Münzen

Stüber und Silbergroschen, Kreuzer und Gulden, Mark und Pfennig

In einigen Städten Westfalens kam es vom 12. bis 14. Jahrhundert zu einer durchgehenden Münzprägung. Die Städte waren vor allem Soest, Dortmund, Münster, Osnabrück, deren Pfennige von gleichem Wert waren und deshalb 1:1 umgerechnet werden konnten. Kleinere Münzstätten gab es in Dorsten und Recklinghausen, wo Pfennige aus Münster nachgeprägt wurden. Im Westen des Reiches war es vor allem der Rheinische Goldgulden, der am Ende des 14. Jahrhunderts zur Standardmünze wurde, auf den alle anderen goldenen und silbernen Sorten in Umtauschbeziehung gesetzt wurden. Auf Wunsch des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises fand im Frühjahr 1661, als das Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg in Kleinstaaterei verfallen war, in Köln eine Konferenz statt, in der die maßgeblichen Stände dieses Kreises mit Vertretern von Kurköln zusammengekommen waren, um vor allem über das Überhandnehmen von schlechtem Kleingeld zu verhandeln. Erreicht wurde aber nichts, da alle Staaten ihre eigenen Interessen verfolgten.

Goldgulden - Geld der letzten Jahrhunderte

Goldgulden – Geld der letzten Jahrhunderte

Ein Wirrwarr an unterschiedlichen Währungen

Nach der Niederlage von Napoleon wurden aus Westfalen und den Rheinlanden preußische Provinzen. Preußen reichte nun von der russischen Grenze im Osten bis an den Rhein im Westen. Schon 1821 führt Preußen ein vereinheitlichtes Münzwesen ein. Ausländische Münzen mit hohen Werten (Gold, Silber) blieben weiterhin gültig. In der täglichen Praxis  wurde allerdings das bis dahin übliche Kleingeld nach einer festgelegten Umrechnungstabelle vorerst weiter verwendet. Offiziell galt in Preußen die neue Währung mit Pfennigen, Silbergroschen und Talern. Der preußische Taler wurde neu definiert. Statt bisher 24 Groschen machten nun 30 Silbergroschen einen (preußischen) Taler. Zu einer Dezimalwährung, wie sie seit etwa 1800 die meisten Staaten Europas eingeführt hatten, konnte sich Preußen noch nicht durchringen. Die fortschreitende Vormachtstellung Preußens in Europa brachten die Nachbarstaaten Preußens dazu, das preußische System anzuerkennen, da sie sonst in die Isolation geraten worden wären. 1857 wurde schließlich in Wien ein Vertrag zwischen allen deutschen Staaten mit Einschluss von Österreich abgeschlossen, der mit dem aus dem preußischen „Vereinstaler“ eine gemeinsame Währung schuf, während es bei den kleineren Münzen noch eine Trennung zwischen nord- und süddeutschen Staaten gab.

Nach Gründung des Deutschen Reiches von 1871 unter Vormachtstellung Preußens wurde in zwei Schritten 1871 und 1873 eine einheitliche Reichswährung geschaffen, die den Teilstaaten noch das Recht zur Prägung eigener Silber- und Goldmünzen ließ, jedoch mit vereinheitlichtem Aussehen (ähnlich dem heutigen Euro). Der preußische Silbergroschen wurde gleichgesetzt mit 10 Pfennigen. 30 Silbergroschen entsprachen demnach einem Taler, so dass diese alten „Vereinstaler“ bis kurz nach 1900 als 3 Mark-Stücke weiterhin in Gebrauch bleiben konnten. Im Ersten Weltkrieg gab es Engpässe in der Materialbeschaffung für das Prägen von Zahlungsmitteln, da Metalle wie Kupfer und Nickel für die Kriegsproduktion benötigt wurden. Münzen wurden nicht mehr geprägt. Daher kam es zu Engpässen in der Versorgung von Wechselgeld (siehe Notgeld).

Dorstener Münzschatz 1888 entdeckt

Spiegelbild der gemischten Münzsorten-Verhältnisse des Hochmittelalters war der 1888 in Dorsten entdeckte Schatzfund von 14 Gold- und 140 Silbermünzen, der nach 1366 verborgen wurde. Der größte Teil des Fundes kam in das Dorstener Heimatmuseum, wo er allerdings in den 1960er-Jahren gestohlen wurde. Die Münzen stammten aus einem weiten Einzugsbereich. Die Goldstücke und größeren Silbermünzen kamen zu einem großen Teil aus dem Rheinland, während das Kleingeld einheimisch war.

Grafenwalder Münzfund im Holzschuh

Beim Hof Eulering nahe dem alten Postweg in Bottrop-Grafenwald wurde 1930 beim Entfernen eines uralten morschen Baumstumpfes ein Münzschatz mit über 500 Silbermünzen aus dem 17. Jahrhundert gefunden. Die Münzen steckten in einem alten Holzschuh. Irgendwie wurden die Münzen offiziell und unter der Hand an Kirchen, Museen. Einige Münzen verblieben in der Gemeinde Kirchhellen  und der Stadt Bottrop. 25 Silberlinge blieben in Grafenwald.  Unter den Münzen befanden sich neben Dorstener Heller auch Klevener Stüber und Prägungen aus Düsseldorf, Köln, Emmerich, Werden (siehe Münzmeister, siehe Münzstätte).

Umrechnungstabelle der einzelnen Währungen

Bütken (1490), 12 Bütken = 1 Schilling; 16 Schillinge (1427) = 1 Mark; 1 Durstenscher Taler (1618) = 39 Stüber; 1 Goldgulden (1714) = 20 Kreuzer, 93 Goldgulden = 1 Feine Mark; 1 Goldgulden (18. Jh.) = 2 Reichstaler; 1 Mark (1300) = 960 Pfennige, 1 Feine Mark (16. Jh.) = 93 Goldgulden; 16 Dorstener Schillinge (1427) = 1 Mark, 8 Schillinge (1430) = 1 Rhein. Goldgulden, 1 Schillinge (1685) = 14 Deut, 52 Schillinge = 1 Reichstaler, 1 Schilling (1821) = 6 Pfennige, 16 Schillinge = 15 Silbergroschen, 1 Schilling (1860) = 7 Silbergroschen; 30 Stüber (1618) = 1 Durstender Taler, 1 Kölner Stüber (1741) = 2 Pfennige, 2 Stüber = 1 preußischer Groschen, 1 Stüber = 2 Kreuzer, 60 Stüber (1797) = 1 Reichstaler.


Quelle:
Bei starker Zusammenfassung teilweise wörtlich übernommen: Peter Ilisch „Geldumlauf im Vest und Kreis Recklinghausen“ in „Vestgeld, Zahlungsmittel im Vest und Kreis Recklinghausen“ (Ausstellungskatalog), hg. vom Arbeitskreis Archive und Museen im Kreis Recklinghausen und Bürgermeister der Stadt Gladbeck, 2009.

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