vornehmlich dem Wikipedia-Beitrag gekürzt entnommen (2014). – dpa-Meldung vom 5. Mai 2014. – MK in DZ vom 17. Aug. 2023.