Neun-Euro-Ticket

Erfolg: Die Vestische verkaufte in drei Monaten über 213.000 Fahrkarten

Der öffentliche Nahverkehr sei das Rückgrat sauberer Mobilität. Deshalb setzte sich Nordrhein-Westfalen mit einer eigenen ÖPNV-Offensive seit Jahren dafür ein, mehr Menschen zum Umstieg in Busse und Bahnen zu überzeugen. Auch erhöhte das 9-Euro-Ticket die Attraktivität des ÖPNV. Das Ticket war im gesamten Nahverkehr der Bundesrepublik für die Monate Juni, Juli und August 2022 gültig. Die Nutzung der 1. Klasse und des Fernverkehrs der Deutschen Bahn AG waren ausgeschlossen. Wenn sich aber Busse oder Bahnen in Nordrhein-Westfalen um 20 Minuten oder mehr verspäteten oder ganz ausfielen, konnten Fahrgäste in den drei Monaten alternativ auf den Fernverkehr, ein Taxi oder Sharing-Systeme umsteigen und sich die Kosten dafür vom Verkehrsunternehmen erstatten lassen. Die Nachfrage nach den 9-Euro-Tickets war in NRW und bundesweit hoch. Rund 56 Millionen dieser Fahrscheine waren deutschlandweit verkauft worden.

Das 9-Euro-Tickets hatte positive Auswirkungen: weniger Schwarzfahrer

Das Neun-Euro-Ticket war ein Verkaufsschlager – offensichtlich auch bei Menschen, die es vorher ohne gültigen Fahrschein probierten oder sich ein Ticket nicht leisten konnten. „Wir stellen fest, dass die Anzahl der Reisenden ohne gültigen Fahrschein stark zurückgegangen war“, teilte etwa ein Sprecher der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen mit. Der Effekt zeigte sich vor allem im Regionalverkehr auf der Schiene. Im innerstädtischen Nahverkehr hat sich dagegen nicht so viel geändert. Wer ohne gültige Fahrkarte erwischt wird, bekam vom Verkehrsunternehmen ein „erhöhtes Beförderungsentgelt“ (EBE) von 60 Euro aufgebrummt. Während der Monate JuniJuli/August war die Zahl der ausgestellten EBE-Bescheide um zwei Drittel zurückgegangen, sagte ein Sprecher der Nordwestbahn. Auch bei National Express verzeichnete man einen Rückgang (dpa).

Bernd Schwane (CDU) und Heiko Raffel (SPD) ziehen BIlanz

Zu den drei Monaten 9-Euro-Ticket zog die Vestische Straßenbahnen GmbH ein positives Fazit. Doch das CDU-Ratsmitglied Bernd-Josef Schwane gab Verbesserungspotenzial für den Nahverkehr in Dorsten. Insgesamt hat die Vestische Straßenbahnen GmbH in diesem Aktionszeitraum rund 213.000 dieser Fahrkarten verkauft, wie die „Dorstener Zeitung“ (DZ) erfuhr. Bernd-Josef Schwane zeigte sich von diesen Verkaufszahlen wenig überrascht. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat der Stadt Dorsten wisse, dass viele Bürgerinnen und Bürger das 9-Euro-Ticket genutzt hätten, die sonst nicht mit Bus und Bahn gefahren wären.
Diese Beobachtung bestätigt ebenfalls ein Zwischenfazit der Vestischen. Eine Online-Umfrage auf der Internetseite des Verkehrsbetriebs hatte ergeben, dass rund 20 Prozent von etwa 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den ÖPNV mit dem 9-Euro-Ticket zum ersten Mal ausprobiert hätten. Außerdem lasse sich bei den Fahrgastzahlen ein leichter Anstieg beobachten, wenn man Werte aus Juni und Juli 2019 mit denen von Juni und Juli 2022 vergleicht. Die Vestische brachte dies aber nicht in Verbindung mit dem 9-Euro-Ticket, da die vergangenen drei Monate noch nicht abschließend beurteilt werden konnten.
Heiko Raffel: ÖPNV ist sichtbarer geworden. Auch wenn noch nicht vollständig geklärt ist, ob wegen der günstigen Fahrkarte mehr Menschen mit Bus und Bahn gefahren sind, habe das 9-Euro-Ticket den Öffentlichen Prersonennahverkehr (ÖPNV) sichtbarer gemacht, so SPD-Ratsmitglied Heiko Raffel in der DZ. .

Buslinien könnten besser ausgeschildert sein

Beide Politiker sehen allerdings ebenfalls einige negative Punkte, die das 9-Euro-Ticket in Dorsten verdeutlicht hat. Heiko Raffel machte daher den Vorschlag, Linien besser zu kennzeichnen, die beispielsweise Schützenfeste oder andere Veranstaltungsorte ansteuern – quasi als Service für Menschen, die seltener mit dem ÖPNV unterwegs sind. Bernd-Josef Schwane sieht hingegen ein strukturelles Verbesserungspotenzial im Dorstener ÖPNV. Das, was bisher gemacht worden sei, war ein erster Aufschlag. Die Taktdichte für Busse müsse erhöht werden. Die Problematik: Die Vestische befindet sich an ihren Kapazitätsgrenzen und muss ab 1. September 2022 wegen eines hohen Krankenstandes sogar nach einem Notfallplan fahren (Quelle: Julian Preuß in DZ vom 1. Sept. 2022).

Fahrgastzahlen stiegen – Neun-Euro-Ticket war stark gefragt

Die Einführung des 9-Euro-Tickets hat auch in Nordrhein-Westfalen zu einem sprunghaften Anstieg der Fahrgastzahlen geführt. Nach Hochrechnungen von Verkehrsexperten stiegen die Zahlen in NRW im Juni und Juli 2022 im Vergleich zum Mai wochentags um 32 bis 40 Prozent, an den Wochenenden sogar um 44 bis 51 Prozent. Den Abschätzungen zufolge seien die Fahrgastzahlen im Sommer sogar deutlich über das Vor-Corona-Niveau von 2019 gestiegen, berichtete das Ministerium. Das habe sich vor allem an den Wochenenden gezeigt: Während die Nachfrage im Mai samstags noch zwölf Prozent niedriger gewesen sei als drei Jahre zuvor, habe sie im Juni und Juli um 52 Prozent höher gelegen (dpa).

Siehe auch: Neunundvierzig-Euro-Ticket

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