Politikwissenschaftler, Stasiforscher und Leiter der Spionageabwehr in Berlin
Geboren 1960 in Haltern am See, in Lembeck (Dorsten) aufgewachsen und zur Schule gegangen; Politologe und Buchautor. – Er studierte in Münster und an der FU Berlin, absolvierte das Studium 1989 als Diplom-Politologe, bewarb sich 1992 als wissenschaftlicher Referent beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, landläufig „Gauck-Behörde“ genannt, und wurde unter 700 Mitbewerbern genommen. Sein dienstlicher Auftrag ist die Forschung über inoffizielle Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Müller-Enbergs betreute 1995 das „Gysi-Gutachten“. Er leitete die Forschungsgruppe „Rosenholz“, deren Bericht im Jahre 2007 veröffentlicht wurde. Typisch für ihn ist, Erkenntnisse unaufgeregt in die Diskussion zu bringen. So hatte er den im August 2007 als Sensation angesehenen „Schießbefehl“ der DDR-Grenzbehörden zutreffend als „Auftrag: Fahnenfluchten verhindern“ zehn Jahre zuvor in einer Publikation der Bundeszentrale für Politische Bildung veröffentlicht. Unter 640.000 Akten brachte er im Jahre 2009 einen Fund zutage, der in der Bundesrepublik Furore machte. Zusammen mit seiner Kollegin Cornelia Jabs konnte er die IM-Tätigkeit des Westberliner Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras entdecken und nachweisen, der am 2. Juni 1967 bei Studenten-Demonstrationen in West-Berlin den Studenten Benno Ohnesorg von hinten in den Kopf schoss und tötete. 2007 promovierte Helmut Müller-Enbergs an der TU Chemnitz zum Dr.phil., war 2007/08 Visitor scholar an der Michigan University (USA), 2008/09 hatte er eine Gastprofessur, seit 2010 ist er Honorar-Professor am Zentrum für Kalten-Kriegs-Studien der Syddansk Universität in Odense (Dänemark). Er hält Vorträge in Harvard, Paris, Moskau und Washington – und auch in Dorsten.
Die deutsch-deutsche Geschichte ist noch nicht fertig geschrieben
Dr. Helmut Müller-Enbergs schrieb bis jetzt etwa 30 Bücher, wie das Lexikon „Wer war wer in der DDR?“ Er befasste sich schon häufig mit einzelnen Lebenswegen, sei es der des gestürzten SED-Politiker Rudolf Herrnstadt oder der des Pfarrers Oskar Brüsewitz. Der Forscher schätzt, dass die Stasi im Westen rund 12.000 Mitarbeiter hatte, für die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch gerichtsverwertbare Beweise zusammengetragen werden müssen. Dazu Müller-Enbergs in der Dorstener WAZ vom 25. Juni 2010: „Die deutsch-deutsche Geschichte ist noch nicht fertig geschrieben, aber ich werde dazu beitragen.“ 2010 wurde Müller-Enbergs für die Fraktion Bündnis90/Die Grünen als Sachverständiges Mitglied in die Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Geschichte und Bewältigung von Folgen der SED-Diktatur und des Übergangs in einen demokratischen Rechtsstaat im Land Brandenburg“ gewählt. Diese Untersuchungskommission überprüft Mitglieder des Brandenburgischen Landtags auf eventuelle Stasi-Vergangenheit. – Zu Dorsten hat der Stasi-Forscher immer noch enge Verknüpfungen. Gegenüber der WAZ sagte er: „Dorsten ist immer noch mein emotionaler Bezugspunkt (siehe Frindt).
Quellen: Julia Emmerich in WAZ vom 25. Juni 2010. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – Website des Lincks-Verlags.