Holsterhausener Familienbetrieb in der vierten Generation
Um 1720 wurde die Holsterhausener Pliestermühle (genannt 1616) an der Pliesterbecker Straße zerstört. Die zum Gutshof Hagenbeck gehörende Wassermühle war allerdings zu klein, um Holsterhausen versorgen und den Müller ernähren zu können. Daher wurde für die Hagenbecker Mühle ein Müller gesucht. Den fand man im Münsterland. So kam der erste Mense nach Hagenbeck, um die dortige Mühle zu betreiben. Seine Nachkommen führten die Mühle bis etwa 1900 weiter. Um 1910 erwarb Heinrich Mense, der damalige Müller auf Hagenbeck, das Grundstück an der heutigen Pliesterbecker Straße/Ecke Hauptstraße im Dorf Holsterhausen und erbaute dort die heutige Walzenmühle mit Dieselantrieb. Heinrich Mense starb 1936. Die Geschäfte führte seine Witwe weiter, bevor sie diese an den Sohn Ludwig übergab. Mit Thomas Mense wird der Betrieb heute in der 4. Generation mit deinem Tierfuttermittelverkauf und Landhandel betrieben. Im Januar 2015 verkündete er das Aus für den tradionellen 102 Jahre alten Betrieb an der Pliesterbecker Straße. Ende 2015 wurden die Gebäude abgerissen. Dort sollen nun bis Herbst 2016 fünf Einfamilien-Reihenhäuser samt Parkplätzen entstehen.
Jüngste Müllermeisterin in NRW
Ludwig Menses Brüder Heinrich und Wilhelm bauten eigene Mühlenbetriebe in Holsterhausen bzw. Hervest-Dorsten auf. Der Betrieb von Heinrich Mense in Holsterhausen wurde wegen Fehlens eines Nachfolgers in den 1990er-Jahren aufgegeben. Wilhelm Menses Betrieb in Hervest-Dorsten wird heute von Barbara Mense, der bis dahin jüngsten Müllermeisterin in Nordrhein-Westfalen, weitergeführt. Das Unternehmen ist einer der letzten handwerklichen Mühlenbetriebe im Regierungsbezirk. Zweites solides Standbein der gelernten Verfahrenstechnologin Barbara Mense für Getreidewirtschaft ist der seit mehr als 25 Jahren bestehende Bioladen in Hervest-Dorsten. „Ein Bioladen war für sie die perfekte Ergänzung zu dem Mühlenbetrieb, der schon aus Tradition hochwertige Naturprodukte verarbeitet. Denn die Mühle musste sich auf das Mahlen von Roggen und Dinkel spezialisieren, um dem großen Mühlensterben in den 1950er-Jahren zu entgehen.“ (Dorstener Zeitung).
Mühle Mense 2022 vor dem Aus – Großkunden bekommen kein Mehl
Die Mühle Mense in Hervest stellt ersten Halbjahr 2022 die Produktion für Großkunden ein. Der einzige Mitarbeiter im Mühlenbetrieb hat zum 1. Mai eine neue Anstellung bei einem Konkurrenzbetrieb gefunden. Barbara Mense, gelernte Müllerin, eine von ganz wenigen in Deutschland, hatte den Betrieb im Jahre 2000 von ihrem Vater Wilhelm (85) übernommen. Dessen Gesundheitszustand war nun mitentscheidend für die Zäsur. Wilhelm Mense hatte sich bis zuletzt um die Disponierung und den Getreideeinkauf gekümmert, was er aus Altersgründen nicht mehr schafft. Die „Unternehmerin des Jahres 2021“ in Dorsten räumt allerdings auch ein, dass die wirtschaftliche Lage immer schwieriger geworden sei. „Wir müssten den Mühlenbetrieb technisch modernisieren, das Personal aufstocken und neue Fahrzeuge anschaffen“, sagt sie. Außerdem steigen die Energiepreise rasant, und ein Lieferant sei insolvent geworden. „Damit sind die Vertragspreise hinfällig. Es ist jetzt für uns schwierig, marktfähig zu bleiben.“ Auch für Großkunden ist das Aus der kleinen Mühle ein Einschnitt. Dazu zählt auch die Bäckerei Imping. Was die Familie eines Tages mit dem Mühlengebäude macht, steht noch nicht fest. „Der Müllerei werden wir natürlich treu bleiben“, sagt Barbara Mense. „Wir haben die Möglichkeit im kleinen Stil weiterhin Getreide zu vermahlen. Die Mengen sind kleiner – aber die Qualität stimmt.“ Barbara Mense als Unternehmerin erhalten bleiben. Den Bioladen an der Glück-Auf-Straße führt sie nämlich weiter und verkauft dort etwa 4.500 Artikel.
Siehe auch:
Mühlen (Artikelübersicht)
Quelle:
Website Mühle Ludwig Mense. – Stefan Diebäcker in DZ vom 16. März 2022