Unterschiedliche Auffassungen, wo der Fluss einst verlief
Zur Zeit der Römer schlängelte sich die Lippe nördlich des heutigen, gerade verlaufenden Flussbettes zwischen Hohenkamp und Gartenstraße südlich vorbei am Römerlager in Holsterhausen. Bis zum 6. Jahrhundert fand die Lippe ihren Weg südlich der Altstadt (auf Plan Nr. 1), danach über den heutigen Marktplatz (auf Plan Nr. 2), der rund 5,5 m tiefer lag, wobei zwischen dem alten und neuen Lippelauf eine Inselsituation entstand, die Hans Lampen, der die Geschichte der Lippeverläufe detailgenau erforschte und fachlich dokumentierte, als „Insula Durstinon“ bezeichnete. Den Ursprung der Stadt Dorsten legt Lampen in den Bereich des Essener Tors bis zu einer gedachten Linie zwischen dem Seniorenstift St. Elisabeth und dem Recklinghäuser Tor. Damit steht seine Folgerung im Gegensatz zu der anderer Geschichtsforscher (wie Dr. Schuknecht), die den Ursprung der Stadt weiter nördlich sehen. Nach etwa dem Jahre 750 fand die Lippe ein neues Bett zwischen Maria Lindenhof und Hohenkamp (auf Plan Nr. 3), das sie in den folgenden Jahren behielt, bis sie im Zuge des Kanalbaus im Jahre 1930 etwa um 400 m nördlich verlegt wurde. Dr. Georg Feil sen. schrieb in der „Vestischen Zeitschrift“ von 1930, dass die Böschung des südlichsten alten Lippelaufes deutlich am ehemaligen Kohlhaus zu erkennen sei, der in Dorsten den heutigen Alten Postweg berührte und dann östlich der Alleestraße nicht mehr zu erkennen war, weil die bei Hochwasser vom Schölzbach angeschwemmten Sandmassen alles einebneten. Der nördliche Lauf sei an der Mittelstraße und am Bergkamp zu erkennen. Das jüngste Lippebett, so Feil, sei südlich der Stadt die Mulde des Blumenthals. Das Bett sei am heutigen Südwall verlaufen.
Quellen:
Georg Feil „Alte Lippeläufe bei Dorsten“ in Vestischer Zeitschrift 1930. – Hans Lampen „Insula Durstinon“, Dorsten 1996.