Raufhandel 1642 bis 1649

Streit zwischen Dorstener Bürgern und einquartierten Soldaten

Allein dieser zeitlich begrenzte Auszug von sieben Jahren dokumentiert, wie sehr die Dorstener Bürger während des Dreißigjährigen Kriegs in ihrer von ständig von Soldaten besetzten Festungsstadt ausgesetzt waren. Dies hier aufgeführten Fälle sind in den Ratsprotokollen festgehalten, die der Archivar Paul Fiege übertragen und der Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten 2001 herausgegeben hat. Mit den Streitereien hatten sich stets die Bürgermeister und Ratsherren zu befassen gehabt.
233-Raufhandel

Der Korporal und der Spielmann

Am 5. Januar 1644 begann vor den beiden Bürgermeistern der Stadt und den Ratsherren und Bruchmeister Berndt Schultheis und Johann Benen ein Verhör, das der Korporal Ambrosius Siegel beantragte. Denn ihm war Schlimmes widerfahren.

Der Feldwebel von Melcher und die beiden Fähnriche Stengel und Manderloh Götz, genannt Gotze,  waren am 2 Januar 1644, um 10 Uhr, in das Haus der Dorstenerin Engeline Brinckhennen, genannt Kamps, und deren Magd Elsken Alß eingedrungen. Sie hatten mit den Füßen gegen die Tür getreten. Die Frau des Hauses, Engelina Brinckhenne, glaubte, eine Patrouille begehrte Einlass. Sie sagte, dass es kein Bier mehr gebe. Sie drohten, das Fenster einzuschlagen.

Mit offenem Degen ins Haus eingedrungen

Danach drangen sie mit offenem Degen in das Haus. Der Feldwebel lief umher, als wollte er das Haus kaufen. Im Haus befand sich ein Spielmann, der zu spielen begann, und der Korporal, der, als die anderen ins Haus kamen und für Unruhe sorgten, aus dem Bett in einer Kammer heraus rief  „Was ist das für ein Volk und was wollen die eigentlich?“ Ihm wurde geantwortet, dass sie seinen Spielmann wollen. Der Korporal fragte aus der Kammer zurück, ob sie seine Frau suchten. Zwei von den drei Eindringlingen hatten dann gerufen: „Hei, du Fotzen-Hund, du hast selbst noch keine Macht über deine Frauen!“ Daraufhin mischte sich der anwesende Spielmann ein: „Der Korporal hat mich in Arrest genommen. Ich kann nicht mitkommen!“

Nicht wert, aus einer Kanne zu trinken

Daraufhin rief einer der drei Eindringlingen: „Hei, du Fotzen-Hund, du hast keine Macht über unsere Soldaten, denn sie gehören nicht zu deiner Kompagnie!“ Da erschien der Korporal in der Tür der Kammer, nur mit einem Hemd bekleidet. Die drei Eindringlinge gingen sofort auf ihn  zu und schlugen ihn. Der Korporal rief um Hilfe und die Zeugin, die Emgeline Drinckhennen lief zum Wachtmeister Leutnant, um Hilfe zu holen. Als sie das Haus verließ, so gab sie im Verhör an, hatte sie noch den Fähnrich Stengel rufen hören: „Hei, du Hahnrei“ Du hast selbst keine Frauen, du hast auch keine Macht über deine Frauen! Du Schelm bist nicht wert, dass du mit rechtschaffenen Kerlen aus einer Kanne säufst! Dein Schwager, der Hauptmann, mag mit dir saufen! Du bist nicht einmal wert, dass du mir die Schuhe putzt!“ Danach hätten die Eindringlinge den Korporal arretiert. – Wie die Geschichte weiterging, ist nicht überliefert. – Am 8. Januar wurde die Befragung durch den Schultheiß vom westfälischen Regiment vor den Bürgermeistern, Ratsherren und dem Stadtsekretär fortgesetzt. Auch darüber ist nichts bekannt.

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