Unterricht an der gewerblichen Sonntagsschule gab es ab 1830
Die Beruflichen Schulen haben in Dorsten eine lange Tradition, die mit der gewerblichen Sonntagschule 1830 begann (bis 1870). Mit ihr sollte das berufliche Können der Handwerker befördert werden. Demzufolge hieß die Schule auch Handwerkersonntagsschule, die mit 40 Schülern aus 20 Berufen (Schiffbauer, Schreiner, Strumpfweber, Seilspinner u. a.) im Gebäude des Gymnasium Petrinum in der Klosterstraße eröffnet wurde. Gelehrt wurde Rechnen, gewerbliche Geschäftskunde, Religion, Deutsch im Schriftverkehr und Fachzeichnen. Die Anzahl der Schüler schwankte ständig: 1837: 22, 1854: 108, 1884: 23. Es dürften in diesen Erfassungsräumen kaum die Hälfte der jungen Handwerker die Schule besucht haben, was zum Teil auch auf die damalige Schulorganisation der beruflichen Zuordnung zurückzuführen ist. Außerdem zeigten übergeordnete preußische Schuldienststellen kaum Interesse an dieser Schulform.
Von der Handwerkersonntagsschule zur Fortbildungsschule
1887 wandelte die Stadt die Handwerkersonntagsschule in eine gewerbliche Fortbildungsschule mit Ortsstatut um. Da noch andere Fächer hinzukamen, reichte ein Schultag in der Woche nicht aus. Die Schüler mussten auch abends am Unterricht teilnehmen. 1902 zog die Schule von der Klosterstraße in das Gebäude des Gymnasium Petrinum an der Bochumer Straße und belegte auch Räume der Agathaschule am Kirchplatz sowie der „Frauenschule“ der Ursulinen. 1913/14 erreichte sie mit 211 Schülern den höchsten Stand bis zur neuerlichen Umwandlung 1920 von der Fortbildungsschule zur Dorstener Berufsschule, die 1935 mit den bereits 1928 zusammengelegten Berufsschulen von Hervest und Holsterhausen verbunden wurde. Die Regierung führte eine dreijährige Berufsschulpflicht für alle Jugendlichen unter 18 Jahren ein, die ab 1938 das Reichsschulpflichtgesetz regelte. Im gleichen Jahr zog die Schule in das Gebäude der Marienschule.
Bis 1954 hatte die Berufsschule dort fünf Klassenräume, die landwirtschaftlichen Schüler blieben in den Schulen ihrer Landgemeinden; die 81 Klassen der mittlerweile 2.240 Berufsschüler waren in verschiedenen Schulen untergebracht. Im gleichen Jahr wurde aus der Berufsschule eine berufliche Gesamtschule mit verschiedenen Schulformen und ständigen Veränderungen, die bis in die 1990er-Jahre hinein reichten. Auch erfuhren die Beruflichen Schulen in der Nähe des Gemeindedreiecks ab 1960 ständige bauliche Erweiterungen. 1960 wurde auch eine Handelsschule eingerichtet. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist der Kreis Recklinghausen Schulträger.
Landwirtschaftsschule seit 1922 in Dorsten
Die für die Ausbildung des bäuerlichen Nachwuchses wichtigste Schulart war die Landwirtschaftsschule, verbunden mit einer Wirtschaftsberatungsstelle. In der Regel verfügt jeder Kreis über eine Landwirtschaftsschule. Da sich das Vest Recklinghausen über eine sehr große landwirtschaftliche Nutzfläche erstreckt (etwa 40.000 Hektar), entstand neben der bereits 1896 in Horneburg eingerichteten Landwirtschaftsschule 1922 eine solche Einrichtung in Dorsten. Die Schule fiel 1944 einem Bombenangriff zum Opfer und war daher in der Wirtschaft Kremerskothen in Ulfkotte untergebracht gewesen, bis sie nach Wiedererrichtung des Gebäudes ihren Betrieb an der Bochumer Straße wieder aufnehmen konnte.
In Berufskollegs unterrichten im Kreis 800 Lehrer derzeit 18.400 Schüler
Der Schulentwicklungsplan des Kreises Recklinghausen 2016 bis 2021 für Berufskollegs sieht für alle acht Schulen des Kreises eine Standortgarantie vor. Neben dem „Paul-Spiegel-Berufskolleg“ in Dorsten mit 1660 Schülern (2015/16), gibt es je Stadt Kollegs in Datteln, Castrop-Rauxel, Haltern und in Recklinghausen drei Kollegs. Insgesamt werden die Schulen von 18.400 Schülern besucht. 2021 werden es voraussichtlich nur noch 16.760 sein. An allen Standorten werden 880 Klassen in 595 Klassenräumen, PC-Räumen, Werkstätten, Fachräume und Labore von 800 Lehrkräften unterrichtet.
Abiturienten ohne Ball verabschiedet, aber mit Zeugnissen
2021 bekamen die 45 Abiturienten des Paul-Spiegel-Berufskollegs der 13. Klassen im Bereich Wirtschaft (Leistungskurs BWL und Mathe/Englisch) und im Bereich Freizeitsportleiter (Leistungskurse Sport und Biologie, Berufsabschluss als Freizeitsportleiter) in der Evangelischen Kreuzkirche in Hervest feierlich die Zeugnisse überreicht und verabschiedet. Nicole Wölke-Neuhaus, überraschte die Abiturienten mit ihrem Besuch und beglückwünschte sie persönlich zum bestandenen Abitur.
Sanierung am Berufskolleg: Container für 1,75 Mio. Euro aufgebaut
Das Hochhaus des Paul-Spiegel-Berufskollegs Dorsten ist marode und muss jahrelang für mehrere Millionen Euro saniert werden. Daher wurden auf einem Parkplatz an der Bismarckstraße/Ecke Am Holzplatz mehrere mobile Container als Klassenersatz für die Schüler aufgebaut. Der Kreis Recklinghausen als Schulträger hat Container für acht Klassen und weitere Räume wie WC, Lehrküche und Abstellflächen für 850 Quadratmeter Nutzfläche angeschafft, sie kosten rund 1,75 Mio. Euro. Wann die Hochhaus-Sanierung beginnt, ist noch nicht ganz klar, die Baugenehmigung ist bereits erteilt. Auch der Parkplatz, auf dem die Container während der mehrjährigen Umbauarbeiten aufgestellt sind, gehört dem Kreis. Lehrer und Schüler können einen Behelfsparkplatz nutzen, der eigens für 100.000 Euro nahe der Zufahrt des Entsorgungsbetriebs An der Wienbecke hergerichtet wurde.
Sanierung am Berufskolleg-Hochhaus wird um 2,3 Millionen Euro teurer
Die drastisch gestiegenen Baukosten – zuletzt durch den Krieg in der Ukraine – führten auch bei den geplanten Baumaßnahmen an fünf Berufskollegs des Kreises Recklinghausen zu teilweise erheblichen Mehrkosten. Nach Feststellungen von Anfang 2023 machte dabei die größte Ausgabe das Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten aus. Die bevorstehende Sanierung des maroden Hochhauses der Schule würden um 2,3 Millionen Euro und damit um 27 Prozent steigen – damit geht die Kreisverwaltung davon aus, dass der Umbau am Ende 10,64 Millionen Euro kosten wird.
Als der Kreistag im September 2019 beschlossen hatte, das siebengeschossige Hochhaus-Gebäude sowohl baulich als auch technisch grundlegend zu erneuern, war die Bau- und Planungsabteilung noch von Ausgaben in Höhe von 8,3 Millionen Euro ausgegangen. Nun rechnet die Kreisverwaltung in einer Beschluss-Vorlage für die Kreis-Politik vor, dass allein die Baukonstruktionen um 1,25 Mio. Euro und die technischen Anlagen um mehr als 700.000 Euro teurer werden als geplant. Das aus dem Jahr 1972 stammende Hochhaus mit seinen Unterrichts- und Verwaltungsräumen hat erheblichen Umbau-Bedarf: Unter anderem soll das Gebäude besser gegen Grundwasser abgedichtet werden, auch die Fassade wird grundlegend renoviert. Ebenfalls neu gemacht werden die Fenster, der Aufzug, die Leitungen, Lüftungs- und Sanitäranlagen und das Dach. Eigentlich sollten die Umbaumaßnahmen schon 2020 starten. Doch da der nicht barrierefreie Aufzug durch einen neuen, außen liegenden ersetzt werden muss und die neue Lüftungstechnik digital und dezentral gesteuert werden soll, hatte es zwei grundlegende Planungsänderungen gegeben – mit der Folge, dass ein EU-weites und länger andauerndes Ausschreibungsverfahren nötig wurde.
Sanierung: Kreis investiert in Dorsten rund zehn Millionen Euro
Rund fünf Jahre lang wird die rund zehn Millionen Euro teure grundlegende Sanierung des maroden Hochhauses des Paul-Spiegel-Berufskollegs in Dorsten dauern. Inzwischen ist das siebengeschossige Gebäude eingerüstet, die ersten Arbeiten haben begonnen – und werden sicherlich noch etwas dauern. Denn der Abbruch der alten Fassade ist aus baulichen Gründen schwierig. Das mehr als 50 Jahre alte Hochhaus mit seinen Unterrichts- und Verwaltungsräumen hat erheblichen Umbau-Bedarf. Beispielsweise bei der Fassade: Die derzeitige Dämmung ist porös und auf dem technischen Stand der 1970er-Jahre. Ebenfalls neu gemacht werden auch die Fenster. In weiteren Schritten soll das Gebäude zudem besser gegen Grundwasser abgedichtet werden, der Aufzug, die Leitungen, Lüftungs- und Sanitäranlagen sowie die Klassen- und sonstigen Räume und das Dach kommen auch nach und nach an die Reihe. Mehrere mobile Container auf dem Parkplatz an der Bismarckstraße/Ecke Am Holzplatz dienen als Ersatzräume während der Sanierung: mit acht Klassen, WC, Lehrküche und Abstellflächen – sie haben darüber hinaus rund 1,75 Mio. Euro gekostet.
Zeichen setzen gegen Rassismus und jede Forum von Ausgrenzung
Gemeinsam Zeichen setzen gegen Rassismus und jede Form von Ausgrenzung, für Respekt und Zusammenhalt im Schulalltag – dafür setzte sich das Paul-Spiegel-Berufskolleg seit Jahren ein. Im Juni 2022 organisierten drei Deutschlehrerinnen gemeinsam mit Schülervertretern und unter der Schirmherrschaft von Landrat Bodo Klimpel einen Literaturwettbewerb gegen Rassismus. Alle Beteiligten zeigten sich begeistert von Einsendungen aus den Kategorien Erlebnisbericht, Kurzgeschichte und Lyrik. Zuletzt wurden in feierlichem Rahmen die Gewinnerbeiträge gekürt und Preise verliehen.
Quelle: Festschrift „150 Jahre Berufliche Schulen der Stadt Dorsten“, Dorsten 1980. – DZ vom 13. Febr. 2023. – DZ vom 16. Juli 2023