Der vielseitige Architekt prägte das Nachkriegs-Stadtbild
Geboren 1928 in Dorsten bis 2011 ebenda; Dipl.-Ingenieur und Architekt. – Im Jahre 2008 stiftete die Stadt Dorsten einen Kulturpreis in Form einer von Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula) entworfenen Medaille, die auf Anregung von Altbürgermeister Heinz Ritter im Stiftungsjahr erstmals dem Holsterhausener Architekten Manfred Ludes für dessen Lebenswerk an seinem 80. Geburtstag verliehen wurde. Der Kulturpreis wird auf Grund von Vorschlägen aus der Bürgerschaft an Preisträger vergeben, die über die Stadtgrenzen hinaus zum Ansehen der Stadt Dorsten beigetragen haben.
Eingeprägtes Ereignis: Als 16-Jähriger die Zerstörung Dorstens erlebt
Manfred Ludes war der Sohn von Nikolaus Ludes, der von 1922 bis 1959 stellvertretender Direktor der Zeche Fürst Leopold war. Als 16-Jähriger erlebte Manfred Ludes 1945 die Zerstörung Dorstens durch Bombenangriffe, studierte nach dem Krieg Architektur, gründete 1954 sein Büro in Dorsten. In seinen beruflichen Aktivitäten war Manfred Ludes ungewöhnlich vielseitig. In Dorsten entwarf, entwickelte und baute er Sakral- und Profanbauten, Brücken und Brunnen. Daher kolportierten Eingeweihte bereits die Umbenennung der Stadt Dorsten in „Ludes an der Zschoch“ (Architekt Zschoch war ebenfalls ein vielseitiger Architekt in Dorsten). Manfred Ludes war auch als Sachverständiger bei Gerichten tätig, fungierte als Vorsitzender von Preisgerichten und gewann selbst bei Wettbewerben über dreißig Mal erste Preise. Er war an Forschungsprojekten beteiligt und dozierte an der Fachhochschule Bochum.
Bald eine Ludes-Dynastie der Architektur
Nach dem Stadtbaumeister Ludwig Maduschka, der beim Wiederaufbau der Stadt die historischen Grundrisse vorgab, prägte kein anderer das städtebauliche Bild der Nachkriegsstadt so sehr wie Ludes. Die Reihe der Bauten, die er in Dorsten errichtete, ist lang: Realschule der Ursulinen, Gymnasium Petrinum, Bildungszentrum Maria Lindenhof mit VHS und Stadtbibliothek, Neubau St. Elisabeth-Krankenhaus, Pfarrkirche Hl. Kreuz in Altendorf-Ulfkotte, die neue Franziskanerkirche und das Kloster (zusammen mit Zschoch), Antoniuskirche Holsterhausen, Hochstadenbrücke und vieles mehr. Ludes beteiligte sich auch an Forschungsaufträgen („Flexibles Wohnen“, Finnstadt in Wulfen, kostengünstiges Bauen von Krankenhäusern) und zeichnete sich als Vorsitzender des Dorstener Kunstvereins mit der Sammlung Glasmalerei aus. Seine Söhne Michael und Stefan sind in seine Fußstapfen getreten, seine Tochter ist Lehrerin und ein weiterer Sohn Meteorologe.
Im Jahre 2001 veröffentlichte Ludes ein Buch, in dem er 40 Kirchen und Kapellen mit Bildern und Texten vorstellte, die er gebaut, umgestaltet und modernisiert hatte. Darunter die Kirchen Hl. Kreuz und St. Nikolaus in Dorsten bis hin zu St. Hedwig in Paderborn: Manfred Ludes „Sakralbauten. Projekte 1964 – 1968“, Müller und Busmann, Wuppertal 2001.