Viehmarkt und Kirmessen auf Dorstens traditionellem Festplatz
Einer der historischen, sozialhistorischen und in der Wirtschaftsentwicklung der Stadt wichtigen Bereiche ist das Lippetal, wo einst auf dem südlichen Ufer zwischen der alten Holzbrücke und der Eisenbahnbrücke unter hohen Kastanien und Linden die Dorstener Schiffbauer ihre Werkstätten, die so genannten „Stellungen“, hatten. Es war auch der Platz, auf dem die Viehmärkte abgehalten wurden und sehr lange bis in die heute Zeit hinein die traditionellen Katharinen- und die Nikolauskirmessen den Dorstenern vergnügliche Stunden bereiteten. Auch die Schützen feierten dort und die Freiwillige Feuerwehr hatte seine Wache im Lippetal. Heute sind die Schiffbauer und Viehhändler schon lange verschwunden, Kirmessen werden dort nicht mehr veranstaltet und die Feuerwehr hat woanders Unterkunft gefunden. Zeichen der Gegenwart: Das Lippetal wurde Parkplatz.
Stadt gewann baureife Grundstücke an der Frontseite zur Straße hin
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein Teil der Straße „Ennewälken“ in das Lippetal einbezogen, das damit fast doppelt so groß wurde als es bis dahin war. Dadurch wurde möglich gemacht, dass der gesamte Viehmarkt dort abgehalten werden konnte, auch wenn gleichzeitig auf dem Platz des Lippetals festlicher Kirmestrubel stattfand. Anfang der 1930er-Jahre wurde der Platz für den Viehmarkt durch eine Doppelreihe von Platanen, Birken und Ahorn-Bäumen neu gestaltet. Parallel zur Neugestaltung lief die Erschließung des Ennewälken, jenes Geländeteils, der bis dahin zwischen dem Eisenbahndamm, der Vestischen Allee und dem damaligen Hochstadenwall (heute Willy-Brandt-Ring) eingekeilt lag. Zwei Straßen wurden durch dieses Gartengelände vorangetrieben, die einen Zugang vom Lippetal und vom Hochstadenwall hatten. Durch eine kostenlose Verkoppelung (Grundstückstausch, Flurbereinigung), an der 15 Gartenbesitzer beteiligt waren, gewann die Stadt einerseits Zusatzgelände für den Viehmarkt und konnte andererseits den Besitzern baureife Grundstücke an der Frontseite zur Straße hin zuteilen.
Kirmes-Angebote verloren an Attraktivität
Immer wieder bauten im Lippetal Zirkusse ihre Zelte auf. Im April 1933 war es sogar ein großes Viermastzelt mit Tierschau und Raubtierfütterung des bekannten Zirkus Straßburger, das damals eines der größten Unternehmer seiner Art war und den besten Ruf genoss. Nachdem auf dem Platz zwischen Kanal und Bildungszentrum das Atlantis-Bad gebaut wurde, mussten die Katharinen- und die Nikolauskirmes auf das Lippetal ausweichen. Für größere Fahrgeschäfte war der Platz allerdings zu klein und der Boden hatte nicht die nötige Festigkeit, so dass die Kirmes-Angebote an Attraktivität verloren haben und ab 2005 keine Kirmessen mehr stattfinden; nur noch die Schützenfeste der Altstadtschützen.