RAG – Ruhrkohle AG

Hervorgegangen aus dem Rheinisch-Westfälischen Kohle-Syndikat

Es war ein Verkaufskartell von 98 Zechen, welches das Ziel verfolgte, unangemessene Konkurrenz unter den Zechen zu vermeiden. Als Verkaufskartell regulierte das RWKS die Mengen- und Preispolitik im Deutschen Reich und bei Koks für Kontinentaleuropa. Der sogenannte Morgenthau-Plan des US-Politikers Henry Morgenthau sah während des zweiten Weltkriegs vor, dass das Deutsche Reich nach dem Ende des Krieges ein reines Agrarland werden sollte. US-Präsident Franklin Roosevelt billigte den Plan, der allerdings am Ende des Jahrs 1944 wieder fallen gelassen wurde.
Zum Ende des Krieges lag die Fördermenge auf allen rund 128 Zechen bei nur noch 90.000 Tonnen Kohle und 9000 Tonnen Koks arbeitstäglich. Die Haldenbestände lagen im März 1945 bei acht Millionen Tonnen, da fast alle Verbindungswege, Brücken und Gasleitungen zerstört waren. Zu dieser Zeit arbeiteten noch rund 380.000 Bergleute auf den Zechen. Nach dem Industrieplan des Alliierten-Kontrollrats vom 26. März.1945 sollte die Kapazität der deutschen Rohstoff- und Fertigungsindustrie auf die Hälfte des Standes von 1938 zurückgefahren werden. Insbesondere die Produktion von Stahl, Maschinen und Chemikalien wurde eingeschränkt. Acht Prozent der Industrieanlagen im Westen wurden demontiert. In der damaligen sog. sowjetischen Besatzungszone  waren es gar 45 Prozent. Dagegen protestierten die Arbeiter heftig.
Der RKWS, der 1941 Bestandteil der Reichsvereinigung Kohle war, wurde von den Alliierten 1945 aufgelöst. Die Mengen und Preispolitik wurden 1947 bis 1952 von der Deutschen Kohlenverkauf und 1952 bis 1956 von der Gemeinschaftsorganisation Ruhrkohle (Georg) fortgeführt. Im Dezember 1946 wurde in Bochum der Industrieverband Bergbau, die spätere Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, gegründet. Erst nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 7. September 1949 konnte die Aufhebung von Zwangs-Exportleistungen an die Alliierten sowie die Befreiung von der Bevormundung erreicht werden.

Großes Zechensterbens Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre

Es handelte sich dabei um einen Zusammenschluss von 23 Bergwerksunternehmen mit rd. 120 Zechen. Grundlage bildete das Gesetz zur Anpassung und Gesundung der deutschen Steinkohlegebiete. Am 18. April 1951 wurde in Paris die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) gegründet. Die Montanunion war der Vorläufer der heutigen europäischen Union. In diese Zeit fällt auch die von der IG BCE erkämpfte Montan-Mitbestimmung. Die damit verbundenen erweiterten Rechte der Betriebsräte und die Stellung des Arbeitsdirektors haben mit dazu beigetragen, dass bis zum Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus im Dezember 2018 Niemand ins Bergfreie fiel.
Die höchste Kohlenfördermenge an Rhein und Ruhr ist 1956 mit rd. 125 Millionen Tonnen SKE erbracht worden. Von da ab setzte der durch den Ölboom ausgelöste Veränderungsprozess auf dem Energiemarkt ein. Das große Zechensterben begann 1959 mit den ersten Feierschichten. Die Zahl der Bergwerke verringerte sich von 128 Anlagen in 1958 auf 7 in 2000 und auf 2 in 2018. Die Bundesregierung gewährte Stilllegungsprämien.
1959 wurden die Kleinzechen Klosterstollen in Barsinghausen und Jugmann in Essen stillgelegt. Dann folgte die Kokerei Friedrich-Ernestine, die Zechen Amalie und Helene in Essen-Altenessen, Friedrich-Joachim in Essen-Schonnebeck, Victoria Mathias in der Essener Innenstadt und Rosenblumendelle in Mülheim. 1960 wurde als erste Großzeche Wilhelmine Victoria in Gelsenkirchen stillgelegt. Über 13.000 Bergleute waren auf diesen Anlagen beschäftigt. Dann erfolgte der Zusammenschluss von 23 noch bestehenden Bergwerksgesellschaften zu einer Einheitsgesellschaft.

Gründung der Ruhrkohle AG am 27. November 1968 in Essen

Am 27. November 1968 wurde die Ruhrkohle AG in Essen gegründet. Kurz genannt RAG. Mit dabei war – neben den Vorständen der Altgesellschaften – der damalige Wirtschaftsminister Dr. Karl Schiller und der Vorstand der IGBCE. Geklärt wurden viele Probleme. Darunter die befriedigende Regelung sozialversicherungsrechtlicher Fragen für die Berg-arbeiter, die Kapitalausstattung, die Verwaltung der Kraftwerke und die Regelung für die vielen Bergarbeiterwohnungen der bis dahin selbständigen Zechengesellschaften. Und es konnte auch ein Plan verabschiedet werden, der die Fortführung absatzstabilisierender Maßnahmen gewährleistete.
In dieser schwierigen Zeit wurde auch der sog. Kohlenpfennig eingeführt, der den geordneten weiteren Rückzug der Zechen ermöglichte und eine Massenarbeitslosigkeit über Jahrzehnte verhinderte. Rund ein Jahr nach Gründung der RAG erschien die erste Werkszeitschrift „Ruhrkohle“, die 1999 dann in „Steinkohle“ umbenannt wurde. Mehr als 600 Ausgaben erschienen bis zum Juli 2019.
1972 beschäftigte die RAG noch 168.400 Mitarbeiter in 26 Unternehmen und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 7,2 Mrd. DM.  Im Mai 1980 wurde der Jahrhundertvertrag zwischen der deutschen Elektrizitätswirtschaft und der RAG unterschrieben. In  Bottrop-Kirchhellen entstand im September 1981 Schacht 10 des Bergwerks Prosper-Haniel, welches als letztes Bergwerk im Ruhrrevier Ende 2018 stillgelegt wurde. Die RAG-DSK wurde im April 2019 mit der RAG AG verschmolzen. Zu diesem Zeitpunkt war die Steinkohleproduktion bereits Geschichte. Die RAG AG ist seitdem für den Stillstandsbereich (befristet bis 2022), der Grubenwasserhaltung, den Gewässerschutz, den Polderbau und den Alterbergbau (teilweise) zuständig.

RAG-Stiftung zur Abdeckung der Folgekosten 2007 gegründet

Zur Abdeckung der Folgekosten für die sog. Ewigkeitsaufgaben des Bergbaus wurde 2007 die RAG-Stiftung ins Leben gerufen. Die Aktionäre von RWE, Thyssen-Krupp, E.ON und Arcelor Mittal übertrugen ihre Anteile an der RAG AG in die RAG-Stiftung mit einem Euro.  RAG-Stiftung ist beteiligt an der Evonic Industries AG (ehem. Degussa) , an der Immobilienfirma Viva West (ehem. Treuhandanstalt für bergmännische Wohnstätten) sowie an zahlreichen mittelständischen Firmen. Aus den Gewinnen wird u. a. die Grubenwasserhaltung finanziert.

2018 Ende des Steinkohlbergbaus in NRW – Grubenwasser-Zechen

Am 12.September 2018 verneigte sich der Düsseldorfer Landtag im Beisein von Bergleuten für die kulturelle, integrierende und wirtschaftliche Leistung vor dem deutschen Steinkohlenbergbau. Am 20. Dezember.2018 wurde in einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst unter Anwesenheit von Tausenden von Bürgerinnen und Bürger in der hohen Domkirche zu Essen der Steinkohlenbergbau verabschiedet. Und am 21.12.2018 wurde unter Beisein des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier symbolisch das letzte Stück Steinkohle am Schacht Franz des Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop  zu Tage gefördert.  Der Ab-schied wurde ganzjährig mit diversen Veranstaltungen unter dem Motto „Glückauf-Zukunft“ begleitet. Die WAZ berichtete ganzjährig von den Leistungen des Steinkohlenbergbaus in NRW. In 17 Museen wurde an die kulturellen Leistungen des Bergbaus erinnert.
Zu den verbleibenden Anlagen zählen die Grubenwasser-Zechen Walsum in Duisburg, Schacht von-Oynhausen in Ibbenbüren, Lohberg in Dinslaken, Haus Aden in Bergkamen, Robert-Müser und Friedlicher Nachbar in Bochum. Über diese Zechen werden dann rd. 110 Mio. Kubikmeter Grubenwasser jährlich gefördert werden. Überwacht werden die Wasserprovinzen über das Jahr 2018 neu eingerichtete Grubenwasserleitwarte auf der ehemaligen Schachtanlage Pluto in Herne. Die Zechen Zollverein XII in Essen, Fürst Leopold in Dorsten, Auguste Victoria Schacht 8 in Marl, Heinrich in Essen-Überruhr sowie Carolinenglück in Bochum  werden zu Sicherungsstandorten umgebaut. Diese dienen der Notbewirtschaftung, soweit eine Pumpe auf den 6  verbleibenden Grubenwasserzechen einmal ausfallen sollte.  Daneben unterhält die RAG noch rd. 600 Polderanlagen.

Siehe auch: Industriekultur (Artikelübersicht)
Siehe auch; Bergbau /  Grubenwasser
Siehe auch: Bergbau / Steigerlied


Quellen: Online-Informationen der RAG (2024). – BuH in Dorstener Zeitung vom 14. Dezember 2024.

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