Die meisten unbesetzten Lehrerstellen gab es im Kreis Recklinghausen
Zwischen dem Münsterland und dem nördlichen Ruhrgebiet herrscht bei der Lehrerversorgung ein eklatantes Gefälle. In puncto unbesetzte Lehrerstellen nahm der Kreis Recklinghausen innerhalb des Regierungsbezirks Münster die Spitzenposition ein. Nach Angaben der Bezirksregierung Münster waren im Vest zum Schulstart 72 Lehrerstellen vakant. Im gesamten Regierungsbezirk waren es 173. Der größte Bedarf bestand nach Angaben der Bezirksregierung bei Grundschulen, Förderschulen sowie in der Sekundarstufe 1 an Gesamtschulen. Regional wurden demnach insbesondere neue Lehrkräfte im nördlichen Ruhrgebiet (Kreis Recklinghausen, Gelsenkirchen, Bottrop) gesucht. Der Kreis Recklinghausen hatte im Vergleich zu den anderen Kreisen und kreisfreien Städten im Regierungsbezirk die höchste Einwohnerzahl und folglich mit 80.730 auch die meisten Schüler. Wie unterschiedlich die Lehrerversorgung im Münsterland auf der einen und im nördlichen Ruhrgebiet auf der anderen Seite der Lippe war, zeigt folgender Zahlenvergleich: Im Kreis Recklinghausen entfiel eine vakante Pädagogen-Stelle auf 1121 Schüler, in der Stadt Münster betrug die Relation eins zu 4061. Nur in Gelsenkirchen fiel dieser Vergleich noch etwas ungünstiger aus als im Vest.
Im Kreis Recklinghausen wurden 187 neue Lehrkräfte eingestellt
Im Kreis Recklinghausen waren im ersten Halbjahr 2023, so die Bezirksregierung, 187 neue Lehrkräfte eingestellt worden. Davon arbeiteten 36 an Grundschulen, sieben an Hauptschulen, 16 an Realschulen, 23 an Förderschulen, fünf an Sekundarschulen, 56 an Gesamtschulen, 25 an Gymnasien und 19 an Berufskollegs. Insgesamt unterrichteten aktuell 6595 Lehrkräfte an den Schulen im Vest. Um die am stärksten vom Lehrermangel betroffenen Regionen zu unterstützen, wurden im Grundschulbereich bezirksweit insgesamt 101 Lehrkräfte an unterversorgte Schulen abgeordnet; und zwar überwiegend aus den Münsterlandkreisen in das nördliche Ruhrgebiet, wie die Bezirksregierung erklärte. Damit wurde eine Maßnahme des Handlungskonzeptes des nordrhein-westfälischen Schulministeriums umgesetzt. Die Abordnung ist auf ein bis zwei Jahre befristet. Auch das „Münsteraner Modell“ kam im nördlichen Ruhrgebiet zum Einsatz. Bei diesem von der Bezirksregierung entwickelten Modell wird Pädagogen angeboten, zwei Jahre an einer unterversorgten Grundschule im Kreis Recklinghausen oder Gelsenkirchen zu unterrichten, um im Anschluss an einer „Wunschschule“ eingesetzt zu werden. Im Kreis konnten auf diese Weise drei Stellen besetzt werden. Auch sei es nach Angaben der Bezirksregierung gelungen, Seiteneinsteiger und bereits pensionierte Lehrkräfte für den Unterricht in den Schulen zu gewinnen.
Die Lage könnte sich noch verbessern
Die aktuell vorliegenden Zahlen zu unbesetzten Stellen werden sich nach Einschätzung der Bezirksregierung im Laufe des ersten Schulhalbjahres noch verbessern. Zum 1. November können zum Beispiel Lehramtsanwärter/innen eingestellt werden, die bis zum 31. Oktober ihr Referendariat beenden.
Siehe auch: Schule / Artikelübersicht
Quelle: Michael Wallkötter in DZ vom 10.Aug. 2023