US-Filmemacherin korrigierte das Bild der Amerikaner über Deutsche
Geboren 1958 in Boston/USA; Dokumentarfilmerin und Installationskünstlerin. – 1985 drehte die amerikanische Filmemacherin Deborah Lefkowitz in Dorsten und im Kreisgebiet den Film „Intervals of Silence: Being Jewish in Germany“. Inhalt ist das Verhältnis zwischen Juden und christlicher Bevölkerung 40 Jahre nach dem Holocaust an Beispielen im Kreis Recklinghausen, darunter an exponierter Stelle Dorsten. Der Film wurde 1987 außer Konkurrenz bei den Kurzfilmfestspielen in Oberhausen uraufgeführt. Der inzwischen preisgekrönte Streifen verwebt Schichten von Bild und Ton bis hin zu komplexen Zusammenhängen der Judenverfolgung im Dritten Reich mit persönlichen Erinnerungen der zu Wort kommenden Personen. Neben Oberhausen wurde der Film im Museum of Modern Art in New York vorgeführt, im Museum of Fine Arts und an der Harvard Universität, Film Archive, in Boston, beim Dokumentations-Film-Festival in Leipzig sowie im Berliner Arsenal-Kino. Die US-Zeitung „The Boston Globe“ würdigte ausführlich das Film-Projekt aus Dorsten und dem Kreis Recklinghausen. Zudem hat Deborah Lefkowitz mehrere Filme über den Feminismus gedreht und über ihre Arbeit in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.
Dorsten war Drehort von vielen Szenen des Films
Drehorte für „Intervals of Silence: Being Jewish in Germany“ in Dorsten waren das Gymnasium St. Ursula, der jüdische Friedhof, die Zeche in Hervest Dorsten sowie die Fußgängerzone und der Marktplatz für Passanteninterviews sowie ein Interview mit dem Dorstener Journalisten Wolf Stegemann. Unterstützt wurde sie dabei von Mitgliedern der Forschungsgruppe Regionalgeschichte/Dorsten unterm Hakenkreuz, von der Stadt Dorsten und vom Kreis Recklinghausen. Der 100-minütige Film wurde nach Fertigstellung im Bostoner Studio in US-amerikanischen Instituten, Universitäten, jüdischen Gemeinden und Kulturkinos gezeigt.
US-Medien: der Deutsche in Schaftstiefeln
Umfragen ergeben immer wieder, dass die meisten Amerikaner ihr heutiges Deutschlandbild noch mit dem Deutschland vor 1945 verbinden. Daran seien, wie Lefkowitz betonte, vor allem die amerikanischen Medien schuld, in denen Deutschland, wenn es überhaupt irgendwie im Fernsehen berücksichtigt werde, immer schlecht wegkomme: der Deutsche als uniformierter Massenmörder in Schaftstiefeln der SS. Diesem Deutschlandbild setzte Deborah Lefkowitz ein anderes entgegen. Daher war dieser Film in den USA auch ein wichtiges Dokument der Tatsächlichkeit. Die mehrfach ausgezeichnete Filmemacherin aus Boston studierte an der berühmten Universität Harvard. Dort lernte sie ihren deutschen Mann Georg Michels aus Marl kennen, der in Harvard Dozent für russische und deutsche Geschichte war.
International anerkannte Künstlerin
Deborah Lefkowitz ist mittlerweile als Dokumentarfilmerin und bildenden Künstlerin international anerkannt. Bevor sie eine Ausbildung als Dokumentarfilmerin an der Harvard-Universität in Boston absolvierte, studierte sie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. In Havard lernte sie den Dozenten Georg Michels kennen, der aus Marl stammt, und den sie in Boston in einer jüdisch-christlichen Trauzeremonie heiratete. Ihre ortsspezifischen Installationen für Museen und Galerien sind eine Mischung von Empfindlichkeiten gegenüber Schwankungen von Licht und Choreographie von Bewegung und dreidimensionalen Raum.
Als Anerkennung für ihre innovativen Licht-Installationen, ihre fotografische Bildsprache und für ihre skulpturalen Formen in der Kombination von Bewegung und Sound erhielt sie Einladungen als „Visiting Artist“ am ProArte Institut in St. Petersburg und an der ungarischen Universität Budapest. Sie lehrt an der Universität in Sacramento und der University of the Pacific in Stockton, Kalifornien. Die Kulturabteilung der Stadtverwaltung von Los Angelos hatte Deborah Lefkowitz 2009 durch das „Percent-for-art“-Programm beauftragt, das Treppenhaus und die Fenster der neuen Feuerwache mit einer computergesteuerten permanenten kinetischen Lichtinstallation zu versehen.