Kunstbeirat der Stadt Dorsten

Aufgabe: Künstlerisches Potential in der Stadt wecken, aktivieren und planen

Kunstbeirat befasst sich mit öffentlicher Kunst:  2020 verschwundener Brunnen an der Lippestraße

Am 31. Oktober 2018 beschloss der Rat der Stadt Dorsten einstimmig die Bildung und Zusammensetzung eines „Beirats Kunst im öffentlichen Raum“. Das Gremium hat die Aufgabe, im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses „Wir machen Mitte“ über die Aufwertung öffentlicher Räume durch Ausstattung mit Kunstgegenständen zu entscheiden. Folgende Ratsmitglieder bzw. sachkundige Bürger wurden bei Gründung in den Beirat bestellt: Christel Briefs (CDU), Rainer Thieken (CDU), Friedhelm Fragemann (SPD), Petra Somberg-Romanski (SPD), Huxel (Grüne), Tristan Zielinski (FDP, inzwischen ausgeschieden), Nadja Pleßmann (damals UBP). Zudem gehörten mit beratender Stimme dem Beirat bei er Gründung an: Stadtbaurat Lohse, der auch den Vorsitz führte, und der damalige Kulturdezernent, das war der Bürgermeister Tobias Stockhoff. Stellvertretende Mitglieder aus den Fraktionen waren bei der CDU und SPD Ratsmitglieder in alphabetischer Reihenfolge, bei den Grünen Susanne Fraund und Mechthild Banach, bei der FDP Carsten Cerweny und Marc Liebehenz und bei der UBP, Weihrauch. Dem Kunstbeirat gehörten zudem bis zu fünf sachkundige Bürger mit Stimmrecht an, die der Beirat selbst wählte: Dr. Hanna Hinrichs,  Dr. Georg Elben,  Prof. Dr. Kreytenberg, Tobias Goebel und  Raul Avellaneda. Statt des Bürgermeisters, dem damals das Kulturdezernat unterstand, gehört jetzt die Erste Beigeordnete Lina Laubenthal als Kulturdezernentin dem Kunstbeirat an. Die heutige Zusammensetzung steht unten im Anhang.

Bestimmte Bereiche der Stadt mit Kunst aufzuwerten

Dieser lokalpolitische Kunstbeirat, dessen Mitglieder über Kunst-Sachverstand verfügen soll(t)en, hat u. a. die Aufgabe darüber nachzudenken, zu beraten und zu beschließen, „wie künstlerisches Potential geweckt und aktiviert“ werden kann, um dann verwaltungsintern eine „Ablauf- und Prozessplanung“ zu entwickeln. Denn die Ausstattung der Stadt mit künstlerischen Elementen im öffentlichen Raum sei innerhalb des Stadterneuerungsprozesses  grundsätzlich förderfähig, so die Beschlussvorlage, soweit Grundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit beachtet werden. Dieser Umstand eröffnet Möglichkeiten zur Aufwertung bestimmter Bereiche in der Stadt. Zu den Aufgaben des Kunstbeirats sollte nach einer Priorisierung von öffentlichen Bereichen auch die Entscheidung über Vorschläge von Künstlern oder Bürgergruppen im Zuge von Wettbewerbsverfahren gehören. Die grundsätzlichen Zuständigkeiten des Umwelt- und Planungsausschusses sowie des Kulturausschusses bleiben von der Tätigkeit des Kunstbeirates allerdings unberührt.
Die Gemeindeordnung sieht die Bildung solcher beschlussartiger Gremien eigentlich nicht vor. Daher, so steht es in den Ratsvorlagen (Drucksache 270/18), ergebe sich auch keine verbindliche Vorgabe, den Beirat nach der Verhältniswahl zu besetzen. Wie vorgeschlagen, sollte sich die Zusammensetzung jedoch in etwa an die Mehrheitsverhältnisse im Rat orientieren. Daher wurden die Fraktionen beauftragt, ihre Mitglieder für den Kunstbeirat vorzuschlagen. Wegen der fachspezifischen Ausrichtung des Beirates sollten diese Mitglieder dem Umwelt- und Planungsausschuss und/oder dem Kulturausschuss angehören.

Beschluss über den Tisa-Brunnen machte den Beirat öffentlich bekannt

Der „Beirat Kunst im öffentlichen Raum“ befasste sich bislang u. a. mit dem Farb- und Lichtkonzept der Hochstadenbrücke sowie den Bahnsignalen als Kunstobjekt auf dem neuen Bahnhofsvorplatz. In seiner bislang 5. Sitzung am 17. Juni 2020 stand der inzwischen entfernte Tisa-Brunnen aus dem Marktplatz auf dem Programm. Bislang öffentlich nicht oder kaum beachtet, geriet der Kunstbeirat  wegen seiner Brunnen-Entscheidung plötzlich in den Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Denn die Beiratsmitglieder entschieden, dass der 1962 von Tisa von der Schulenburg als Kunstwerk geschaffene Brunnen doch kein Kunstwerk sei, sondern lediglich ein Brunnen, der mit Text- und Bildtafeln der Künstlerin Tisa von der Schulenburg geschmückt wurde. Daher, so die Beiratsmitglieder, sollten die zum Teil beschädigten Tafeln, welche die Geschichte der Stadt in Text und Bild darstellen, irgendwo anders der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Er empfahl weiterhin, den Brunnen in seiner bisherigen Form und an derselben Stelle nicht wieder aufzubauen, da nicht der Brunnen als Bauwerk, sondern lediglich die Reliefplatten von Tisa von der Schulenburg, als Kunstwerk zu betrachten seien. Dem folgte der Stadtrat einstimmig und stellte aber in Aussicht, den Tisa-Brunnen als Nachbildung wieder aufzustellen. Der Einschätzung des Kunstbeirats, dass der Brunnen in seiner Gesamtheit keine Kunst ist, widersprechen die belegten Intentionen der 2001 verstorbenen Künstlerin aus ihrem Nachlass. Sie schuf den  Brunnen als Gesamtkunstwerk und beschreibt auch den Zusammenhang von Brunnen, fließendem Wasser und der Geschichte der Stadt und ihrer Menschen. Diese Einlassungen wurden vom Kunstbeirat weder erwähnt noch gewürdigt. Daraufhin ging eine Flut von kritischen Leserbriefen bei der „Dorstener Zeitung“ ein und Bürger kritisierten auch in Internet-Beiträgen vehement Kunstbeirat und Bürgermeister samt Rat. Das Ende ist offen (Stand: Mitte Juli 2020).

Nachtrag am 24. Juli 2020. In der „Dorstener Zeitung“ vom 24. Juli benutzt der städtische Beigeordnete Lohse zum Thema Kritik an der Empfehlung des Kunstbeirat, im Tisa-Brunnen kein Kunstwerk zusehen und ihn deshalb vom Markt nehmen zu können, das Wort „anfeinden“: Zitat: „Der Kunstbeirat wurde nach seiner Empfehlung in Sachen Tisa-Brunnen in öffentlichen Stellungnahmen in Sozialen Medien teils heftig angefeindet.“
Sollte man Kritik der Bürger am Verwaltungshandeln der Stadt verbal in den Bereich der „Feinde“ rücken, auch wenn sie noch so hart empfunden wird?“

Siehe auch: Brunnen-Debatte I
Siehe auch: Brunnen-Debatte II
Siehe auch: Brunnen-Debatte III
Siehe auch: Brunnen-Debatte IV


Anhang: Die Zusammensetzung des Kunstbeirats in der 5. Sitzung: Christel Briefs (CDU), Friedhelm Fragemann (SPD), Thorsten Huxel (Grüne), Rainer Thieken (CDU), Karin Patalla-Franzke (FDP). Externe Beiratsmitglieder waren Dr. Georg Elben (Kunsthistoriker, Marl), Tobias Goebel (Architekt, Dorsten), Dr.-Ing. Hanna Hinrichs (Projektmanagerin Stadtkultur NRW, Gelsenkirchen), Prof. Dr. Gert Kreytenberg (Kunstlehrer a. D., Dorsten). Zu den externen Beratern gehörten  Matthias Feller (Sparkasse Dorsten), André Haase und Rainer Kuehn (Steinmetz, Dorsten). Von der Verwaltung waren Holger Lohse, Mila Ellee, Sabine Fischer, Carsten Ascherfeld und Anja Schäfer.
Quellen: Ratsvorlagen Drucksachen 270/18, 131-1/20. – Debatte um Tisa-Brunnen I, II, III in Online-Magazin „Dorsten-transparent“ – Ludger Böhne, Pressestelle Stadt Dorsten.

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