Im Herbst 2024 beginnen 3000 Anwärter/innen ihre Ausbildung bei der Polizei
Im NRW-Innenministerium meldet viele neue Polizei-Anwärter, doch es gibt auch zahlreiche Abbrecher. Kritik kommt von Gewerkschaften und Opposition. In NRW wollen trotz zunehmender Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft offenbar immer mehr junge Menschen zur Polizei gehen. Zum zweiten Mal in Folge beginnen in diesem Herbst 3000 Anwärterinnen und Anwärter ihre Ausbildung bei der NRW-Polizei. „Dass sich so viele Frauen und Männer in den Dienst des Staates stellen wollen, finde ich sensationell“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). „Nachdem wir letztes Jahr mit dem größten Einstellungsjahrgang bei der Polizei Nordrhein-Westfalen Geschichte geschrieben haben, machen wir weiter damit und bauen den Personalkörper weiter auf“, betonte Reul. Zum Vergleich: Vor vier Jahren war noch mit rund 2500 Anwärtern ein neuer Einstellungsrekord erzielt worden. Insgesamt hatten sich mehr als 11.200 junge Menschen bei der Polizei beworben. „Wir nehmen natürlich nicht jeden und sieben aus“, heißt es aus Polizeikreisen. 281 der aktuellen Anwärter sind sogenannte FOSler. Sie kommen aus dem erst vor zwei Jahren eingeführten Bildungsgang „Fachoberschule Polizei (FOS)“, der sich an Realschulabsolventen richtet.
Die jährliche Abbrecherquote ist viel zu hoch und steigt
Kritik kommt von den Polizeigewerkschaften, die zwar die hohe Zahl an Einstellungen begrüßen, aber auf eine viel zu hohe Abbrecherquote hinweisen. „Was nützt es uns, 3000 Kräfte einzustellen, wann davon während der Ausbildung viele wieder aufhören?“, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Erich Rettinghaus. „Wir dürfen auf keinen Fall die Ansprüche herunterfahren und aufweichen, nur um hohe Zahlen zu bekommen. Man muss also nicht um jeden Preis an der 3000-Marke festhalten, wenn Qualifikationen nicht so sind wie gewünscht“, so Rettinghaus. Die jährliche Abbrecherquote sei viel zu hoch. „Das verursacht natürlich auch enorme Kosten“, so Rettinghaus weiter.
Kritik der Opposition im NRW-Landtag: unzureichende Ausbildung
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mahnt, dass sich die Landesregierung im Glanz der erhöhten Einstellungszahlen bei der Polizei sonne, sie passe aber die Ausbildungsbedingungen nicht an die Zahlen an. Laut GdP haben vom Einstellungsjahrgang 2023 bereits im ersten Jahr 130 Kommissar-Anwärter/innen freiwillig aufgegeben und sich beruflich neu orientiert. „Das können wir uns nicht leisten“, betonte GdP-Landeschef Michael Mertens. Es liege an den unzureichenden Ausbildungsbedingungen, kritisiert die politische NRW-Opposition im Landtag. „Die schwarz-grüne Landesregierung prahlt mit großen Zahlen, doch die Realität zeigt, dass die Infrastruktur für diese Anwärter völlig unzureichend ist“, sagte der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marc Lürbke. „Es fehlt an qualifizierten Ausbildern und notwendiger Ausrüstung, von Übungswaffen bis hin zu Schutzwesten.“ So würden die jungen Menschen nicht optimal auf ihren Job vorbereitet, das sei „grob fahrlässig“.
Zudem sei die Zahl derjenigen, die die Ausbildung an den Nagel hängen, zuletzt auch noch gestiegen, betont die Innenexpertin der SPD-Fraktion, Christina Kampmann. „Herr Reul sagt immer, das sei in anderen Studiengängen auch so. Aber es muss unser Anspruch sein, die Situation zu verbessern. Wir brauchen diese Polizeikräfte“, sagte sie.
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Siehe auch: Polizei (Artikelübersicht)
Quelle: RN (DZ) vom 24. August 2024