Amtsdirektor missbilligte Jeans und fehlende Krawatten
1908 in Mülheim an der Ruhr bis 1996 in Dorsten; Amts- und Stadtdirektor. – Er hat den Beruf des Verwaltungsfachmanns von der Pike auf gelernt. 1958 trat er seinen Dienst als Verwaltungschef des Amtes Hervest-Dorsten und somit auch der Stadt Dorsten nebst den damals noch selbstständigen Gemeinden Altschermbeck, Erle, Lembeck, Rhade und Wulfen an. Einstimmig hatten ihn die Amtsvertreter von CDU, SPD und Zentrum gewählt.
Noch an den Vorbereitung für die Neue Stadt Wulfen beteiligt
Bevor er Jura in Köln und Bonn studierte, besuchte Quinders die Verwaltungsakademie Essen/Düsseldorf, begann seine Verwaltungslaufbahn 1927 bei der Stadt Essen, quittierte den Dienst als Oberinspektor, um zu studieren, beendete das Jura-Studium mit dem großen Staatsexamen und arbeitete für den Regierungspräsidenten zunächst in Detmold, wo er auch seine Frau Ellinor kennen lernte. Gemeinsam gingen sie nach Arnsberg, später nach Aachen, wo Heinrich Quinders 1958 der Ruf nach Dorsten erreichte. Bereits zu dieser Zeit hatte sich die Nordwanderung aus dem Revier ins südliche Münsterland abgezeichnet. Damals hatte Dorsten 35.000 und die Landgemeinden 10.000 Einwohner, so dass es sich zwangsläufig ergab, dass Quinders sich der Ausweitung weiterer Baugebiete zur Bedarfsdeckung stellte und nicht unwesentlich auch an der Vorbereitung am Bau der Neuen Stadt Wulfen beteiligt war, deren erste Häuser 1967 bezogen wurden.
Eigener Führungsstil in der Verwaltung
Mit stetig wachsender Bevölkerungszahl musste auch die Infrastruktur ausgebaut werden, so dass in Quinders Amtszeit Schulen und Freizeiteinrichtungen wie Hallen- und Freibad errichtet wurden. Im Vorfeld der kommunalen Neugliederung von 1975 war Amtsdirektor Heinrich Quinders auch mit deren Problematik vorzeitig befasst. In der Verwaltung hatte der Amtsdirektor seinen eigenen Führungsstil. Quinders, stets äußerst korrekt, sachlich, emotionslos, legte Wert auf hohes Fachwissen und auf Etikette. Es gab so etwas ähnliches wie Krawattenzwang, denn Jeans und Freizeithemd waren auch bei den jüngeren Mitarbeitern im Rathaus nicht erlaubt, die „68-er-Bewegung“ war aus dem Dorstener Amtsstuben verbannt. Nach Beendigung seiner ersten Wahlperiode stimmte die SPD für eine Verlängerung der Amtszeit Quinders bis zu dessen Pensionierung zu – in etwa zeitgleich mit der kommunalen Neuordnung. Die Mehrheitsfraktion CDU hingegen sah eine bessere Lösung in einer diesen Zeitraum überbrückenden Amtszeit und verweigerte sich der Wiederwahl, was aber nicht gegen Quinders gerichtet war. 1971 trat dann Dr. Karl-Christian Zahn, der später Bürgermeister wurde, die Quinders-Nachfolge an.
Hund „Wasco“ als „trauerender Hinterbliebener“
Heinrich Quinders starb am Weihnachtstag 1996. Seine Witwe Ellinor Quinders (gest. 2015) veröffentlichte danach eine Todesanzeige, deren Inhalt nicht den alltäglichen Anzeigen dieser Art entsprach. Als trauernde Hinterbliebene nannte sie neben sich selbst und den Anverwandten auch den Hund „Wasco“. Und weiter steht in der Todesanzeige:
„Auf seinem letzten Weg wird mein geliebter Mann von Pastor Lutterbeck von der ev. Kirche begleitet, denn seine eigene Kirche hatte ihn mit der Todsünde belegt, als er seine über alles geliebte evangelische Frau geheiratet hatte. Bis zuletzt hat mein Mann sehr darunter gelitten, was ihm von seiner katholischen Kirche angetan wurde.“