Organspenden

Dr. Hans-Ulrich Foertsch zu Organspenden: „Die Situation ist beschämend“

Das Thema Organspende steht 2024 durch politische Initiativen im Fokus. Der Marler Arzt Dr. Foertsch erklärt, warum er eine Widerspruchsregelung für unerlässlich hält. – Beim Thema Organspende wählt Dr. Hans-Ulrich Foertsch drastische Worte: „Die Situation ist beschämend: Deutschland sieht zu, wie tausende von Menschen dahinsiechen, wie sie schleichend und bewusst auf ihr Ende zugehen – nur weil sie kein Spenderorgan bekommen. Und die Familien müssen dabei zusehen. Das ist furchtbar.“ Tatsächlich stehen derzeit mehr als 8000 Menschen auf Wartelisten für ein neues Organ wie zum Beispiel Niere, Herz oder Leber. Für Hans-Ulrich Foertsch ist deshalb die Widerspruchsregelung „unerlässlich“. Diese besagt, dass jede Person automatisch nach ihrem Tod potenzieller Organspender ist, es sei denn, sie hat zu Lebzeiten widersprochen. Derzeit gilt allerdings in Deutschland die Zustimmungsregelung: Nur wer ausdrücklich seine Zustimmung zur Organspende gibt, ist auch Spender.

„Es würden mehr Organe gespendet“

„Durch die Widerspruchsregelung würden Menschenleben gerettet, denn es würden eindeutig mehr Organe gespendet“, betont Foertsch mit Blick auf Länder wie Österreich und Spanien – mit Widerspruchsregelung und höherer Spenderanzahl. Auch der Recklinghäuser Udo Biemann, der selbst vor seiner Leber-Transplantation zwei Jahre lang auf ein Organ warten musste, ist sich sicher: „Dann wären mehr Spenderorgane vorhanden, das würde für mehr Menschen ein Weiterleben bedeuten.“
Das Argument gegen die Widerspruchsregelung, dass Menschen ihren Widerspruch vergessen würden und dann Spender seien, ohne es zu wollen, lässt Hans-Ulrich Foertsch nicht gelten. „Das ist eine Unterschätzung der Menschen. Wer nicht spenden will, der widerspricht auch. Man muss den Menschen zutrauen, bewusst ja oder nein zu sagen“, so der Marler Mediziner. Auch dass die Menschen durch eine Widerspruchslösung quasi zur Organspende gezwungen würden, sieht der Vorsitzende der Ärztekammer Westfalen-Lippe im Bezirk Recklinghausen nicht so: „Es kann doch weiterhin jeder selbst entscheiden.“ So begrüßt Hans-Ulrich Foertsch ausdrücklich die aktuell laufenden Versuche im Bundestag und Bundesrat, eine Widerspruchslösung einzuführen. Dabei hält er es für „menschlich peinlich“, dass erst der vorhandene Mangel an Organen nun möglicherweise zu der Widerspruchsregelung führt: „Eigentlich dürfte gar kein Mangel entstehen.“ – Der Arzt weist darauf hin, dass ein Organspender bis zu fünf Menschenleben retten kann. Und der 87-Jährige betont: „Für diese Menschen bedeutet das Spenderorgan neues langfristiges und leistungsfähiges Leben.“


Quelle: Entnommen tosch in DZ vom 10. Juli 2024

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