Lüttringhaus, Walter

Ertappte Schmuggler erschossen 1933 bei Lembeck den Oberlandjäger

Begräbnis des Landjägers Lüttringhaus

Begräbnis des Landjägers Lüttringhaus

1895 bis 1933 in Lembeck; Landjäger. – Ein 1934 enthüllter Gedenkstein – etwa einen Kilometer nördlich vom Ortskern in Lembeck an der Gabelung der Rekener Straße und des Große-Vorholt-Wegs – erinnert an einen Totschlag, der im März 1933 für Aufsehen sorgte. Denn das Opfer war der Oberlandjäger (Polizist) Walter Lüttringhaus, der mit dem Fahrrad auf Streifenfahrt gewesen war. Er kontrollierte einen parkenden PKW, in dem zwei Männer saßen, die Schmuggler hätten sein können. Bereitwillig übergaben sie dem Polizisten ihre Ausweispapiere. Als Lüttringhaus aber eine Leibesvisitation vornehmen wollte, zog einer der Männer eine Pistole. Der 38-jährige Polizist flüchtete mit dem Fahrrad, hielt aber 15 Meter weiter wieder an, um die beiden Männer zu beobachten und eventuell dingfest zu machen. Bei einem Schusswechsel wurde Lüttringhaus schwer am Kopf getroffen und brach zusammen. Er starb am 2. April. Die beiden Männer flüchteten mit ihrem Wagen. In Wulfen konnten sie gestoppt und festgenommen werden. Bei ihrer Vernehmung gab der 22-jährige Todesschütze an, er sei Fürsorgezögling und mit seinem 28-jährigen Komplizen auf Diebestour gewesen.

Am ersten Jahrestag der Tat wurde am Tatort der Gedenkstein enthüllt

Gedenkstein am Tatort; Foto: Wolf Stegemann

Gedenkstein am Tatort; Foto: Wolf Stegemann

Im September 1933 fand vor dem Landgericht Essen die Schwurgerichtsverhandlung statt. Der Staatsanwalt plädierte auf Mord und beantragte die Todesstrafe und zeitliche Zuchthausstrafen für weitere Delikte, sein Komplize sollte für viereinhalb Jahre ins Zuchthaus. Das Gericht erkannte auf schweren Totschlag und verurteilte den Täter zu lebenslanger Zuchthausstrafe und lebenslanger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Die Diebstähle wurden mit fünf Jahren Ehrverlust bestraft. Sein Komplize erhielt wegen Begünstigung drei Jahre Gefängnis. – Im Beisein der Familie Lüttringhaus, der örtlichen und regionalen Prominenz, der NSDAP-Ortsgruppe Lembeck und der Kreis-NSDAP, der SA, Feuerwehr, Kriegerverein und Musikkapellen sowie von Polizeiabordnungen enthüllte Landrat Dr. Rieth am 1. Jahrestag der Mordtag, am 31. März 1934 einen von der Gemeinde Lembeck und der Gendarmerie errichteten Gedenkstein mit der Inschrift: „Gott mit uns! Hier fiel durch Mörderhand am 31. März 1933 der Oberlandjäger Walter Lüttringhaus in Ausübung seines Berufes.“ Die Enthüllung des Gedenksteins war so zu einer politischen Demonstration im jungen nationalsozialistischen Reich für eine Tat benutzt, die jeglichen politischen Hintergrundes entbehrte. Unter den Rednern war auch Gendarmeriehauptmann Carsten, der in seiner Ansprache auch der 112 Polizisten gedachte, die durch Mörderhand und weiterer 62 Kameraden, die durch Unfälle im Dienst in den Jahren zwischen 1919 und 1933 zu Tode gekommen waren.


Quelle:
Manfred Steiger: „Schwere Bluttat in Lembeck vor 70 Jahren“ in HK 2003.

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