Künstliche Intelligenz (KI)

Führende NRW-Unternehmen setzen stärker auf künstliche Intelligenz

Bei Henkel hilft ein Chat-Roboter, Hemden zu waschen, Rheinmetall setzt auf autonom fahrende Transporter, bei Ergo gibt ein Computer Auskünfte. Während die Wirtschaft schwächelt, investieren die Unternehmen in NRW zum Ende des Jahres 2024 immer mehr in künstliche Intelligenz, um effizienter zu werden und fehlende Fachkräfte zu ersetzen. Das bestätigten Konzerne wie Telekom, Henkel, Metro, Aldi, Thyssenkrupp und der Flughafen Düsseldorf. Sogar die Landesregierung wartet mit einem neuen KI-Assistenten auf, der den Beschäftigten helfen soll, Briefe zu schreiben oder Vorgänge vom Computer erledigen zu lassen. „KI nimmt aktuell stark Fahrt auf“, sagt Unternehmensberaterin Claudia Schulze von der Spezialfirma Convalid AI. Es gehe dabei immer mehr darum, reale Werte zu schaffen, anstatt die Möglichkeiten der neuen Technologie überwiegend zu analysieren.
Projekte bei Handelskonzernen zeigen, wohin die Reise geht. Als Test bei Aldi Süd in Köln erkennt eine entsprechend aufgerüstete Kasse für den Self-Service, welche Obst- oder Gemüsesorten der Kunde mitnehmen will. Kommen mehrere Artikel infrage, zeigt der Bildschirm alle an und der Kunde hat die Wahl. Bei Mediamarkt/Saturn helfen KI-Programme, bei Reparaturen mögliche Fehler an Produkten zu erkennen. Vorstandschef Carsten Wildberger lässt die Verkäufer schulen, damit diese den Kunden erklären, wie KI manche Produkte aufwertet – so werden Backöfen von Miele verkauft, die automatisch erkennen, welches Gebäck hineingelegt wird. Vodafone investiert weltweit 1,5 Milliarden Euro in eine Kooperation mit Microsoft rund um KI. In Deutschland fallen rund 1800 Stellen weg, auch weil viele Abläufe sich vereinfachen sollen.

Fabriken im Verbund treiben Projekte voran

„Wir wollen Produkte und Services für unsere Kunden künftig doppelt so schnell bauen“, sagt der neue Deutschland-Chef Marcel de Groot. Ziel sei, in drei bis vier Jahren der kundenfreundlichste und einfachste Telefonkonzern der Republik zu werden. Vodafone, Telekom und viele andere Dienstleister wie Mediamarkt/Saturn setzen auf KI-Assistenten, die immer größere Anteile des Service übernehmen. Bewerben sich Interessenten auf eine Stelle, schlägt bei Vodafone der digitale Personalberater eventuell eine andere Position vor, die besser passen könnte.
Auch Henkel, der Flughafen Düsseldorf, Ergo, Thyssenkrupp oder Rheinmetall treiben Projekte voran. Der Chatroboter „Persil-Fleckenhilfe“ von Henkel gibt Ratschläge zum Entfernen von Verunreinigungen, Millionen Daten aus Tests werden zusammenführt, um bessere Klebstoffe zu entwickeln, 30 Fabriken werden im Verbund in Echtzeit gesteuert. DHL plant die Routen von Paketzustellern schon lange per KI, in den Lagerhäusern fahren Tausende Roboter Güter zu den Transportern. Insgesamt zwei Milliarden Euro investiert die Unternehmensgruppe in Digitalisierungsprojekte bis zum Jahr 2025. Bei Ergo werden pro Tag rund 10.000 Anrufe per KI betreut, rund 90 Prozent der eingehenden Dokumente werden automatisch vorsortiert, „Phone-Bots erteilen selbstständig Auskunft über Leistungsstände in der Versicherung oder nehmen Hagelschäden der Kunden entgegen“, sagt eine Sprecherin der Düsseldorfer Versicherung. In der Automobilzuliefersparte von Thyssenkrupp wird der „Industrial Copilot“ von Microsoft genutzt, damit Beschäftigte einfacher Maschinen steuern können – meistens sollen Sprachbefehle ausreichen. Dank KI schafft es Rheinmetall, dass mehrere autonom fahrende Militärtransporter in einem Konvoi fahren. Die Düsseldorfer arbeiten mit Partnern an einer neuen Robotergeneration, die den fast automatischen Betrieb von Fabriken ermöglicht. Und während Russland Soldaten aus Nordkorea einsetzt, um gegen die Ukraine zu kämpfen, sollen die neuen Rheinmetall-Roboter auch „dort arbeiten, wo andere versagen“.


Quelle: Reinhard Kowalewsky in RN (DZ) vom 16. Dezember 2024

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