Gesellenstück des Oberkreisdirektors: „Kalbsbries in Rahmsauce“
Geboren 1931 in Husum bis 2013; Oberkreisdirektor. – Von 1980 bis 1991 war er Oberkreisdirektor (SPD) in Recklinghausen, dem einwohnerstärksten Landkreis Deutschlands. Er galt als populär. Nach seinem Jurastudium ging Pezely in die Verwaltung. Er hat auch ein mit Examen abgeschlossenes Sportstudium und war 1959 Deutscher Juniorenmeister im Zehnkampf. Den Weltrekord im Stabhochsprung, der damals bei 4,40 Metern lag, konnte Pezely nicht brechen. Mit 3,80 Metern lag er darunter. Noch mit 37 Jahren gewann Pezely in Wanne-Eikel die Stadtmeisterschaft am Reck, gab aber kurz darauf den Sport auf, denn seine Maxime hieß: „Treibt Sport oder bleibt gesund.“
Recklinghäuser Kreisdirektor ab 1976, danach Oberkreisdirektor
1976 kam Rudolf Pezely zunächst als Kreisdirektor nach Recklinghausen. 1980 wurde er Oberkreisdirektor und leitete als Verwaltungschef die Geschicke des Kreises Recklinghausen, zu dem auch Dorsten sowie neun andere Städte gehören. Seine Arbeitsdevise lautete: Leben und Leben lassen. Seine weltmännische Art erklärt auch seinen humorvollen Umgang mit seinem Spitznamen „Rudi Ratlos“. Wenn irgendwelche Schriftstücke mit ungeklärtem Inhalt auf seinem Schreibtisch landeten, drückte er ihnen den Stempel B. R. auf. Das hieß: Bitte Rücksprache. Daraus machten seine Mitarbeiter „Bin ratlos“. Daraus wurde dann „Rudi Ratlos“. Seine Ehrenämter häuften sich: unter anderem war Rudolf Pezely 1. Vorsitzender des Roten Kreuzes Recklinghausen, 2. Vorsitzender der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“; auch saß er in mehreren Aufsichträten. Sein großes Hobby war der Weinbau. In der Südpfalz besaß er seit Jahrzehnten einen Weinberg. Den selbst gezogenen Müller-Thurgau bot er seinen Gästen im Kreishaus gerne an. Nachdem er wegen einer Trunkenheitsfahrt mit Fahrerflucht aus dem Amt scheiden musste, ging Rudolf Pezely zeitaufwändiger seinem Hobby als Weinbauer nach, wollte noch einmal die Universität besuchen, um Geschichte zu studieren. Daraus wurde nichts, denn die Politik ließ ihn nicht los wie ein weiteres Hobby, das Kochen im „Club kochender Männer“. Mit dem „Kalbsbries in Rahmsauce“ erwarb er sich den Titel „Chef de Cookie“, eine Art Gesellenprüfung.
Berater der finanziell notleidenden Kommune Marl
Ende 1991 holte ihn der damalige Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe, nach Potsdam, um die regionalen Aufbaustäbe zu betreuen und zu koordinieren. Seit 1994 trug Pezely dazu bei, die Liegenschaften der ehemaligen Braunkohlereviere in Ostdeutschland zu sanieren. Von seinem Ruhestands-Wohnsitz in Rheinland-Pfalz wurde er 2007 zurück in den Kreis „beordert“: Regierungspräsident Jörg Twenhöven machte ihn zum Sparberater im Marler Rathaus. Hier setzte er mit ZUstimmung des Rates zwei Beigeordnete ein, konnte aber die Kluft zwischen der damaligen Bürgermeisterin und dem Rat nicht überbrücken. Nach einem Jahr löste der 76-Jährige seinen Vertrag auf. – Rudolf Pezely starb 2013 mit 82 Jahren.