Muttertag

In der weiblichen Jugend ist das Sehnen, eine deutsche Mutter zu sein

Der Muttertag ist ein Feiertag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. Er hat sich seit dem 20. Jahrhundert in der westlichen Welt etabliert. Seinen Ursprung hat der Tag in der englischen und amerikanischen Frauenbewegung 1865 bzw. 1870, die das Ziel hatte, ihre Söhne nicht mehr in Kriegen zu opfern.

Verleihung des von Hitler gestifteten Mutterkreuzes

Verleihung des von Hitler gestifteten Mutterkreuzes

In Deutschland wurde der Muttertag 1922/23 durch den „Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber“ mit Plakaten „Ehret die Mutter“ in den Schaufenstern etabliert und – betont unpolitisch – als Tag der Blumenwünsche gefeiert. Ab 1926 wurde die Werbung des Muttertages an die Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundung übertragen, um „Kirche und Schule“ zu gewinnen. Ein Jahr danach, am 7. Mai 1927, nahm sich die katholisch beeinflusste „Dorstener Volkszeitung“ im Lokalteil des Muttertags an und veröffentlichte einen Appell für die „deutsche Mutter“, wie ihn später die Nazis ab 1933 in deren Sinne nicht hätten besser schreiben können:

„Eine alte nordische Sitte kam zu uns und errang sich in den letzten Jahren mehr und mehr Anerkennung. Das ist der Ehrentag der Mutter am 2. Maisonntag. Der Gedanke, einer besonderen Mutterehrung ist schon sehr alt und man kann fast sagen, die Achtung, die man der Frau, der Mutter in einem Volke zollt, ist ein Gradmesser seiner Kultur. Ein Anzeichen von Gesundung des Seelischen gegenüber dem seelenmordenden Sinnentaumel der Nachkriegsjahre in Deutschland ist die Besinnung auf eines der reichsten und höchsten deutschen Ideale: die deutsche Frau, die deutsche Mutter. In der weiblichen Jugend regt sich langsam wieder ein Sehnen heraus aus der Leere gegenwärtigen Lebens, der Wunsch, deutsche Mutter zu sein. Ja, die Seele des jungen Mannes erwächst langsam wieder ein leuchtendes Bild der deutschen Mutter. Aber nicht nur die politisch nationalen Kreise – unser ganzes Volk soll von dem hohen Gedanken erfasst werden. Jeder hat eine Mutter! – Das spielende Kind, die wild durchs Leben stürmende Jugend, und auch ihr, die ihr selbst Väter oder Mütter seid! Ehret die Mutter am Muttertag, seid um sie, gebt ihr Gaben kindlicher Liebe. Legt Blumen auf ihren Hügel, wenn sie schon ausruht im letzten Schlaf. Dankt mit Gaben der Liebe der armen, kranken und kinderreichen Mütter! Werbt überall dafür, dass am zweiten Maisonntag der deutsche Muttertag gefeiert wird.“

NS-Plakat zum Muttertag

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Feier des Muttertags mit der Idee der „germanischen Herrenrasse“ verknüpft. Gebärfreudige Mütter wurden als Heldinnen am Volk zelebriert, da sie den arischen Nachwuchs förderten. 1933 beging man den Muttertag als offiziellen Feiertag und erstmals am 3. Maisonntag 1934 als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ mit der Einführung des Mütterdienstes.

Die religiös anmutenden Feierlichkeiten („Mütterweihen“) wurden in Konkurrenz zu christlichen Feiern auf sonntags  10 Uhr angesetzt. 1938 wurde zusätzlich das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter eingeführt, das am Muttertag (21. Mai 1939) erstmals verliehen wurde.

In Dorsten von der Partei zu Kaffee und Kuchen eingeladen

Am Muttertag, den 13. Mai 1934, lud die Dorstener NSDAP zur Muttertagsfeier in die Gaststätte Koop am Markt ein. Es gab Kaffee und Kuchen, verteilt von Mädchen des Bundes deutscher Mädels. Kinder spielten auf der Blockflöte und lasen Gedichte vor. Beigeordneter Fritz Köster und Ortsgruppenleiter Ernst Heine sowie Bürgermeister Dr. Gronover hielten pathetische Reden:

„Mutter und Kind sind das Unterpfand für die Unsterblichkeit des deutschen Volkes!“ Über das Radio ertönte eine Muttertagsrede des Reichministers Wilhelm Frick. Er sagte u. a. „Der Muttertag 1934 will die Mutter als Familienhort des Volkes, als Hüterin des Erbstroms ehren, der uns alle gemeinsam mit unseren Ahnen verbindet …“

Gerichtsstreit über die Wertschätzung der Mutter in der NS-Zeit

Moderatorin stolperte im TV über den Muttertag

Moderatorin stolperte im TV über den Muttertag

Über die Mutterrolle im Dritten Reich äußerte sich 2007 die Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, als sie in einer Pressekonferenz ihr Buch „Das Prinzip Arche Noah – warum wir die Familie retten müssen“ präsentierte. Dort sprach sie davon, das „Bild der Mutter in Deutschland“ müsse wieder mehr Wertschätzung erfahren. Wörtlich sagte sie folgende nach den gerichtlichen Feststellungen nicht eindeutigen Sätze:

„Wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. […]  – es war ’ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle – aber es ist eben auch das, was gut war – das sind die Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.“

Das „Hamburger Abendblatt“ schrieb daraufhin u. a., Eva Herman, die wegen ihrer Äußerungen ihren Moderatorinnen-Job als Tagesschau-Sprecherin beim NDR verloren hatte, habe die „Wertschätzung der Mutter“ im Dritten Reich als „sehr gut“ dargestellt. Die Autorin verklagte den Axel Springer Verlag als Herausgeber des „Hamburger Abendblatts“, weil sie sich falsch zitiert sah, und hatte beim Oberlandesgericht Köln erstinstanzlich Erfolg. Springer legte dagegen Revision ein.

Der Bundesgerichtshof wies die Klage Eva Hermans zurück. Die Zeitung habe Hermans Äußerungen „weder unrichtig noch verfälscht oder entstellt wiedergegeben“, hieß es zur Begründung. Zwar schütze das Persönlichkeitsrecht vor „unrichtigen, verfälschten oder entstellten Wiedergaben einer Äußerung“, das sei hier jedoch nicht der Fall. „Die Äußerung lässt im Gesamtzusammenhang betrachtet, gemessen an Wortwahl, Kontext der Gedankenführung und Stoßrichtung nur die Deutung zu, die die Beklagte [Hamburger Abendblatt] ihr beigemessen hat.“ (Az. VI ZR 262/09).

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