Die Bischöfe von Münster waren oft auch die Erzbischöfe von Köln
In Verbindung von geistlichem Bischofsamt und weltlicher, politischer Macht als Landesherr über das Bistumsterritorium bestand die Funktion der Fürstbischöfe, die über Jahrhunderte hinweg das Bistum Münster regierten. Bis zum ersten Fürstbischof Hermann II. war die Geschichte des Bistums und seiner Hauptstadt eine Teilgeschichte des sächsischen Herzogtums. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen trat an die Stelle der zusammengefassten Stammesherzogtümer die Landesherrschaft von Grafen- und Fürstenfamilien (Dynastien).
Die Bischöfe von Münster wurden nun zu selbstständigen Landesherren. Aber anders als die weltlichen Fürsten regierten die Fürstbischöfe nicht absolut und allein. Als Kirchenmänner waren sie unverheiratet und hatten somit keine Erben, denen sie das Bistumsland hätten übertragen können. Sie mussten sich auch mit drei Ständen arrangieren, mit denen sie die Macht teilten, dem Domkapitel, der Ritterschaft und den Städten.
Bistumsland kam mit der Säkularisation an weltliche Herrscher
In langer Folge lösten im Bistum Münster die Fürstbischöfe einander ab. Nicht alle waren bedeutend. Viele Landesherren herrschten über mehrere Bistümer und verwalteten das Bistum Münster von Bonn aus, manche haben Münster nie besucht. Die zeitliche Spanne vom ersten Fürstbischof Hermann II. von Katzenelnbogen (1173 bis 1203) bis zum letzten, Max Franz Erzherzog von Österreich (1784 bis 1801), beträgt mehr als 600 Jahre. Von wirklich herausragender Bedeutung für Münster waren die Fürstbischöfe: Hermann II.; Erpho der Heilige; Dietrich II.; Clemens August; Bernhard von Galen; Franz von Waldeck und Clemens August von Galen. – Mit der Säkularisation endete die Ära der Fürstbischöfe endgültig und das Bistumsland gelangte in den Besitz weltlicher Herrscher (entnommen „Münster von A bis Z“, Aschendorff 2000).
Die Fürstbischöfe
12. bis 19. Jahrhundert. – Hermann II. von Katzenelnbogen 1173 bis 1203; Otto I. von Oldenburg 1203 bis 1218 (zeitweise Gefangennahme durch Otto IV., Teilnahme am Kreuzzug von Damiette); Dietrich III. von Isenberg 1218 bis 1226 (Grundsteinlegung zum dritten Dombau zu Münster, beteiligt an der Verschwörung zur Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. und Absetzung durch Papst Honorius III.); Ludolf von Holte 1226 bis 1247 (Verleihung der Stadtrechte an Ahlen, Beckum, Telgte und Warendorf); Otto II. von Lippe 1247 bis 1259 (Begründer des Niederstifts Münster); Wilhelm I. von Holte 1259 bis 1260;. Gerhard von der Mark 1261 bis 1272; Everhard von Dienst 1275 bis 1301 (weit reichende Zugeständnisse und Machtverlust an die Stadt Münster, dagegen Machtausbau im sonstigen Oberstift, 1287 erste Judenverfolgung während seiner Amtszeit in Münster); Otto III. von Rietberg 1301 bis 1306; Konrad I. von Berg 1306 bis 1310;. Ludwig II. von Hessen 1310 bis 1357 (zeitweise Gefangennahme durch Adolf II. von der Mark, Verschuldung durch Zahlung eines Lösegelds und einer Fehde um Bredevoort, Verleihung von Stadtrechten an Billerbeck, Dülmen, Ramsdorf, Rheine und Sendenhorst, Bischof mit der längsten Regentschaft); Adolf I. von der Mark 1357 bis 1363 (von 1363 bis 1364 Erzbischof von Köln, von 1368 bis 1394 Graf von Kleve und von 1391 bis 1393 Graf von der Mark); Johann I. von Virneburg 1363 bis 1364 (ursprünglich als Erzbischof von Köln gewählt, jedoch von Papst Urban V. nicht ernannt, stattdessen mit dem Bistum Münster entschädigt, von 1364 bis 1371 Bischof von Utrecht);. Florenz von Wevelinghoven 1364 bis 1379 (Rückgewinnung der Stadt Bocholt, von 1379 bis 1393 Bischof von Utrecht); Potho von Pothenstein 1379 bis 1382 (Wechsel auf den Bischofsstuhl in Schwerin, konnte dort seine Regentschaft nicht antreten); Heidenreich Wolf von Lüdinghausen 1382 bis 1392 (Stiftung der bis heute abgehaltenen Großen Prozession in Münster); Otto IV. von Hoya 1392 bis 1424 (von 1410 bis 1424 zudem Administrator des Bistums Osnabrück); Heinrich II. von Moers 1424/25 bis 1450 (gewählt am 31. Oktober 1424, geweiht am 14. März 1425); Walram von Moers 1450 bis 1456 (die Ernennung durch Papst Nikolaus V. ist umstritten, da der zum Stiftsverweser gewählte Johann von Hoya sowie die Stadt Münster und einige Domherren seinen Bruder Erich zum Bischof gewählt haben. Walram von Moers wurden zudem zwei Morde sowie weitere schwere Verbrechen vorgeworfen. Ausbruch der Stiftsfehde als direkte Folge); Erich I. von Hoya 1450 bis 1457 (Gegenbischof zu Walram von Moers); Johann von Pfalz-Simmern 1457 bis 1466 (Kompromisswahl im Rahmen der Beilegung der Stiftsfehde, von 1466 bis 1475 Erzbischof von Magdeburg); Heinrich III. von Schwarzburg 1466 bis 1496 (von 1463 bis 1496 ebenfalls Erzbischof von Hamburg-Bremen); Konrad II. von Rietberg 1497 bis 1508 (von 1482 bis 1508 ebenfalls Bischof von Osnabrück); Erich I. von Sachsen-Lauenburg 1508 bis 1522 (zuvor von 1502/03 Bischof von Hildesheim); Friedrich III. von Wied 1522 bis 1532 (erhielt nie die Bischofsweihe, Beginn der Reformation und Aufstieg der Wiedertäufer in Münster);.Erich von Braunschweig-Grubenhagen 1532 bis 1532 (von 1503 bis 1532 zudem Bischof von Osnabrück und Paderborn; erster Bischof aller drei westfälischen Bistümer in Personalunion); Franz von Waldeck 1532 bis 1553 (von 1532 bis 1553 ebenfalls Bischof von Osnabrück, Niederschlagung des Täuferreichs von Münster); Wilhelm Ketteler 1553 von 1557 (Rücktritt vom Amt, nachdem eine erneute Bestätigung seiner Wahl zum Bischof durch Papst Paul IV. nicht gewährt wurde); Bernhard von Raesfeld 1557 von 1566; Johann II. von Hoya 1566/67 bis 1575 (gewählt am 26. November 1566, von 1553 bis 1574 ebenfalls Bischof von Osnabrück, von 1568 bis 1574 zudem Bischof von Paderborn); Johann Wilhelm von Jülich-Kleve 1574 bis 1585 (mit elf Jahren zum jüngsten Bischof von Münster gewählt, seit 1580 Administrator des Bistums, Abdankung zugunsten von Ernst von Bayern 1585, Herzog von Kleve-Mark und Jülich-Berg von 1592 bis 1609); Ernst von Bayern 1585 bis 1612 (zudem Bischof von Freising von 1566 bis 1612, Hildesheim von 1573 bis 1612, Lüttich von 1581 bis 1612 sowie Erzbischof von Köln von 1583 bis 1612, weiterhin Fürstabt von Malmedy und Stablo von 1581 bis 1612); Ferdinand I. von Bayern 1612 bis 1650 (maßgeblicher Förderer von Hexenprozessen; ebenfalls Bischof von Hildesheim von 1612 bis 1650, Lüttich von 1612 bis 1650 und Paderborn von 1618 bis 1650 sowie Erzbischof von Köln von 1612 bis 1650, weiterhin Fürstabt von Malmedy und Stablo von 1612 bis 1650 sowie Fürstpropst von Berchtesgaden); Christoph Bernhard von Galen 1650 bis 1678 (wegen seiner kriegerischen Auseinandersetzungen auch bekannt als „Kanonen-Bernd“ oder „Bomben-Bernd“, Unterwerfung der Stadt Münster nach anhaltenden Konflikten und zwei Belagerungen, Förderer eines geordneten Schulwesens im Münsterland); Ferdinand II. von Fürstenberg 1678 bis 1683 Reformator in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg; von 1661 bis 1683 zudem Bischof von Paderborn); Maximilian Heinrich von Bayern 1683 bis 1688 (1683 zum Bischof von Münster gewählt, jedoch nicht von Papst Innozenz XI. bestätigt, zudem Bischof von Lüttich von 1650 bis 1688 und Hildesheim von 1650 bis 1688 sowie Erzbischof von Köln von 1650 bis 1688, weiterhin Fürstabt von Malmedy und Stablo 1657 sowie Fürstpropst von Berchtesgaden von 1650 bis 1688; Friedrich Christian von Plettenberg 1688 bis 1706 (Blütezeit des Fürstbistums unter seiner Regentschaft, Bau mehrerer Schlösser, unter anderem das als „westfälisches Versailles“ bezeichnete Schloss Nordkirchen); Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht 1707 bis 1718 (Wahl zum Bischof erfolgte nach Bestechung vieler Domherren, von 1704 bis 1718 ebenfalls Bischof von Paderborn); Clemens August I. von Bayern 1719 bis 1761 (Bau des Max-Clemens-Kanals, zudem Bischof von Regensburg von 1716 bis 1719, Hildesheim 1724 bis 1761, Paderborn von 1719 bis 1761 und Osnabrück von 1728 bis 1761 sowie Erzbischof von Köln von 1723 bis 1761, weiterhin Propst von Altötting von 1715 bis 1722 und Hochmeister im Deutschen Orden von 1732 bis 1761); Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels 1762 von 1784 (Erbauer des fürstbischöflichen Schlosses in Münster, zudem Erzbischof von Köln von 1761 bis 1784.
Maximilian Franz von Österreich 1784 bis 1801 (Reformator im Sinne der Aufklärung und letzter Fürstbischof von Münster, zudem Erzbischof von Köln von 1784 bis 1801 sowie Hochmeister im Deutschen Orden von 1780 bis 1801); Anton Viktor von Österreich 1801 (gewählt durch das Domkapitel am 9. September 1801, Nicht-Anerkennung der Wahl durch Preußen am 15. September 1801, Rücktritt Anton Viktors am 19. Oktober 1801); Sedisvakanz von 1801 bis 1820 (siehe Landesherren von Dorsten).
Maximilian Franz von Österreich war als Bischof von Münster der letzte wirkliche geistliche Landesherr der Herrlichkeit Lembeck; als Erzbischof von Köln (Personalunion) war er zugleich der letzte geistliche Landesherr der Stadt Dorsten.